Entstehungstagsprosa, Teil 2

O f F t O p I c (Pt. 45b)
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(zum) Teil 1 (vom 23.08.2017)

Das neue Morgen ist übermorgen und dann noch einen Tag dazu - wer weiß schon was der Morgen bringt!? Es gibt selten Tage an denen ich frisch und munter, ausgeschlafen so gefühlt, aus einer Realität erwache, die mir lebenswerter erscheint als das triste Hier & Jetzt der Wachweltphantasten. Zumeist sind meine ersten Erkenntnisse am frühen Morgen, dass ich a) noch lebe, b) leider schon wieder genau dort, wo ich der Welt entschlief und c) obendrein in der gleichen Zeitperiode. In aller Regel widerstrebt mir diese Eingebung aus dem Nichts in dem ich bin, und so hinterfrage ich es in den ersten Minuten im Grunde dauerhaft. Meinen Leib erkenne ich erst, wenn er schmerzt, weil er läuft. Die Beine bewegten ihn aus Steingemäuern, die man Häuser nennt, in etwas das man “Freie” nennt; seltsam immer wieder, dass ich wenig Natur erkenne, die mich mit ihrer “Freie” wohl aus dem Gedankenkomplex entwinden lassen könnte. Und doch: Hier, zwischen einzelnen Grasansammlungen umringt von Betongebilden, fällt es mir erschreckend auf. Es ist der Punkt d) in meiner tagtäglichen Spirale des Erwachens, der mich am liebsten sterben lassen würde - ich denke in einer Sprache, die diese Bezeichnung nicht einmal verdient hat. Wo sind die Bilder der Nacht, der Träume, die so viel realer sind, als das, was mir hier begegnet? 

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Am Tag der Jährung meiner Entstehung war es sogar noch schlimmer. Ich dachte ich würde von den Stimmen meiner Eltern gerufen werden, zuerst von der meiner Mutter, unmittelbar gefolgt von der meines Vaters; und beide redeten in dieser seltsamen Sprache, die man Deutsch nennt - im Bezug auf die Lautmalerei hoffentlich nicht mehr lange.
Diese Welt hat auch Gutes. Man kann sie sich beispielsweise vernebeln. Rauchen ist die einfachste Alternative, eine gelungene Erfindung. Inspirativ wird es dadurch indes nicht, man überdeckt nur das Gegebene und bremst sich aus, hat man doch diesen Schleier selbstständig zu erzeugen. Eine solche dauerhafte Initiative könnte mitunter tödlich wirken. Und ja, der Konjunktiv hilft hier nicht.

Das neue Gelb hat wenig Schwarz. Es steht festgepflockt seit jeher an der gleichen Stelle oberhalb des Kriegerdenkmalplatzes, der zugleich das Ende eines Ortes einläutet, der wie eine Endstation des Lebens wirkt. Ich weiß nicht, ob da eine Glocke hängt. An den meisten Morgentagen unter einer Woche steht dieses Etwas für mich für den dringlichen Hinweise an jenem Standort Untergrabungen der Existenzerscheinung im Hier & Jetzt tunlichst nicht mehr zu hinterfragen. Ich tue mir jedes Mal schwer es zu negieren und als gegeben anzusehen. Briefkästchen der Deutschen Post (AG) können aber nicht lügen - denn: sie können gar nichts. Darüber hinaus ist mein Herr Postsammler ewiger Junggeselle, der nicht mal einen Baum(-stumpf mit Stiel) für markierungsschwangere oder imponiergeile Hunde ersetzen kann. Er steht da einfach und hat Glück, dass um ihn herum die Natur durch Menschen mit verlängerten Maschinenhänden davon abgehalten wird, so ihr Wachstum zu entfalten, dass der Mann in Gelbschwarz unter ihr begraben wird. Das wäre eine nette Geste in Anbetracht seines Standorts - und auch dafür müsste er nichts tun. 
Das Nichtstun in der eigenen Existenz ist mir seit Anbeginn derer (- dieser? -) versagt. Ich bin da keine Ausnahme. Jedes Lebewesen am Land und in der Luft aalt sich in der Sonne und stirbt. Die Wenigsten machen sich dazwischen großspurige Sprachgedanken. Man könnte fast behaupten, sie ergeben sich dem Unausweichlichen. Wie ich diese Menschen und Tiere an Morgentagen beneide… beneiden könnte! Denn im Prinzip verneige ich mich nur von und vor den Tieren, denn sie unterscheiden nicht zwischen Wach- und Traumwelt, ist doch beides im gleichen Verhältnis miteinander verbunden.  

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Am neuen Morgen musste ich mich an den alten, scharwenzelnden Wanderschlawi(e)ner entsinnen [Goethe], den ich niemals traf - nicht mal schlafwandelnd (sic!) -, sagt man ihn doch nach er hätte mal Folgendes erwähnt: “Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.” Ich hatte mal in einen Forum gelesen, dass man davon ausgehen muss, dass 90 % (!) aller Zitate im Internet falsch wären. Ich kann allerdings nichts Falsches an dieser Aussage erkennen, egal von wem sie ist/war. In meinem Verständnis klingt es wahr, womöglich sogar so wahr wie mein eigenes Geschriebenes vom 09. August diesen Jahres. Man verzeihe mir (keinesfalls) das Eigenzitat, mit dem ich auch schließen werde. Diesmal unabhängig von meiner Gesinnung und meinem Empfinden, ohne ein Versprechen abzugeben, wann ich diese Prosa fort- und zum Höhepunkt führen werde.

“Ich freue mich schon heute auf das nächste Spiel zwischen der aufgehenden Sonne und den Nebelschwaden auf offener Fläche am frühen Morgen. Auch das ist ein Element, was stets 1 x im Jahr für eine gewisse Zeit unser aller Leben in diesen Breitengraden begleitet. Es sind nur ein paar Augenblicke, die dich aber stark für den Tag und die Nacht machen.” 

PS: “Mehr Licht, blöde Kuh!” [Goethe]

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