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Hauptstadt goes Privatschule

In Berlin boomen die Privatschulen wie kaum sonstwo in Deutschland. Mittlerweile gibt es 200 allgemeinbildende Schulen in freier Trägerschaft in der Hauptstadt. Jeder neunte Schüler in Berlin besucht mittlerweile eine Privatschule. Dieser klare Trend sorgt für Zündstoff.

200 Privatschulen im Land Berlin

Bereits mehr als 51.000 Berliner Schüler besuchen eine allgemeinbildende Schule in freier Trägerschaft. Laut einem Bericht der Berliner Morgenpost sind allein zum neuen Schuljahr wieder vier neue Schulen hinzugekommen. Im kleinen Land Berlin gibt es mittlerweile fast 200 Privatschulen. Die Gesamtzahl der Schüler an privaten Schulen, inklusive der beruflichen Schulen, sei erneut um 1500 Schüler gestiegen. Ihr Anteil an der Gesamtschülerzahl liege bei 11,6 Prozent.

Privatschulen bundesweit seit Jahren im Trend

Damit besucht bereits jeder neunte Berliner Schüler eine Privatschule. Die Hauptstadt liegt nach diesen Zahlen über dem Bundesdurchschnitt. Dieser liegt aktuell etwa bei 10 Prozent. Damit ist der Höchststand der Schülerzahl an Privatschulen seit Beginn der Erfassung nach dem Krieg erreicht. Die Entwicklung folgt dabei dem Trend der vergangenen Jahre, denn seit Jahren sind die Schülerzahlen an Privatschulen in Deutschland von Jahr zu Jahr gestiegen.

Losgetreten wurde dieser Trend auch von PISA und anderen Bildungsstudien. Immer mehr Familien wenden sich vom Regelschulsystem ab. Sie kritisieren, dass dieses sich nur behäbig auf veränderte Anforderungen einstellt. In einigen Bundesländern hat sich der Anteil der Schüler an privaten Schulen im Laufe der vergangenen zehn Jahre mehr als vervierfacht.

Zu wenig bezahlbare Grundstücke

Der Boom in Berlin kocht die Gemüter langsam hoch. Auf der einen Seite stehen Verbände und Arbeitsgemeinschaften freier Schulen. Sie fordern die Politik auf, mehr bezahlbare Grundstücke für den Bau von Schulen zur Verfügung zu stellen, damit freien Trägern keine Knüppel zwischen die Beine geworfen würden.

Kritiker: Privatschulen nur für Gutverdiener

Auf der anderen Seite stehen Politiker wie der SPD-Abgeordnete Joschka Langenbrinck, die kritisieren, dass nur äußerst wenige Geringverdienerfamilien ihre Kinder auf Privatschulen schicken würden. Die soziale Wirklichkeit müsse sich aber auch in den Privatschulen abbilden, fordert Langenbrinck: „Arme Schüler dürfen nicht vom Besuch einer Privatschule ausgeschlossen sein.“

Schulträger: Politik zwingt zu Schulgeld

Dem setzen Privatschulträger entgegen, dass das derzeitige System der staatlichen Schulförderung Privatschulen dazu nötigen würde, sich auch über von den Eltern gezahltes Schulgeld zu finanzieren. „Das derzeitige Finanzierungssystem setzt darauf, dass ein erheblicher Teil der Finanzierung freier Schulen über Schulgeld von den Eltern erhoben wird. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass die kostenpflichtigen freien Schulen nicht dieselbe soziale Zusammensetzung haben wie die kostenfreien staatlichen Schulen“, heißt es in einer Stellungnahme laut Berliner Morgenpost.

Alle Privatschulen, die in Deutschland von freien Trägern betrieben werden dürfen, müssen zuvor staatlich genehmigt werden. (Siehe Unterschied staatlich anerkannteund staatlich genehmigte Privatschulen). Für den Betrieb von öffentlichen Schulen hingegen ist die jeweilige Kommune (Volks-, Grund- und Mittelschulen) oder der Landkreis (weiterführende Schulen wie Realschule, Wirtschaftsschule oder Gymnasium) zuständig.

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