Brücke. Vom Loslassen und Gehen.

Verfasst von Dipl.-Psych. Ulf Parczyk - Zuerst veröffentlicht: 8. November 2017
Letzte Änderung: 14. Juli 2022
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Brücke. Vom Loslassen und Gehen.

Brücke

Verängstigt sich umschauen
Kurz vor der Klippe
Lieber zurück?
Das Herz zerreißt die enge Brust
Es schreit.

Hinter Dir alles Bekannte
In steifen Mauern Begrabene
Du kennst jeden Stein jede Vertiefung darin
Lange lange hast Du darauf gestarrt
Worauf man lange starrt, zu dem wird man

Doch dort, umgeben von ruhigen Steinen, ist es so verlockend still
und tödlich friedlich,
bewegungslos angstfrei

Ganz tief in Dir ahnst Du
Du stellst Dich tot wie Tiere
In der Angst vor dem Ende schon wie im Ende sein
Die lebendige Flamme gedimmt
Jetzt kurz vorm Verlöschen

Panik kommt auf
Und der Blick wandert zum Ausgang,
Du musst ihn von der Mauer reißen, so sehr bist Du eins mit ihr
Die blendende nie aufgefallene Helligkeit, die Dich durch die Tür
zuerst trifft wie ein Messer
Verbindet sich in einem schmerzhaften Aufschrei
Mit der verendenden Glut in Dir
Schmerz explodiert in Deinem Körper
Zerreißt jede Zelle
Wirft Dich zu Boden. Hart auf den Rücken.
Jede Kontrolle verloren
Die Flamme zündet
Wie Bengalisches Feuer rennen die Funken hektisch durch den Körper, Dein ganzes Wesen
Du versuchst Dich aufzubäumen
Krampfhaft willst Du Dich erinnern: wo ist die vertraute Mauer, der tödliche Frieden?
Doch nichts ist mehr wie vorher
Stille Tränen rinnen über Deine Wangen
Auch sie können das Feuer nicht löschen
Die Panik wird nicht leiser
Zeit ist hier kein Begriff und damit auch nicht "Ende"

Mauerloses Plateau auf dem Du, vibrierend vor Energie und wie festgenagelt, liegst
Der freie Himmel über Dir
Der Adler kreuzt Dein Gesichtsfeld
Scheint tiefer und tiefer zu kreisen
Bis riesige Schwingen
Ihn neben Dir den Boden berühren lassen
Majestätisch steht er an Deiner Seite
Schaut an Dir vorbei in die Ferne
Warmes Leben kommt zurück in Dein Fleisch
Pulsierend im Herzschlag wie treibende Trommeln im Ohr

Verängstigt sich umschauen
Kurz vor der Klippe
Lieber zurück?
Doch wohin noch?
Und das Herz
Es schreit und will vorwärts
Vom Plateau führt die Brücke mit Planken, marode
Doch es gibt nur diese eine

Die Wolken tief
Der Grund nicht zu sehen
Der Adler vor Dir in der Luft
Bereit Dich zu fangen im Sturz

Doch gehen, Erdenbewohner, musst DU

Ein Fuß verlässt den festen Stein
Und macht den ersten Schritt
Ins Unbekannte Neue Weite

Es gibt kein Zurück.

Von
Ulf Parczyk

______

Photo:  Gabriel Tovar on Unsplash
Geräusche im Audio: "Donner" von BlueDelta ; "Natur" von ilexi ; "Adler" von mia28portman ; "Vögel" von thearxx08

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