Erst vor ein paar Tagen wurde der Zeugwart gefragt, ob er ein Team beim 10 Freunde Triathlon in Darmstadt auffüllen könnte. Bei der Veranstaltung teilen sich 10 Freunde die Ironman Distanz und jeder schwimmt 380Meter, fährt im Anschluß 18km mit dem Rad und läuft dann noch 4,2km. Im Rhein-Main Gebiet hab ich jetzt schon öfter von der Veranstaltung gelesen und gehört, so dass ich nicht verwundert bin, dass sie irgendwann auch in unser Wohnzimmer schwappt. Da wir heute keine nennenswerten Pläne haben, stimmt der Zeugwart der Teamauffüllung zu und wir fahren heute früh nach Darmstadt. Im strömenden Regen. Es schüttet wirklich wie aus Eimern.

Aber ein Triathlet wird in der ersten Disziplin ja sowieso nass und deshalb ist Regen am Wettkampftag nicht ganz so schlecht. Unangenehm ist er natürlich trotzdem. Wenn alles schon durchgeweicht ist, ehe es überhaupt los geht, könnte man auch leicht auf den Trichter kommen, warum man das Ganze überhaupt macht. Nicht so die 10 Freunde, die sich hier heute versammelt haben um ihren sportlichen Zusammenhalt zu demonstrieren. Alle, bis auf den Zeugwart und der Schwimmerin die ebenfalls eingesprungen ist, sind Arbeitskollegen.  Dafür gibt es auch noch eine extra Wertung. Sehr gut durchdacht, muß ich sagen.

Freunde

Im Gegensatz zu anderen Wettkämpfen, geht es hier zumindest was unsere Truppe angeht eher geruhsam zu. Der eigentliche Treffpunkt um 10:30h -eine Stunde vor dem Start- wird weitreichend ausgedehnt und bis schließlich alle Formalitäten erledigt sind und die 10 sich mit ihren Rädern zum Check-in begeben, ist es 11h. Von den erfahrenen Athleten war sicherlich noch nie jemand so kurz vor dem Start überhaupt erst auf dem Weg in die Wechselzone. Das alles verspricht eine schöne, familiäre, lockere Veranstaltung zu werden. Triathlonmaschine neben Blümchenfahrrad, Ironman neben bisher (!) unsportlicher Hausfrau, Jugendliche neben Senioren. Das Teilnehmerfeld ist breit gefächert, der Zusammenhalt der Freunde oftmals weitreichend sichtbar. Viele tragen einheitliche Shirts, Badekappen oder andere Merkmale um ihren Zusammenhalt zu demonstrieren.

Schwimmen

Geschwommen wird im Darmstädter Nordbad und erfreulicherweise hört pünktlich zum Schwimmstart „meiner 10“ auch der Regen auf. So kann ich ohne Schirm ausschließlich mit der Kamera hantieren und versuchen ein paar schöne Aufnahmen zu machen. Natürlich gibt es auch wieder ein prall gefülltes Fotosammelsurium. Hier ist der Link zum Flickr-Album für den 10 Freunde Triathlon in Darmstadt. Da die 10 Freunde pro Bahn jeweils 380 Meter schwimmen müssen, ist der Schwimmstart nicht am Rand. Man muß die 20Meter ja irgendwie reinholen. Die Teams werden pünktlich auf die Strecke geschickt und gleich bin ich irgendwie im Stress. Zuschauen, fotografieren und anfeuern ist doch eine sehr umfangreiche Aufgabe, wenn man meine Probleme hat. Nach nur knappen 6 Minuten steigt der erste Freund meiner Bahn aus dem Becken und dann geht’s Schlag auf Schlag. Hier sind ein paar flotte Schwimmer dabei. Der Zeugwart verläßt das Becken als 4. und nach ein paar weiteren Minuten wechsel ich auf die Radstrecke um dort ein paar Impressionen einzufangen.

Radfahren

Die Zuschauer hier sind eher verhalten und auf Beobachtungsposten. Wenn ihr Athletenrudel kommt, wird es laut, ansonsten wird geschwiegen und verharrt. Ungewöhnlich, das erlebt man bei großen Veranstaltungen eher selten. Außerdem bekomme ich auch gleich eines auf die Mütze, weil ich mich in eine Lästerei einmische. So wage ich es doch auf die hämischen Aussprüche, was denn hier einer mit Triathlonrad und Scheibe auf der Radstrecke will, soll er doch woanders starten, er würde sich lächerlich machen, zu erwiedern, dass es auch immer sein kann, dass jemand nicht 2 oder mehr Räder in der Garage stehen hat. Der Redenführer blafft mich an, dass der Typ nicht danach aussieht, als wäre es sein einziges Rad. Ich bin überrascht, wieviel Agression in den Zuschauern steckt. Gerade bei diesem Event geht es doch darum gemeinsam Spaß zu haben.

Erkenntnisse

Meine Ansicht ist naiv und überholt. Das merke ich, als ich die Gruppe der ungönnerhaften Zuschauer verlassen und mich etwas abseits positioniert habe. Auf der Radstrecke wird mit harten Bandagen gekämpft. Und dabei sind es nicht unbedingt immer die, mit den Triathlonmaschinen, die sich Platz verschaffen und wild gestikulieren und rumschreien. Es sind ältere Semester auf Trekkingrädern, junge Kerle auf Mountainbikes und Frauen, auf Rennrädern, denen es nicht schnell genug geht und die, ehe dass sie bremsen müssen sich noch schnell irgendwie durchschlängeln und unerfahrene Radfahrer damit in Bedrängnis bringen. Die Strasse ist noch gut feucht, obwohl mittlerweile schon etwas länger die Sonne scheint, trotzdem ist der kurvige Radkurs natürlich schon im trockenen Zustand nicht jedermans Sache. Ich erlebe wirklich einige rücksichtslose Situationen und erfahre auch, dass es auch auf der Strecke zahlreiche Stürze gegeben hat. Nicht nur selbstverschuldete. Die Menschen legen einfach  zu viel Engagement in so eine Veranstaltung. Wo ist der Sinn der Sache sich und andere in Gefahr zu bringen um bei einem 10 Freunde Triathlon als Preis ggf. einen Bembel mit heim zu bringen? Das erschließt sich mir in keinster Weise.

Ziel

Ich bin auf der Radstrecke so abgelenkt, dass ich die meisten meines Teams auf der Laufstrecke verpasse. Aber ich komme pünktlich zum Zieleinlauf, was ja auch irgendwie noch Laufstrecke ist. Zumindest ein bischen. Meine 10 Freunde sind gut durchgekommen. Ihnen sind die ehrgeizigen Mitathleten kaum gefährlich geworden und sie konnten brenzligen Situationen mit geschickten Fahrmanövern entgegentreten. Alles sind mir ihrer Leistung zufrieden und sind froh, dass sie gut durchgekommen sind. Und offenbar haben alle auch einen guten Draht zum Wettergott. Sie können froh sein, dass ich nicht starten konnte… sonst hätte es bei der Hälfte ganz sicher nochmals richtig angefangen zu schütten.