Ratgeber: Kinderfreundlich planen

Kindgerecht Bauen

Ein Familiennachmittag kann so aussehen: Während die Mutter in der Küche arbeiten möchte, fetzen sich im Obergeschoss zwei der Kinder, statt ihre Hausaufgaben zu erledigen. Vom Garten her ertönt Wehklagen, und man sieht leider nicht, was dem dritten Sprössling passiert ist. Als dann der Papa von der Arbeit kommt, geht er über lehmverschmierte Schuhabstreifer und stolpert in der Diele über Taschen & Co. – keine gute Voraussetzung für einen entspannten Familienabend.

 

Alles gut!

Oder das Ganze verläuft so: Die älteren Kinder sitzen auf der Eckbank am Esstisch und machen Schularbeiten. Ihr jüngerer Bruder spielt in Sichtweite zunächst auf dem warmen Korkboden im Wohnzimmer und dann im Garten, wo ihn die Mutter im Blick hat. Von ihrer Wohnküche aus kann sie ihn beobachten, die Hausaufgaben betreuen und gleichzeitig das Eine oder Andere erledigen. Anschließend wird dann gemeinsam gekocht, und wenn der Vater heimkommt, sind Schuhe, Rucksack und Klamotten im großen Dielenschrank mit seinen vielen Fächern verschwunden. Der stressfreie Familien-Feierabend kann beginnen.

 

Familienhaus

Damit wird klar: Die Planung des eigenen Hauses schafft die Voraussetzungen fürs spätere Familienleben. Wie ihr ja wisst, haben wir unser Schwörer Healthy Home für uns beide geplant. Ein kinderfreundliches Familienhaus hatten wir vor 20 Jahren gebaut. In diesem Beitrag möchten wir euch Tipps für ein kindgerechtes Eigenheim geben. Wichtig ist (siehe oben) eine durchgängig kinder- und damit auch familienfreundliche(!) Planung – von den Grundrissen bis zur wohngesunden Ausstattung.

 

Die Grundrissplanung

Für die familiengerechte Hausplanung ist wichtig, dass sich alle, also auch die zumindest etwas größeren Kinder, einbringen können. Generell gilt: Ideal sind ein Vorbau oder eine große Diele, in der Kinderwagen, Dreirad und Bobbycar geparkt werden können. Ein abgeschlossenes Treppenhaus sorgt dafür, dass Heranwachsende mit ihren Freunden ungestört – und ohne die Eltern zu stören – in ihr Zimmer gelangen. Beim gängigen Nutzungskonzept „unten wohnen, oben schlafen“ ist auf die wirkliche Trennung von Eltern- und Kinderzimmern zu achten. Empfehlenswert sind ein Eltern- und ein separates Kinderbad.

 

Das Haus verändert sich

Flexibilität für die Zukunft bringen möglichst viele, annähernd gleich große Zimmer, die sich der Familienentwicklung durch Umnutzungen anpassen. Perfekt wäre eine statische Konstruktion des Hauses, die an vorgedachten Stellen das Verschieben, Entfernen und Hinzufügen von (Leichtbau-)Wänden zulässt. Zu denken ist beispielsweise an ein „Jugend-Reich“ im Obergeschoss, wofür das Elternschlafzimmer dann ins Erdgeschoss verlegt wird. Die Alternative: Jugendliche bekommen ein Zimmer im Erdgeschoss: im Idealfall mit Duschmöglichkeit (im Gäste-Bad?) und eigenem Zugang.

 

Schmutzschleuse

Von Anfang an empfehlen sich Wohnküche bzw. ein offener Koch-Ess-Wohnbereich, am besten mit Gartenausgang in der Küche. So hat man stets ein Auge auf die Kinder im Garten, und diese können auch mal mit Gummistiefeln in die – geflieste! – Küche marschieren. Alternativ bietet sich eine „Schmutzschleuse“ im Bereich der Haus- oder Kellertür an.

 

Blickpunkt Kinderzimmer

Im Mittelpunkt der kinderfreundlichen Planung steht natürlich das Kinderzimmer. Es sollte nach Süd/Süd-West orientiert sein, von zwei Seiten Licht bekommen und idealerweise bodentiefe  Fenster oder Querlichtbänder haben. Angemessen sind mindestens zwölf, besser 15 bis 20 Quadratmeter. Für mehrere Kinder sollten die einzelnen Kinderzimmer möglichst gleich groß geplant werden. Wer an ein großes Schlafzimmer auf Kosten der Kinderzimmerfläche denkt, sollte überlegen, wie viel und wie vielfältig ein Kinderzimmer Tag und Nacht genutzt wird!

 

Flexible Möblierung

Die Anforderungen ans Kinderzimmer verändern sich mit dem Heranwachsen des Kindes. Anfangs (Säuglings- und Krabbelalter) geht es um einen geschützten Raum mit Nähe und Kontakt zu den Eltern. Im Kleinkind- und Kindergartenalter sollte die Spielfläche wachsen, das Kind möchte jetzt zunehmend alleine spielen. Ein echter Schreibtisch kommt im Vorschul- und Grundschulalter hinzu. Ist das Kind dann 12, 13 Jahre alt, wird das Zimmer dann zum Arbeitsplatz, Besucherraum, zur „eigenen Bude“. Flexible Möbel in einem Zimmer, das jeweils in die funktionalen Bereiche Spielen, Arbeit, Wohnen und Schlafen untergliedert ist, können helfen, den vielfältigen Ansprüchen gerecht zu werden.

 

Wohngesundheit!

Neben der Möblierung kommt der Wahl von wohngesunden und pflegeleichten Baustoffen und Materialen eine große Bedeutung zu. Denn gerade der kindliche Organismus reagiert sensibel auf negative äußere Einflüsse. Robuste Wand- und Bodenbeläge – letztere besser warm und rutschfest – sind alltagstauglich. In den Bemusterungszentren der Fertighausanbieter findet sich eine breite Auswahlpalette, beispielsweise Kork-, Linoleum- und abschleifbare Fertigparkettböden.

 

Hilfe, es selbst zu tun

Ansonsten gilt bei Ausstattung und Einrichtung des ganzen Hauses: Alles sollte für Kinder, abhängig jeweils vom Alter, soweit es geht ohne fremde Hilfe benutz- und bewohnbar sein. Das mindert den Familienstress und fördert die Selbstständigkeit sowie das wachsende Verantwortungsgefühl der Kleinen. Dafür gibt es sichere Tritthocker, Haushaltsleitern etc.

Fürs Badezimmer reichen die Möglichkeiten von der Steighilfe an Waschbecken und WC über spezielle WC- oder Waschtisch-Lösungen in kindgerechter Form mit vorgezogenen Armaturen bis hin zu herunterfahrbaren Sanitärobjekten. Insbesondere in den Nassräumen ist das elementar, was entsprechend für die ganze Hausausstattung gilt: Unempfindliche Oberflächenmaterialien (heute auch mit Selbstreinigungseffekt), rutschfeste Bodenbeläge, gute Beleuchtung, keine Stolperfallen – und damit sind wir beim Thema Sicherheit.

 

Kindgerecht – aber sicher!

Die Vor- und Fürsorge beginnt bei der Hausplanung ohne Stolperfallen und Rutschbeläge und endet bei der Befestigung von Regalen und Schränken an der Wand, um die Kleinen in der Familie vor Unfällen zu schützen. Weitere Punkte sind unter anderem kindersichere Steckdosen, Schranktüren und Schubladen, eine Herdplattensicherung samt Topfgitter sowie FI-Elektroschutzschalter für Haus und Garten; falls es einen Gartenteich gibt, bitte nur mit entsprechender Abdeckung! Ganz wichtig ist auch die entsprechende Treppenplanung. Die Geschosstreppe im Haus braucht durchrutschsichere, so genannte Setzstufen, senkrechte Geländersprossen, die nicht zum Hochsteigen verleiten und ganz wichtig bei Krabbelkindern: Gittertüren oder eine andere Absperrvorrichtung als Absturzsicherung am oberen Ende der Treppe. Eine gute Treppenbeleuchtung und Nachtlichter gehören ebenfalls dazu.

 

 

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