Mittwoch, 7. Oktober 2015

Sonntag 06.11.16 - Teil 1

Das Telefon klingelte. Der Wecker zeigte 05.13 Uhr. Ich tastete nach dem Handy. Auf dem Display blinkte ein lachender Steffen beim Grillen. Ein Foto von der Feier zu seinem siebenundzwanzigsten Geburtstag. Es kam mir vor, als wären seitdem Jahrhunderte vergangen. 
Ich nehme den Anruf an. „Ja?“
Steffens Stimme klang hart. „Sie sind da!“
Ich merkte wie sich in meinem Hals ein Kloß von wahrhaft gigantischen Ausmaßen bildet. Ich konnte kaum atmen, begann am ganzen Körper zu zittern. Obwohl ich eigentlich noch gar nicht richtig wach war, schien mein Unterbewusstsein die tiefere Bedeutung seiner Worte zu erkennen.
 „Sie sind schon nahe der Stadtmitte. Es dauert nicht mehr lange und sie fallen über uns her. Wir werden sie so lange wie möglich zurückhalten.“ Die ruhige Sachlichkeit, mit der er sprach, erschreckte mich.
„Pass auf dich auf“, setzte ich an, doch er unterbrach mich. 
„Sieh zu, dass du die Stadt verlässt. Denk an den Hauptbahnhof.“ Hinter seiner Stimme gellten Schreie. 
„Sie kommen.“ Schüsse fielen. Das Geschrei wurde lauter, chaotischer. 
„Bleibt hinter den Barrikaden“, hörte ich eine tiefe Stimme rufen. „Wir werden nicht weichen! Feuer frei!“ Dann war die Verbindung weg.
„War das Steffen“, fragte Alex verschlafen und schmiegte sich an mich. Sie zitterte, hatte Angst, genau wie ich.
„Ja“, flüsterte ich.
So schnell es uns möglich ist weckte ich Paul, packten unsere Sachen und stürmten die Treppe hinunter. Während Paul und Alex die letzten Sachen im Auto verstauten, klingele ich in jeder Wohnung und gab die schlimme Nachricht weiter. Kaum jemand reagierte darauf. Schockstarre. Sie hofften in ihrer Wohnung sicher zu sein.

Ich wollte gerade einsteigen, als mir ein leises, schiefes Heulen das Blut in den Adern gefrieren lies.

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