Die Beraterin - Intermedium
Das ist aus meiner Sicht die Mutter aller Probleme." [Z1]
- Narrativ [was sich so (alles) zwischen Menschen "auf der Straße” erzählt wird]
Politiker sind sinnentleerte, realitätsfremde Wunschdenker. - Propaganda [das Aufgreifen des Narratives als Kernbotschaft der “Eliten”]
Kumulatives Wunschdenken hat im Abbild der Mitte einer Gesellschaft [gemeint (vorerst): Politiker] nichts zu suchen. Die radikale Unterbindung dessen ist eine bürgerliche, unumstößliche Pflicht. - Faktum [die, durch gebetsmühlenartige Wiederholung der Propaganda, entstehende Tatsache]
Realismus ist essentiell und alternativlos. Realismus ist faktenbasierend.
Mit jener Geschichte hat das natürlich alles nichts zu tun, denn für unsere Beraterin steht das Antonym für Realität bereits auf einem soliden Sockel, sowohl als auch deren zugrunde liegende Definition. Ohnehin ist sie die alleinige, weibliche Fürsprecherin ihrer parteilos-faktionalen Organisation. Frei nach Luther [nicht verbildlicht] stehe ich (also) hier, und ich kann nicht anders… als eben das, was ich immer tue - die Fiktion hiermit freizugeben.
Kurzer Prolog (liest sich relativ ähnlich an wie im Teil 1a und Teil 1b und Teil 2 und Teil 3)
Wie mein männliches Pendant, “Der Berater”, sehe auch ich - “Die Beraterin”, abgekürzt DB -, meine Gesprächspartner als Verwalter an. Verwalter, die (sächlich) - abgekürzt: DV.
Der anschließende Dialog beinhaltet große Momente gepaart mit zahlreichen bedeutungsoffenen Elementen. Und wer nicht bittet, kann das Danken auch sein lassen.
DV: Was!?
DB: Erst mal runter von mir.
DV: Jetzt schon?
DB: Ich kann mich auch mal irren.
DV: Moment, warte. Ganz langsam, okay… Gut, dass dein Bett so lang wie breit ist.
(DV robbt sich von DB und landet mehr oder weniger elegant auf ihren Rücken während DB eine Randbemerkung loslässt, die DV offenbar in ihrer Anstrengung überhört.)
DB: Ist es nicht. Man kann die Seite hochklappen, so dass eine ovale Schale entsteht. [Q1]
DV: Sagtest du gerade “irren”? Du? Meinst du wohl, ich wäre dir zu schwer?
DB: Aus meiner Warte betrachtet bist du physikalisch ein Schwerkraftweltler, meine Liebe.
DV: Aha. Und du etwa nicht?
DB: Die Erde ist für mich wie ungefähr für dich ein Besuch auf den Saturn.
DV: Saturn?
DB: Oder Neptun. Irgendetwas dazwischen.
DV: Du willst damit jetzt nicht sagen, dass die Schwerkraft hier niedriger wäre, oder doch?
DB: Warst du schon mal in Ländern am Äquator?
DV: Ja, in Panama.
DB: Da warst du wohl 1000 Kilometer von der angenommenen Großkreisebene entfernt.
DV: Augenblick. Ich war auch schon mal auf der Insel Rólas.
DB: Ilhéu Gago Coutinho. Ein schöner Ort.
DB: Die erspare ich dir, vorerst.
(DB verschränkt ihre Arme hinter den Nacken, DV wälzt sich indessen auf die Seite und legt ihre Hände unter ihrem Kopf.)
DB: Worauf ich hinauswollte: Fühltest du dich dort nicht etwas leichter?
DV: Ich war damals leichter, bestimmt 20 Kilo.
DB: Unabhängig dessen und der gewissen Leichtigkeit, die man in Urlauben verspürt.
DV: Jetzt wo du es sagst. Da könnte was dran sein.
DB: Weißt du, das Ding ist, der Äquator ist weiter weg vom Epizentrum, pardon, Erdmittelpunkt. Die Anziehungskraft ist dort niedriger.
DV: Und das hat soll einen Effekt haben?
DB: Ja natürlich! Der Körper wird leichter - um circa 1,005 Prozent.
DV: Das ist doch marginal.
DB: Hast du in den Urlaub zugenommen?
DV: Ach weißt du, das ist schon so lange her. Warte, das war doch eine rhetorische Frage, nicht wahr?
DB: Keineswegs. Wer auf so eine Insel geht, der bucht Vollpension.
DV: Ja, ist schon gut, zwei oder drei Kilo, aber…
DB: Belassen wir es dabei.
DV: Okay, es waren fünf, aber wir waren da auch zwei Wochen und meine damalige…
DB: … Deine damalige Partnerin hat genauso viel zugelegt, richtig?
DV: Ja, Herrgott! Wir haben halt jeden Tag genossen.
DB: Das hört sich ungemein erotisch an.
(DB dreht sich ebenfalls auf die Seite und fährt mit einer Hand über DVs Brustkorb hinunter zu ihrem Unterbauch. Mit der anderen Hand fasst sie DV an den Hinterkopf, streicht über ihre Haare und küsst sie zärtlich auf den Mund.)
DV: Kann das ein, oder schmecke ich noch den Lebenselixier?
DB: Was würdest du sagen, wenn ich behaupten würde, dass wir hier quasi noch weiter weg vom “Geozentrum” sind. Die Schwerkraft ist so wie auf der Venus, und du müsstest dich locker mal 10 Prozent leichter fühlen.
DV: Oh, wenn das stimmen würde, dann schlage ich vor, dass du ganz schnell die Minibar abschließt.
DB: Und wenn ich gar keinen Schlüssel habe?
DV: Dann bräuchte ich nach jeder neuen Runde jemanden, der meine Gelüste nach einer Stärkung bedient.
DB: Meine Liebe, ich muss dich enttäuschen. Ich habe keinen Schlüssel. Ich habe zwar eine Hausbar, aber diesen kleinen Kühlschrank in der Pantry, den würde ich nicht als Minibar ansehen. Meinen Garten allerdings, den gibt es nur mit Vollpension.
DB: Eher Rohköstlerin.
DV: Wo kommt denn die auf einmal her? Kannst du zaubern?
DB: Keine Magie. Ich “fühle und denke”. Aber bedenke du, meine Liebe: Diese Banane, so wie jede andere Frucht hier aus dem Garten, hat 10 Prozent weniger Gewicht - also, für dich als Schwerkraftler.
DV: Spielt das denn eine Rolle?
DB: Finden wir es doch heraus…
DV: Och, wieso nicht. Du weißt aber, die wird mir bestimmt nicht reichen.
DB: Nach was gelüstet es dir?
DV: Was Süßes wäre nicht schlecht.
DB: Kein Problem, aber mache die Augen zu und: Hände vors Gesicht.
DV: Das bekomme ich hin. Da bin ich Experte.
DB: Dachte ich mir.
(DB “fühlt und denkt” wie bei der Banane erneut und hat sogleich eine ovale Holzschale mit allerlei Früchten vor sich beziehungsweise in ihren Händen.)
DB: Tada! Augen auf.
DV: Verarsche mich nicht. Gib mir die Schale. Ich hab richtig Kohldampf.
DB: Meine Liebe, wenn du alle Früchte kennst, verrate ich dir mein Geheimnis.
DV: Welches Geheimnis? Ach so, das. Ja, okay. Also gut. Lass mal gucken: Das da sind Datteln, ich glaube israelische. Und dies sind türkische Feigen. Das Gelbe ist Litschi, und das so aussieht wie eine unreife Tomate, das müsste eine Kaki-Sorte sein. Die Beeren dürfte ich auch hinbekommen. Maulbeeren, Sultaninen, Preiselbeeren - kann man die roh essen? -, Heidelbeeren, Himbeeren und Physalis. Halt, das da, was so aussieht wie eine abgerundete Brombeere, das ist ganz und gar nicht süß. Ich kenne die.
DB: Die paar Kratzbeeren sind der Nachtisch, ein kleiner Vitamin-C-Schock. Und nun rate weiter.
DV: Okay, die Nüsse sind: Erdnüsse, Walnüsse, Paranüsse, Pinienkerne, Pistazien… und sind das etwa Zedernkerne? Unglaublich.
DB: Ja, sehr gut, meine Liebe. Jetzt musst du bloß noch die große ovale, rötlich-braune Frucht in der Mitte erraten. Das Prunkstück.
DV: Okay, da passe ich. Hab ich noch gesehen. Bitte, so gib mir einen Tipp.
DB: Es ist ein Malvengewächs.
DV: Hm, noch einen?
DB: Es ist eine Schote.
DV: Menno, ich komme einfach nicht drauf. Sag’s mir.
DV: Nun sag schon!
DV: Wenn ich es nicht gesehen hätte, ich würde es nicht glauben.
DB: Greif zu, ich empfehle dir das weiße Fleisch; bei den violetten Bohnen aber, da nehme nicht so viele. Ich nenne sie das “Zitronenbonbon von Eden”. Und die schwarzen Kernstücke, die würde ich lutschen. Mache ich zumindest immer so.
DV: Und das kann ich wirklich alles einfach so essen?
DB: Klar doch. Na ja, vielleicht nicht die ganze Schote. Du bist so etwas nicht gewohnt und könntest eventuell davon Durchfall bekommen. Obwohl, hier eigentlich nicht. Aber wenn du wirklich musst: Drinnen ist eine Komposttoilette. Links fürs kleine Geschäft, rechts für das große.
DV: Boah, ist echt voll wie Zitrone. Okay, erzähl. Ich kann essen und hören.
DV: Mir schwirrt das mit der Blase noch im Kopf herum. Wie nanntest du es noch?
(DV schmeißt sich eine Handvoll Waldbeeren in den Mund und schmatzt genüsslich.)
DV: Hmmm… Blaubeermatsch… Hmm, köstlich und sinnlich zugleich! Leg bitte los.
DB: Ich fange am besten beim Ereignishorizont an. Er wächst in pulsierender Form seit exakt 4124 Erdenjahren. Die Rotation verlangsamte sich und damit einher veränderten sich die klimatischen Verhältnisse. Tag- und Nachtzeiten, das heißt Aufheizung und Abkühlung, wurden länger, was instabilere Temperaturen zur Folge hatte. Dagegen wurde die Erdkruste stabiler und die Corioliskraft wurde schwächer; infolge dessen kommt es heute dort zu weniger Naturkatastrophen, allerdings auch zu einem schlechter einzuschätzendem Wetter beziehungsweise anderen, gänzlich neuen Phänomenen. Der Meeresspiegel an den Polen sank, der am Äquator stieg.
DV: Aha. Zu Physik passt Physalis - aber davor ein paar Litschis.
DB: Du wirst den rechten Topf wohl auch brauchen.
DV: Das lass mal meine Sorge sein. Aber sag mal, wie kommst du auf diese Zahl, wie war sie gleich nochmal?
DB: Verstehe. Mir fällt da ein, ich hatte zu dieser Zahl mal einen Zeitstrang erstellt. Er ist in der Schublade. Bleib sitzen, ich komme vom Bett aus hin.
(DB, die bislang zwischen den ausgespreizten Beinen von DV kniete, geht in die Hocke und steht daraufhin fast aufrecht im Bett vor der halb sitzenden, halb liegenden und futternden DV. Elegant steigt sie über deren linkes Bein zur rechten Seite, geht über eine Kniebeuge wieder nach unten, legt ihren linken Unterarm als Stütze aufs Bett und kramt mit der rechten Hand in einer Art von Katzenbuckel in der Schublade.)
DV: Uha! Meinst du, ich könnte das auch?
DB: Was willst du können?
DB: Kann nicht nachdenken, ich suche, meine Liebe, ich suche.
DV: Weißt du, ich hatte ein paar Stunden Pilates bei einer sehr attraktiven Präventions-Trainerin, stets gekleidet in translucenten schwarzen Leggings aus Nylon.
DB: Du?
(DB setzt sich neben DV und zeigt ihr ein leicht vergilbtes Blatt.)
DV: Ist das Papyrus?
DB: Ja, kannst du auch lesen und essen gleichzeitig?
DV: Freilich, zeig her.
DV: Vor deine wohlgeformten Brüste?
DB: Vor meinen Thorax, ja. Aber keinesfalls anfassen, und beim Essen nicht spritzen. Es soll nicht dreckig werden.
DV: Geht klar, nun zeig schon her.
(Viele Nüsse später.)
DB: Und? Verstanden?
DV: Die 969 von Methusalem hätte ich sogar auswendig gewusst. Du weißt schon: FFM. 969. Kannst du vielleicht später Milutin kommen lassen?
DB: Das ist durchaus unüblich, aber ich könnte es arrangieren.
DV: Super!
DB: Kann ich es wieder einräumen?
DV: Aber nur in der Vierfüßlerstellung.
DB: Meine Liebe, solange du nicht an mir grabschst, gerne.
(DB geht ähnlich vor wie schon beschrieben, “fühlt und denkt” dabei erneut, tut so, als ob sie eine rundliche Frucht im Nachtkästchen findet, setzt sich neben DV und reicht ihr das grün-bräunliche Teil.)
DB: Das musst du probieren. Es ist eine Cherimoya.
DV: Noch nie gehört. Sieht aus wie eine Apfelbirne ohne Stamm mit kleinen Härchen.
DV: Alles klar! Und du erzählst schön weiter. Abgemacht?
DV: Kannst du es beschreiben?
DV: Das klingt ja wunderbar. Nur Essen und Schlafen und ab und zu ein wenig die Fruchtbarkeit erproben. Göttlich! Ein Himmel auf Erden!
DV: Ich mochte die prosaische Erklärung lieber.
DB: Die war nicht von mir. Ich las einen ähnlichen Text mal auf einem Blog.
DV: Mann oder Frau?
DV: Du hast ihn kennengelernt?
DV: Du meinst wohl, du heilst ihn.
DV: Verstehe, das ist also Spielzeug. Gib her, ich bin noch lange nicht satt.
DV: Ich verspeise gerade quasi “Boy Toys”.
(DV lacht herzhaft, DB schmunzelt, legt einen Zeigefinger auf DVs Mund und küsst sie sanft [“fühlend und denkend”] auf die Stirn.)
DV: Und wie soll das gehen?
DV: Und wieso weiß die Weltbevölkerung davon nichts? Wieso weiß ich von alledem nichts?
DV: Aha. Sehr schmeichelhaft. Und von wem bitte wissen diese Leute das? Von alleine sind die bestimmt nicht draufgekommen.
DV: Und wie?
DV: Der erste Hund im All?
DB: Ganz recht.
DV: Sie haben sie grausam sterben lassen. Eine Reise ohne Rückfahrschein sozusagen.
DV: Und an was starb sie dann? Hat man sie, wie vermutet wurde, wohl doch vergiftet?
DV: Wie bitte?
DV: Keine Ahnung, was das ist, aber sag, an was ist sie jetzt gestorben?
DB: Genauer: Die arme Hündin. Ich fand es ebenfalls schrecklich. So furchtbar, dass ich mich in der Pflicht sah, in Kontakt mit dem damaligen Ministerpräsidenten der Sowjetunion zu gehen.
DB: Nikita Chruschtschow.
DB: Kennedy war wohl froh drum, immerhin war er quasi der geistige Urheber des Konstrukts.
DB: Heute liest man davon nichts mehr, aber schon Anfang August 1961 hatte er seinen Berater, Walt Rostow. das ziemlich deutlich gemacht, als er sagte: “Er [gemeint: Chruschtschow] muss etwas tun, um den Flüchtlingsstrom einzudämmen – vielleicht eine Mauer.”
DV: Okay, okay. Sie wissen es von dir. Und sie halten sich offenbar daran. Weil, ich meine, sonst wäre ja längst schon jemand zum Mars geflogen. Nicht wahr?
DV: Weißt du, wir vergessen das einfach. Wir haben nie darüber gesprochen. Ich geh sogleich mal deine linke Komposttoilette aufsuchen - mit Milutins Zaubertrank. Danach habe ich es auf jeden Fall nicht mehr im Kopf. Und wenn ich wieder zurückkomme, dann probieren wir diese Po-Lift-Stellung aus. Abgemacht?
DV: Was bitte?
DV: Ach, der Dildo!
(DV lacht laut auf, DB schmunzelt.)
DV: Ich denke… ich fühle, ich hätte nicht lachen sollen. Ich muss. Ganz dringend. Wo geht’s lang?
DB: Zwischen den Schienen durch die Wand, gleich links herum, und stolpere nicht.
DV: Hey, da ist aber nur eine Wand!
[Q1] Glas, Alexander (d. A.). Die perfekte Schlafstätte - URL https://www.blog.adelhaid.de/2016/04/die-perfekte-schlafstatte.html [26.12.2019].
[Q2] Glas, Alexander (Hrsg.) / GlasTradamus. GzN 7: Die Hachse - Von den eigenen Sphären ins wahre Leben. TWENTYSIX (Kooperation Random House/BoD), Norderstedt 2019, Seite 36. ISBN 978-3-7407-2885-4. Online-Quelle: https://n8ruh.blogspot.com/2019/07/die-hachse-teil-8.html [27.12.2019].