Freitag, 2. Oktober 2015

Filmnotiz: Inside Out von Pete Docter



Inside Out
Alles steht Kopf
(USA 2015, 94 Minuten)
Regie: Pete Docter

Beim Europa-Kolleg-Treffen in Bilbao erzählte einige bereits von diesem Film, der nun drei Monate später auch in Deutschland gestartet ist. Es waren enthusiastische Berichte.
Und ich möchte in dieses Loblied einstimmen. Die Idee ist wunderbar, auch wenn ich zunächst dachte, dass wird doch kein Kind weder verstehen noch als Filmspaß ertragen. Da habe ich mich geirrt.

Es geht um eine Visualisierung von Emotionen im Kopf eines 11-jährigen Mädchens, die eine elementare Krise durchmacht.

Im Allgemeinen werden acht Basisemotionen unterschieden (siehe Tante Wiki):
    Freude / Ekstase
    Traurigkeit / Kummer
    Furcht / Panik
    Zorn / Wut
    Ekel / Abscheu
    Akzeptanz / Vertrauen
    Überraschung / Erstaunen
    Neugierde / Erwartung
Für den Film werden die ersten fünf Emotionen (im Original: Joy, Sadness, Fear, Anger, Envy) in den Köpfen der Menschen als kleine Wesen dargestellt, welche die Menschen steuern und ihnen emotionale Erinnerungen geben. Jeder Emotion ist eine Farbe zugeordnet. So schimmert Freude golden, Kummer ist blau, Angst ist lila, Zorn rot und Abscheu grün.

Das Leben der Hauptperson Riley wurde bisher von Joy dominiert und entsprechend sind die Erinnerungen, die als Murmeln im Langzeitgedächtnis in unendlichen Regalen lagern überwiegend gold-gelb.
Ein Umzug vom beschaulichen Minnesota, mit seinen winterlichen Freuden ins großstädtische, warme San Franscisco beendet die kindliche Idylle. Freundschaften und Freizeitaktivitäten gehen verloren und der Start in eine neue Phase ihres Lebens ist sehr holprig. Das ist die Geschichte der Außenwelt, in der Innenwelt korrespondiert dies mit einem Unfall, der die Freude und die Trauer ins Langzeitgedächtnis katapultiert, sodass Furcht, Zorn und Abscheu nun das Leben von Riley kontrollieren.

Der Film sprüht nur so von wunderbaren visuellen Ideen, um Emotionen, Erinnerungen und Prozesse im Gehirn (Träume, Ängste, Wünsche) darzustellen. Das tägliche bzw. häufig nächtliche Reinigen der Erinnerungen erfolgt tatsächlich mit einem riesigen Staubsauger, der Murmeln aus dem Gedächtnis ins Vergessen befördert. Die Träume werden in einem Filmstudio aus den täglichen Erinnerungen erstellt. Und ein Gedankengang heißt im Englischen Train of Thought und ist ein solcher, der verschiedene Bereiche im Kopf von Riley verbindet.

Der Film ist für ein Publikum vom Kindesalter an. Kinder sehen vielleicht nur die abenteuerliche Geschichte, aber für alle anderen, die sich schon mal damit beschäftigt haben, was so in unserm Kopf passiert ist es brillante Unterhaltung mit den zusätzlichen Witzen, die auf andere Filme anspielen.
Der Regisseur Pete Docter hat vorher für Pixar schon die Filme Monster AG (2001) und Up / Oben (2009) verantwortet. Es ist sicherlich kein Zufall, dass die Riley aus dem Film ihre Kindheit in Minnesota hinter sich lässt, wie vorher bereits der Regisseur.

Eine lesenswerte Filmkritik fand ich in der taz.

Ich gebe Inside Out 8 von 10 möglichen Punkten der Filmbewertung.

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