Im Lösungsraum ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man zu sehr von vorhandenen und erkannten Verschwendungen ausgeht und versucht wird, diese abzuschaffen. Hier ist der Ausgangspunkt ein bestehender Prozess, der verbessert werden soll. Das Gemeine an diesem Ansatz ist, dass ja durchaus Lösungen gefunden werden, den Prozess schneller, billiger, mit weniger Ressourcen-Verbrauch zu gestalten. Es kann dann sehr leicht passieren, dass die Verbesserung immer schwieriger wird, weil das Potenzial zur Verbesserung mit zunehmender Zeit immer weiter abnimmt, was letztlich in der Natur der Sache begründet liegt. Allerdings besteht auch immer die große Gefahr, dass gar nicht hinterfragt wird, ob der Prozess an sich überhaupt notwendig ist. Im Kern geht es also um die Frage nach Effektivität oder Effizienz.
Im Problemraum wird zuerst die Frage gestellt, was denn das übergeordnete Bedürfnis ist, das mit dem Produkt gestillt werden soll. Der Autor von oben genannten Buch verweist an dieser Stelle auf das bekannte Zitat von Henry Ford „Wenn ich meine Kunden gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt schnellere Pferde.“ Im Grunde handelt es sich aber an dieser Stelle auch um einen Ausgangspunkt im Lösungsraum der Pferde. Das zugrundeliegende Bedürfnis der Kunden ist aber in Wahrheit eine schnelle und bequeme Möglichkeit sich von Punkt A zu Punkt B zu bewegen. Die bekannte Lösung dafür waren Pferde (und Kutschen).
– Marcus Tullius Cicero
Im Problemraum des zukünftigen Ziel-Zustands rückt die aktuelle Lösung des Ist-Zustands in den Hintergrund. Dies geschieht auch, weil mit dem unbekannten Weg zum Ziel-Zustand (der sich an der Vision orientiert) stärker auf das Problem fokussiert wird als auf die Verbesserung der bekannten Lösung. In der Coaching-Kata als Begleitprozess der Verbesserungs-Kata kommt dies zum Ausdruck durch die Frage nach den Hindernissen auf dem Weg zum Ziel-Zustand. Davon ausgehend wird dann auf das nächste Hindernis fokussiert, welches der nächste Schritt ist und was daraus gelernt werden kann.
In oben genannten Buch umschreibt der Autor die beiden Räume mit zwei einfachen Fragen. Im Fall des Lösungsraums ist es die Frage nach dem Wie, im Fall des Problemraums die Frage nach dem Was. Er bringt auch klar zum Ausdruck, dass die Frage nach dem Was vor der Frage nach dem Wie zu beantworten ist. Diese Reihenfolge ergibt sich auch aus Simon Sineks „Start with Why“ (dt. „Frag immer erst Warum“), bei dem nach der Warum-Frage auch erst die Was-Frage folgt und erst zum Schluss die Wie-Frage.
Auf die Toyota Kata übertragen, beantwortet der Ziel-Zustand die Frage nach dem Was und der Weg dorthin die Frage nach dem Wie.
Ich denke, das Modell der beiden Räume ist ein hilfreiches Instrument, mit dem man sich in der Verbesserungsarbeit immer fragen kann, in welchem Raum man sich aktuell befinden und ob die beschriebene Reihenfolge eingehalten wird. Ich will auch klar zum Ausdruck bringen, dass erst beide Räume im Zusammenspiel die echte Chance auf Verbesserungen bieten. Nur durch den Beginn im Problemraum mit dem folgenden Übertritt in den Lösungsraum kann echte Verbesserung möglich werden, die sich auch kontinuierlich fortsetzt.
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