Das Telefon klingelte. Der Wecker zeigte 05.13 Uhr. Ich
tastete nach dem Handy. Auf dem Display blinkte ein lachender Steffen beim
Grillen. Ein Foto von der Feier zu seinem siebenundzwanzigsten Geburtstag. Es kam
mir vor, als wären seitdem Jahrhunderte vergangen.
Ich nehme den Anruf an.
„Ja?“
Steffens Stimme klang hart. „Sie sind da!“
Ich merkte wie sich in meinem Hals ein Kloß von wahrhaft
gigantischen Ausmaßen bildet. Ich konnte kaum atmen, begann am ganzen Körper zu
zittern. Obwohl ich eigentlich noch gar nicht richtig wach war, schien mein
Unterbewusstsein die tiefere Bedeutung seiner Worte zu erkennen.
„Sie sind schon nahe
der Stadtmitte. Es dauert nicht mehr lange und sie fallen über uns her. Wir
werden sie so lange wie möglich zurückhalten.“ Die ruhige Sachlichkeit, mit der
er sprach, erschreckte mich.
„Pass auf dich auf“, setzte ich an, doch er unterbrach mich.
„Sieh zu, dass du die Stadt verlässt. Denk an den Hauptbahnhof.“ Hinter seiner
Stimme gellten Schreie.
„Sie kommen.“ Schüsse fielen. Das Geschrei wurde
lauter, chaotischer.
„Bleibt hinter den Barrikaden“, hörte ich eine tiefe
Stimme rufen. „Wir werden nicht weichen! Feuer frei!“ Dann war die Verbindung
weg.
„War das Steffen“, fragte Alex verschlafen und schmiegte
sich an mich. Sie zitterte, hatte Angst, genau wie ich.
„Ja“, flüsterte ich.
So schnell es uns möglich ist weckte ich Paul, packten
unsere Sachen und stürmten die Treppe hinunter. Während Paul und Alex die
letzten Sachen im Auto verstauten, klingele ich in jeder Wohnung und gab die
schlimme Nachricht weiter. Kaum jemand reagierte darauf. Schockstarre. Sie hofften
in ihrer Wohnung sicher zu sein.
Ich wollte gerade einsteigen, als mir ein leises, schiefes
Heulen das Blut in den Adern gefrieren lies.
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