KVP – eine Frage der Präzision?

Präzision

Ein wichtiger Aspekt im Konti­nuier­lichen Verbes­serungs­prozess sind die Messungen, die den Ist-Zustand in einem Prozess festlegen. Diese Mes­sungen können dann auch Grund­lagen von Entschei­dungen sein.

Bei Messungen entsteht sofort die Frage, mit welcher Genauig­keit diese ausge­führt werden sollen. Der Genauig­keit steht die Präzision gegen­über und dement­sprechend auch die Frage, was der Unter­schied zwischen Genauigkeit und Präzision ist.

Vor kurzem habe ich eine interes­sante Differen­zierung zwischen diesen beiden Begriff gelesen.

Genauigkeit wurde dort als das Maß an Korrektheit bezeichnet, das einen Wert (für eine damit zusammen­hängende Entschei­dung) schafft.

Präzision dagegen wurde als Übermaß an Korrekt­heit definiert, welche nach Perfek­tion strebt. Die Perfek­tion wurde dann auch als Feind jeg­lichen Fort­schritts bezeichnet. Eine Ausprä­gung ist die Infor­mations­beschaf­fung über das not­wendige Maß, um Entschei­dungen zu treffen, deren Ergebnis in einer so oder so unsicheren (weil unbe­kannten) Zukunft liegt.

Darüber hinaus kann Präzision in der genannten Form auch eine falsche Sicher­heit erzeugen.

Während ich die Differenzierung zwischen Genauig­keit und Präzision im Bezug zu Mes­sungen und resul­tierenden Entschei­dungen (sonst bräuchte es gar keine Messungen) sehr gut nachvoll­ziehen kann. sollte man aber darauf achten, dass die weiter­führende Schluss­folgerung bzgl. der Perfek­tion, bzw. dem Streben danach, nicht verallgemeinert wird.

Meiner Meinung nach gibt es keine Alter­native zum Streben nach Perfek­tion in Geschäfts­prozessen. Perfek­tion bzw. das Streben danach setze ich mit dem Streben nach dem Null-Fehler-Zustand gleich. Dass die Alter­native dazu nicht sinn­voll ist, wird sehr leicht deut­lich, wenn die Aussage negiert wird. Das heißt, dass dann nicht mehr Fehler­freiheit gestrebt wird, was in meinen Augen gleich­bedeutend ist mit der Aussage, dass Fehler zulässig sind.

„Präzision bedeutet, nichts dem Zufall zu überlassen.“

– unbekannt

Für mich ist Streben nach Fehler­frei­heit oder nicht gleich­bedeutend mit der Differen­zierung zwischen schwanger oder nicht. Da gibt es keinen Mittelweg.

Aus Sicht des einzelnen Kunden kann es keine Alter­native zum Streben nach Fehler­frei­heit geben. Letztlich interes­siert mich als Kunden da nicht, ob das Produkt oder die Leistung im Durchschnitt 99,9999 % fehlerfrei ist, wenn ich das eine 0,0001 Prozent erwischt habe. Wenn die 10E-8 Quote im Luft­verkehr mich betrifft, würde ich mich „bedanken“, wenn nicht nach völliger Fehler­freiheit gestrebt würde.

Es muss natürlich trotzdem zwischen dem aktuellen Ist-Zustand und dem ange­strebten Zustand differen­ziert werden. Nur weil die Null-Fehler-Quote aktuell (noch) nicht besteht, heißt das ja nicht, dass ich nicht trotzdem danach strebe.

Perfektion ist in meinen Augen auch kein Zustand, der erreicht werden kann und dann einen End­punkt darstellt, sondern ein Prozess. Wenn Perfek­tion ein Zustand wäre, könnte nach dem (hypothe­tischen) Errei­chen jede weitere Anstrengung einge­stellt werden.

Ich sehe also einen großen Unter­schied zwischen dem Einsatz­bereich der Präzision in Mes­sungen und in allge­meinen Geschäfts­prozessen und den Schluss­folgerungen, die sich daraus auf die Perfektion ergeben. Während im Fall der Messung die (unnötige) Präzision fehl am Platz ist, bleibt die Per­fektion in Geschäfts­prozessen das oberste Ziel aller Anstrengungen im Konti­nuier­lichen Verbes­serungs­prozess.

Frage: Welche Rolle spielt die Präzision in Ihrem Unter­nehmen? Welche Auswir­kungen ergeben sich daraus? Was lässt sich daran noch verbessern?

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