Der Roman klemmt: Nervende Wortwiederholungen

Im vorherigen Beitrag ging es um den von einer britischen Autorin aufgestellten Vergleich zwischen dem Schreiben eines Romans und dem Bau eines Schranks. Wie sieht es aus, wenn das erste selbst gebaute Werk wackelt und die Schubladen klemmen? Woran kann man es leicht erkennen, beim nächsten Mal bestimmte Fehler vermeiden?

Es gibt – um bei dem Vergleich zu bleiben – für wacklige Schränke, klemmende Schubladen und abblätternden Lack schöne Beispiele, die man typischerweise bei Zuschussverlagen findet. Einen passenden Textauszug entdeckte ich nach kurzer Suche. Ich markierte Wortwiederholungen fett und in roter Farbe, ebenso in anderer Farbe die Worte „war“, „wurde“, „hatte“ etc. Mehr dazu später. (PS: Wie immer sind solche Besprechungen anonym. Wer bei einem Zuschussverlag veröffentlicht, ist bestraft genug)

Prolog

„Willkommen bei ‚Kriminell-Aktuell‘. Ich gewähre Ihnen einen Einblick hinter die Kulissen der Verbrechensbekämpfung“, sprach Mareike auf dem Bildschirm in einer Jahreszusammenfassung ihrer Sendung, welche vor fünf Jahren ausgestrahlt wurde. Es war Februar, und draußen tobte ein heftiger Schneesturm. Hierzulande war das jedoch keine Seltenheit. Der Mann, der auf einer kleinen kanadischen Insel in der Hudson Bay lebte, drückte den Knopf seiner Fernbedienung und spulte an die Stelle, die für ihn wichtig war, und ließ dann die Moderatorin mit ihrem Bericht fortfahren.

„Nachdem dieser Pyromane nun endlich für lange Zeit hinter Gittern sitzt, können die athenische Bevölkerung sowie die Touristen wieder aufatmen. Kommen wir zu einem weiteren Fall, der im vergangenen Sommer wieder für großes Aufsehen in Deutschland gesorgt hat. Gordon Winter, hier hinter mir im Bild, Zwillingsbruder von Charlie Winter, ermordete viele Menschen, um seinen Bruder zu rächen.

Zwei Jahre zuvor hatte Charlie Winter es sich zur Aufgabe gemacht, die Menschen zu töten, die ihm in seiner Vergangenheit nur Leid verursacht und Verachtung entgegengebracht hatten. Auf diesem Rachefeldzug tötete er über zwölf Menschen auf bestialische Weise.

Sein bisher unbekannter Zwillingsbruder Gordon lebte derzeit in Australien und wusste nichts von den Geschehnissen, ganz zu schweigen davon, dass er überhaupt einen Bruder hatte. Als er schließlich davon erfuhr, versuchte er alles über seine wahre Familie in Erfahrung zu bringen und drehte schließlich durch. Im Alter von sechs Jahren war Gordon aus einem Heim zu liebevollen Adoptiveltern gekommen und wuchs behütet und geliebt bei ihnen auf.

Als er erkannte, dass sich Charlie auf den Weg gemacht hatte und seine Peiniger zur Strecke brachte, machte sich Gordon zwei Jahre später ebenfalls auf den Weg, um die Menschen auszulöschen, die ihm seinen Zwillingsbruder genommen hatten. Viele Menschen mussten dabei ihr Leben lassen, bis man ihn in einem kleinen brandenburgischen Städtchen erwischte und er dabei getötet wurde. Schlimmer allerdings war, dass der bis dahin tot geglaubte Charlie Winter noch am Leben war und sich mit seinem Bruder zusammengetan hatte, um seiner Aussage nach endlich ein unbeschwertes Leben führen zu dürfen, das ihm bisher immer verwehrt wurde. Nach einer Verfolgung, die ihn schließlich bis in die österreichischen Alpen führte, stürzte er in eine tiefe Felsspalte und wurde unter einem riesigen Berg und unter einem auf ihn gestürzten Felsbrocken begraben, wo er nun bis in alle Ewigkeit liegen wird. Die Bergwacht befindet eine Bergung der Leiche für zu gefährlich, da die Felsspalte zu instabil sei. Einen anderen Zugang gibt es nicht.“

Während Mareike ihren Bericht abgab, wurden Bilder der Brüder gezeigt, die mordend durchs Land gefahren waren: die Hütte, in der Nicole einige Zeit gefangen gehalten wurde, die Stelle, an der Gordon zu einem Haufen Asche niedergebrannt war und schließlich die Schlucht, wo Charlie Winter in die Tiefe stürzte und keine Möglichkeit hatte zu entkommen. Mareike führte im Bericht noch einige Interviews mit Tolli, seiner Frau und der Polizei, doch die waren dem alten Mann mit den weißen Haaren und dem finsteren Blick bekannt. Er kannte alles auswendig. Auch lobte sie sich selbst hoch in den Himmel, da sie wieder einmal eine tragende Rolle dabei hatte. Schließlich verabschiedete sie sich am Ende der Sendung. „Und denken Sie daran, Verbrechen lohnt nicht. Die Polizei findet sie [Sie?] überall.“

Die Sendung war vorbei und der Mann, alt, krank und schwach im Bett liegend, schaltete die Aufzeichnung wieder ab und wechselte zu einer der Überwachungskameras, die auf seinem gesamten Anwesen verteilt waren. Der alte Mann betrachtete einen jungen Mann, der gerade im Trainingsraum war und seine Kondition stärkte. Davon würde er nämlich sehr viel brauchen, denn es dauerte nicht mehr lange und er würde Charlies Werk, natürlich auch das von Gordon, endlich zum Abschluss bringen.

„Bald, bald wird deine Zeit kommen, und ich werde dich auf die Menschheit loslassen.“ Der alte Mann musste husten und führte sich dann eine kleine Sauerstoffmaske zu Mund und Nase, inhalierte einige tiefe Züge und wartete, bis sich sein Anfall wieder gelegt hatte. „Wir werden uns das holen, was den beiden missglückt ist und sie somit ehren. Das ist ein Versprechen, das ich gebe, denn das bin ich den beiden schuldig.“

1. Kapitel

[…] Ich, Ihre Mareike von Kriminell-Aktuell, stehe hier vor einer der größten Kirchen Hamburgs. In dieser heiligen Stätte hat sich ein grauenvolles Verbrechen zugetragen, dass einem regelrecht die Vorfreude auf das bevorstehende Fest vergehen kann.

Unbestätigten Hinweisen zufolge wurde Pastor Richard Keller niedergestochen und anschließend verkehrt herum an ein Kreuz gehängt. Entdeckt wurde der Pastor von einem Kollegen, der die Türen für die Messe aufschließen wollte. Er steht noch unter Schock und wurde von einem Rettungswagen in ein nahe gelegenes Krankenhaus gebracht, wo er von Fachärzten untersucht und betreut wird.

Ich habe den zuständigen Ermittlungsbeamten noch nicht befragen können, doch dass versuche ich nun nachzuholen, sollte ich ihn hier entdecken. Sobald ich ihn gefunden habe oder Ihnen weitere Einzelheiten über diese abscheuliche Tat berichten kann, melde ich mich umgehend bei Ihnen. Von ‚Kriminell-Aktuell‘ nun zurück ins Studio, Ihre Mareike.“

[…]

„Ich sollte mich in einer halben Stunde mit Tolli auf dem Rathausplatz treffen“, sagte sie nachdenklich. „Ich will mir aber auch nicht diese Story entgehen lassen. Ich schlage vor, ihr bleibt hier und versucht etwas Neues herauszufinden. Fahrt von mir aus auch in die Gerichtsmedizin und befragt den zuständigen Pathologen! Ich gehe zum Rathausplatz und treffe Tolli. Nachher treffen wir uns im Hotel wieder. Falls es Neuigkeiten gibt, die schnell raus müssen, ruft ihr mich an.“

[…]

Danach wollten Mareike und Tolli über den großen Weihnachtsmarkt mit all seinen Schaustellern schlendern und die Atmosphäre auf sich wirken lassen.

Wortwiederholungen, besonders wenn sie im gleichen oder direkt benachbarten Satz vorkommen, müssen spätestens bei der kritischen Überarbeitung des eigenen Textes verschwinden. Das häufige Auftreten im Prolog zeigt an, dass diese Textrevision wahrscheinlich nicht stattfand. Ebenso klingen Sätze schlecht, in denen „war“, „wurde“ oder „hatte“ dauernd verwendet werden. Auch ein Fall für die Überarbeitung.

Kommen wir zum Inhalt des Romans, der angeblich ein Krimi ist:

Der Mann, der auf einer kleinen kanadischen Insel in der Hudson Bay lebte…

Die gesamte Hudson Bay gehört zu Kanada, somit auch jede Insel. Niemand würde beispielsweise schreiben: „Der Mann, der in einem kleinen bayerischen Vorort von München lebte.“

Im Alter von sechs Jahren war Gordon aus einem Heim zu liebevollen Adoptiveltern gekommen und wuchs behütet und geliebt bei ihnen auf.

Liebevolle Adoptiveltern vermitteln eine ebensolche Erziehung. Sonst würde man sie nicht so bezeichnen. Der zweite Teil des Satzes ist somit überflüssig und hätte bei der Überarbeitung gestrichen werden müssen.

stürzte er in eine tiefe Felsspalte und wurde unter einem riesigen Berg und unter einem auf ihn gestürzten Felsbrocken begraben, wo er nun bis in alle Ewigkeit liegen wird.

Haben Sie kapiert wie der Täter starb? Er plumpste in eine Spalte, dann fiel ein „riesiger“ Berg auf ihn und noch ein Felsen? Quasi als Zugabe? Trotzdem reichen diese Massen nicht aus, um die Felsspalte zu schließen, denn die Bergwacht bezeichnet sie als instabil. Also ist sie weiterhin vorhanden. Muss ein Riesending gewesen sein.

Er steht noch unter Schock und wurde von einem Rettungswagen in ein nahe gelegenes Krankenhaus gebracht, wo er von Fachärzten untersucht und betreut wird.

Der Satz enthält überflüssige Teile. Man könnte ihn folgendermaßen verkürzen: „Er erlitt einen Schock, weshalb man ihn zur Behandlung in ein Krankenhaus brachte.“ Von einem Transport mit einem Rettungswagen kann man ausgehen und es ist dem Leser ebenfalls klar, dass ein Patient von Fachärzten untersucht wird und nicht z.B. von Praktikanten. Ob das Hospital nahe oder weiter entfernt steht, halte ich für unwichtig.

Die Protagonistin Mareike besitzt für eine Journalistin eine erschreckende Ausdrucksschwäche. Das Textbeispiel handelt von einem Jahresrückblick. In der Praxis wird der Part der Moderatorin vorher aufgeschrieben und zumeist von einem Kollegen kritisch lektoriert. Während der Aufzeichnung der Sendung liest man den Text vom Teleprompter ab. Das Gestammel, welches diese Mareike im Prolog abgibt, könnte also real nie stattfinden.

Das journalistische Selbstverständnis von Mareike ist schwach ausgeprägt. Ihr fehlt offenbar die Telefonnummer des Pressesprechers der Polizei, den haben gute Reporter auf dem Handy gespeichert. Auch gibt man sich nicht damit zufrieden, keine Informationen zu haben oder irgendwelche Leute momentan nicht finden zu können. Journalisten haken nach!

Was macht Mareike? Sie sagt zu ihrem Team:

Ich schlage vor, ihr bleibt hier und versucht etwas Neues herauszufinden. Fahrt von mir aus auch in die Gerichtsmedizin und befragt den zuständigen Pathologen! Ich gehe zum Rathausplatz und treffe Tolli. Nachher treffen wir uns im Hotel wieder.

Wie wäre es stattdessen mit einem Anruf in der Redaktion, der Frage nach deren weiteren Wünschen, dem Suchen von Interviewpartnern? Könnte man nicht Hintergrundinformationen zum Pastor einholen, welchen Ruf er hatte und warum, was Gemeindemitglieder denken, was der Pressesprecher der Diözese sagt usw. Ein guter Journalist würde diese Punkte abarbeiten, buchstäblich jeden Stein umdrehen.

Zwar hat der Autor nachträglich ein paar Erklärungen eingebaut:

Vier Stunden in der klirrenden Kälte hatte sie mit ihren Kollegen ausgeharrt, doch außer dem Hinweis auf eine morgige Pressekonferenz um acht Uhr war den Beamten nichts zu entlocken gewesen. Mareike und ihre drei Mitarbeiter waren sogar durch einen ungesicherten Seiteneingang in die Kirche gekommen. Als sie jedoch drinnen waren und einen kurzen Blick auf den Toten erhascht hatten, wurden sie entdeckt und wieder hinausgeführt.

Diese Erläuterungen sind unbefriedigend. Zum einen widersprechen sie Mareikes Behauptung, dass die Meldung „unbestätigt“ sei, denn sie hat das Opfer selbst gesehen und mit Polizisten geredet. Mehr Bestätigung geht kaum. Wieso tauchen diese Infos nicht in der Reportage auf? Warum geht die Teamchefin weg und lässt die Kollegen weiter in „klirrender“ Kälte stehen? Dazu noch mit diffusen Anweisungen? „Ich schlage vor, ihr bleibt hier und versucht etwas Neues herauszufinden. Fahrt von mir aus auch… “

Wie laufen solche Reportagen real ab? Auch wenn die Journalisten nichts wissen, werden sie ständig in die Nachrichtensendungen geschaltet um in anderen Sätzen immer wieder die gleiche Story zu erzählen. Sie stehen in regelmäßigem Kontakt zur Redaktion, würden es nie wagen, einfach irgendwo hin zu gehen. Diesen Hintergrund vermisst man im Roman. Zwar wird behauptet, dass Mareike vier Stunden vor Ort verbrachte, doch das nur knapp gegen Ende des Kapitels. Dafür, dass das ganze Team (incl. Kamera?) in die Kirche gelangen konnte, ist die journalistische Ausbeute dürftig.

Nehmen wir an, dass Mareike wirklich angerufen wird. Rennt sie dann vom Weihnachtsmarkt zum Team zurück, spricht keuchend ins Mikro? Über welches Thema könnte sie überhaupt reden? Sie war ja beim Schlendern, bekam deshalb keine neuen Entwicklungen mit.

Ich bezweifle, dass ein Pathologe der Presse in einem laufenden Verfahren Auskunft geben darf. Wenn bei der kritischen Nachbearbeitung des eigenen Werks diese Frage auftaucht, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder man streicht den Gerichtsmediziner aus dem Skript oder man recherchiert, ruft in der nächstgelegenen Pathologie an und versucht höflich an Informationen über die Vorgehensweise in solchen Fällen zu kommen.

Das gleiche ist möglich bezüglich der Recherche zur journalistischen Arbeit. Man könnte sich an die Lokalredaktion der örtlichen Zeitung wenden. Bestimmt haben die Reporter Ideen, wie sich eine bei einem Fernsehsender angestellte Kollegin verhalten würde.

Wenn Unklarheiten über den Sprachstil bei Reportagen über Kriminalfälle bestehen, sollte man diese im Fernsehen aufnehmen und notfalls die Worte aufschreiben. Auf diese Weise erhält man eine Datenbank mit interessanten Stilelementen.

Eines ist immer falsch: Die Romanfigur das machen zu lassen, was der Autor gerade für den Plot braucht. Eine Journalistin lässt keine Top-Story sausen für eine Verabredung auf dem Weihnachtsmarkt! Man muss sich stets überlegen, was eine real existierende Person mit dem Beruf, den Charaktereigenschaften, in einer bestimmten Situation tun würde. Weiß man es nicht, dann hilft nur Recherche, Recherche und übrigens: Recherche.

Ist das Schlendern über den Markt unbedingt notwendig stehen andere Lösungen offen: Man sorgt für nachrichtenarme Zeit, damit verbundene Langeweile und schon versteht jeder, dass Mareike dem Weihnachtsmarkt einen Besuch abstattet. Oder man beginnt das Kapitel am Ende eines langen Arbeitstages, wenn das Team erschöpft im Hotel auftaucht – mit Erlaubnis der Redaktion. Die Reportage ist abgeschlossen, der Marktbesuch Freizeit.

Dialoge:

Sie sollten situationsbezogen sein und ebenfalls zumindest einen Mini-Konflikt enthalten. Der Plot liefert eigentlich ideale Möglichkeiten dazu. Seit angeblich vier Stunden steht das Reporterteam in „klirrender“ Kälte herum.

Irgendwie nehme ich den Leuten nicht ab, dass sie:

  • die angeblich so schlimme Kälte mit keinem Wort erwähnen, niemand über kalte Füße klagt, klamme Finger usw.
  • die Aussicht, weiter in der Kälte ausharren zu müssen, während ihre Teamleiterin über den Weihnachtsmarkt schlendert, einfach so hinnehmen.
  • niemand die leitende Redaktion im Fernsehsender erwähnt, die mangelnde journalistische Ausbeute nach vier Stunden Arbeit oder nach Anweisungen der Teamleiterin fragt, falls der Redakteur anruft und schnell noch dies und das haben will. (Könnte z.B. peinlich sein, wenn die Leute sich entfernt haben und für die nächsten Nachrichten die Redaktion einen Bericht mit der Kirche im Hintergrund haben möchte. Was macht das Team dann? Schnelle Autofahrt vom Pathologen zurück zum Tatort?)

Wie sieht der Dialog stattdessen aus:

„… Von ‚Kriminell-Aktuell‘ nun zurück ins Studio, Ihre Mareike.“

„Okay, wir sind raus“, sagte Benno hinter der Kamera und schaltete sie ab.

„Da freut man sich auf ein ruhiges Wochenende, an dem man etwas shoppen gehen kann und einen Freund trifft und dann so etwas“, fluchte Mareike, denn sie hatte sich diesen Hamburgaufenthalt etwas anders vorgestellt.

„Warum hast du uns dann eigentlich mitgenommen?“, wollte Benno wissen, der Alex dem Tontechniker zuzwinkerte und verstohlen auflachte. „Klara Klatsch beim Einkaufen? Das interessiert doch keinen.“

„Hast heute ’nen Clown gefrühstückt, was? Du weißt, warum wir hier sind.“ Mareike sah auf ihre Uhr und war erstaunt über die Zeit, die wie im Flug vergangen war, ohne dass sie etwas über die Leiche in der Kirche herausgefunden hatte.

„Ich sollte mich in einer halben Stunde mit Tolli auf dem Rathausplatz treffen“, sagte sie nachdenklich. „Ich will mir aber auch nicht diese Story entgehen lassen. Ich schlage vor, ihr bleibt hier und versucht etwas Neues herauszufinden. Fahrt von mir aus auch in die Gerichtsmedizin und befragt den zuständigen Pathologen! Ich gehe zum Rathausplatz und treffe Tolli. Nachher treffen wir uns im Hotel wieder. Falls es Neuigkeiten gibt, die schnell raus müssen, ruft ihr mich an.“

„Ja Ma’am“, erwiderte ihr Assistent Florian und der Vierte im Bunde vom ‚Kriminell-Aktuell‘-Team, der sich nun ehrfürchtig vor seiner Chefin verbeugte.

„Mach weiter so und du bekommst in zehn Jahren eine Gehaltserhöhung“, sagte Mareike lächelnd und war damit schon auf dem Weg.

Leider erhält man den Eindruck, sprechende Puppen vor sich zu haben und nicht reale Personen. Die Dialoge sind eintönig und verschenken das im Plot enthaltene Konfliktpotential. Die Teamleiterin verschwindet Richtung Weihnachtsmarkt (in Gedanken evtl. beim Glühwein), während sie ihren Leuten den Auftrag gibt, weiter in „klirrender“ Kälte auf der Suche nach Informationen auszuharren (Womit sie indirekt unterstellt, dass ohne sie mehr herauskommt als nach vier Stunden mit ihr).

Jedes Teammitglied nimmt die Entscheidung von Mareike ohne das kleinste Murren hin. Das ist außergewöhnlich unrealistisch. Ferner könnte der Dialog auch im Hochsommer spielen, es gibt keine Verbindung zur Kulisse des eisigen Wintertages und der körperlichen Belastung von vier Stunden Warterei vor der Kirche. Genau das macht den Dialog und die darin vorkommenden Romanfiguren lebensfern. Das Team ist das Äquivalent eines Möbelstücks auf einer Theaterbühne. Es verfolgt keine eigenen Ziele, hat keine eigene Meinung und der Beitrag zur Handlung beschränkt sich darauf, vorhanden zu sein. Entfernt man das Möbelstück von der Bühne, fällt es niemandem auf.

Recherchetipps:

Ich verschaffte mir einen kurzen Überblick im Internet um Bücher zu finden, die in deutscher Sprache Informationen über Kriminalistik bieten. So würde ich für Recherchen vorgehen. Die Titel liefern zumindest Hinweise auf deren Eignung für Krimischreiber. Ob sie wirklich gut sind, entzieht sich meiner Kenntnis.  Bevor man sie kauft sollte man deshalb prüfen, ob die Titel nicht über die örtliche Stadtbücherei per Fernleihe aus dem Bestand von Universitätsbibliotheken zu bekommen sind. Auf diese Weise erhält man preiswert einen ersten Eindruck und kann das Buch danach immer noch kaufen.

Randisi, Robert J: Krimis schreiben. Ein Handbuch der Private Eye Writers of America (deutsche Übersetzung) Verlag Zweitausendeins

Clages H., Ackermann R.: Der Rote Faden: Grundsätze der Kriminalpraxis

Leonhardt R.; Roll H.: Kriminalistische Tatortarbeit Leitfaden für Studium und Praxis

Anders D.; Bratzke H.; Gotthardt H.; Parzeller M.: Die Bearbeitung von Tötungsdelikten: Handbuch für die Tatortarbeit, Kriminaltechnik und Ermittlungsverfahren.

 

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