Montag, 4. Mai 2015

Ist eine Vätergruppe sinnvoll?

Es gibt Gruppen die ausschließlich nur für Väter sind. Dort treffen sich Väter und besprechen ihre Sorgen, Erlebnisse, Wünsche und Bedenken.

Inhaltlich geht es um das Vatersein und um den Nachwuchs. Wie geht man mit seinem Kind um als Vater? Nimmt man die Erziehung der eigenen Eltern als Vorbild oder wirft man diese wohl möglich komplett über den Haufen?

Ist es sinnvoll solche Fragen zu besprechen, zu diskutieren, sich auszutauschen? Und was erwarte ich selbst von einer Vätergruppe?

Dass sich Frauen treffen und reden ist ganz normal. Sie besprechen alles mögliche - mal ist es Smalltalk, mal geht es um ernste Dinge. Oft haben Männer die Ansicht, dass man doch nicht alles totquatschen kann und man kann doch nicht immer und alles besprechen. Ich denke, hinter dieser Einstellung steckt Angst und Unsicherheit. Warum? Weil Gespräche auch mal über einen selbst gehen können und dann wird es oft unangenehm.

Ich teile das selbst so ein:
  • einfach für mich: über weit entfernte Personen reden
  • in Ordnung für mich: über nahestehende Personen reden
  • schwer für mich: über sich selbst reden
Wer gut über sich selbst sprechen kann, über seine Schwächen, Stärken, Ängste, Unsicherheiten, etc. ist authentisch. Aber viele sind dies nicht, weil sie es nie gelernt haben und Angst zugeben kein Ausdruck von Stärke und Selbstbewusstsein ist, sondern eine Schwäche darstellt heutzutage. Ich schließe mich den Menschen an, die es nicht gelernt haben. Begründet liegt dies bei mir in meiner Familie, wie fast immer bei Charaktereigenschaften.

Warum man miteinander reden muss!

Früher dachte ich immer: Was quatschen die Frauen denn da ständig. Typisch jugendliche Einstellung denke ich mir heute und ich war selbst der Meinung, dass man doch nicht immer und alles bereden kann.

Doch die Einstellung änderte sich durch meine Partnerin, welche mir aufzeigte, dass es wichtig ist die Dinge zu besprechen. Mir fallen gute Gründe ein, warum man mit dem Partner, der Familie, Freunden und auch anderen Menschen einen regen Austausch betreiben sollte.

  1. Was nicht besprochen wird, führt zu Spannungen, welche irgendwann ausbrechen und es einen lauten Knall gibt. Ich stelle mir das als Beispiel immer so vor: Ein Kessel wird aufgeheizt und es wird nie Dampf abgelassen von diesem Kessel, sodass es nur eine Frage der Zeit ist, bis dieser explodiert. Und wenn es erst mal richtig kracht, ist meistens schon ziemlich viel kaputt.
  2. Rückmeldungen bekommen. Kritische Rückmeldungen zu seinem eigenen Verhalten können sehr unangenehm sein, jedoch ist es sehr wichtig, diese Rückmeldungen wahr und ernst zunehmen. Durch Rückmeldungen von anderen Menschen kann ich mein Verhalten erkennen. Gut möglich, dass ich gar nicht so sein will, wie mich andere erleben. Dann ist die Rückmeldung doch Gold wert, oder nicht?
Für mich steht damit fest, dass die Dinge besprochen werden müssen. Sie müssen auf den Tisch kommen, egal ob Ausdruck von Freude oder Aggressionen, bzw. Spannungen. 

Kommen wir aber zurück zur Frage, ob eine Vätergruppe sinnvoll ist. Ich denke, dass sie sinnvoll ist, weil ich dort reden kann. Und warum man reden soll, habe ich oben erklärt. Reden, auch mal über unsere Frauen, was wir Männer vielleicht nicht gut an ihnen finden. Was uns nervt an ihnen oder was uns Freude macht. In Gesprächsgruppen muss es ja nicht nur um Sorgen und Probleme gehen. Es sollte auch genügend Platz sein, die schönen Dinge anzusprechen die man mit seiner Familie erlebt.

Sicher, es ist nicht einfach auf fremde Väter zu zugehen, gerade wenn man wie ich, Schwierigkeiten mit fremden Menschen hat. Wie spreche ich meine Themen an? Kann ich meine Dinge sagen, meine Meinung klar vorbringen? Wie gehe ich auf andere ein, kann ich mich für diese Menschen interessieren?

Außerdem habe ich festgestellt, dass man als Vater in Elternzeit ziemlich wenig andere Väter trifft. Die meisten frisch gebackenen Papas sind nämlich alle nach ein bis zwei Monaten wieder arbeiten - was ich persönlich nicht gut finde, aber dazu später mal mehr. Ich habe also hauptsächlich Frauen um mich rum, was natürlich auch schön ist, die Position der Mütter kennen zu lernen. Jedoch habe ich auch ein starkes Bedürfnis mich mit anderen Vätern auszutauschen.

Was nehme ich mir vor bei einem Treffen?ihr

Erst mal, wie will ich wirken? Ich will authentisch wirken. Das heißt für mich: ehrlich, offen und stark zu sein - und auch meine Bedürfnisse einfordernd. Man könnte es auch selbstbewusst nennen.

Ich nehme mir bei solchen Treffen bestimmte Dinge vor, die ich machen möchte. Ob ich die alle schaffe ist eine andere Frage. Manchmal kommt was dazwischen, manchmal schafft man es nicht, weil einen Ängste bestimmen. Aber dann ist es schon ein wichtiger Schritt, zu erkennen, dass man Angst hat. Das nimmt mir jedenfalls schon einiges an Unsicherheiten aus den Segeln.

Folgende Dinge möchte ich machen:
  • auf andere Väter zugehen, sie ansprechen, sie kurz kennen lernen
  • meine Erfahrungen mitteilen und die Reaktionen der Väter sehen
  • Fragen stellen wo ich mich unsicher fühle und andere Erfahrungen suchen z.B. was machen andere wenn das Kind schreit, obwohl es satt und frisch gewickelt ist?
Mit dieser Einstellung und diesem "Plan" kann ich mich nun aufmachen und eine Gruppe suchen, bei der sich Väter treffen. Ich habe jetzt ein gutes Gefühl und bin selbst motiviert, die Sache anzupacken.

Wie ist das bei euch? Habt ihr selbst mal eine Vätergruppe besucht? Oder an euch Frauen, habt ihr eine Müttergruppe vielleicht besucht? Was haltet ihr von solchen Gruppen? Eure Erfahrungen würden mich sehr interessieren.

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