2209 „De Bam! De Bam!“


2209 „De Bam! De Bam!“


Eine wunderbare, kleine, einfache Geschichte, die mein Professor für Philosophie dereinstens erzählte, und die ich offenbar nicht mehr vergesse. Aber zumeist sind die einfachsten Geschichten, die nachhaltigsten, wenn auch nicht unbedingt für jeden leicht zu verstehen. Denn echtes Verstehen geht tiefer, als ein mentales Allvertrauen sich auszumalen vermag, tiefer, denn es berührt uns in unserem innersten Wesen und zeigt uns die Schönheit in der Simplizität dessen auf, was wir oft so schnoddrig Leben nennen. Vielleicht sollten wir uns ausnahmsweise einmal über den Gebrauch von Worten Gedanken machen, die wirklich einen sinnbestimmenden Unterschied in unserem Leben machen – was für manch andere Wortgetüme, oder eher –ungetüme, schwerlich der Fall ist. Aber zurück zu der Geschichte, die ich eigentlich erzählen wollte.

2006 Am Ende des Regenbogens

Am Ende des Regenbogens


Es hatte geregnet, den ganzen Tag über hatte es geregnet. Sanft klopften die Tropfen an meine Scheiben und spielten mir ein Wiegenlied. Es war ein windstiller Tag gewesen. Deshalb fielen die Tropfen sanft und behutsam. Manchmal klingen sie wie Peitschenknallen, und manchmal einfach wie eine warme Melodie, und gerade als die Sonne unterging hörte der Regen auf und ein wunderschöner Regenbogen erstand am Horizont.
„Kennst Du die Geschichte vom Topf mit Gold, der am Ende des Regenbogens zu finden ist?“, fragte ich, vertieft in den Anblick des bunten Bogens.
„Klar, wer kennt die nicht?“, antwortetest Du pragmatisch.

1105 Zulassen

Zulassen


Zulassen – Dich zu mir zu setzen, obwohl wir nichts voneinander wissen, außer vielleicht das Eine, das wir Menschen sind, die die Begegnung suchen, manchmal aus Langeweile oder bloßer Neugierde, manchmal aber auch um nicht unterzugehen im Sumpf der Isoliertheit und Ich-Verlorenheit.

Zulassen – Dich mir und mich Dir zuzusprechen, obwohl wir uns nicht zuvor sorgfältigst abgeklopft haben, uns vergewisserten, das Du es wert wärst, mein Vertrauen und meine Offenheit, doch wie sonst wäre Begegnung je möglich, ohne diese kleine Vorgabe.

Zulassen – Dich mir und mich Dir zu zeigen wie wir sind, obwohl es immer auch ein Wagnis ist, zu eröffnen und zuzulassen. Wie wirst Du damit umgehen, mit dem, was ich Dir entdecke, was ich Dir von mir erfahren lasse?

„Ich will Dich eintauchen lassen in meine Welt, die so ganz anders ist als Deine, und ich beginne damit: Hallo! Ich freue mich, dass Du hier bist.“, spreche ich mich Dir zu, während wir am Steg sitzen und den vollen, satten Mond sich im Wasser spiegeln sehen.
„Ja, ich bin hier, und doch, ich sollte es nicht sein, hier, wo alles so fremd ist, wo ich mich an nichts halten kann als an das Versprechen, das Du mir gibst.“, entgegnetest Du skeptisch.
„Ich weiß, es werden Spiele gespielt, woanders, Spiele mit Menschen, bei denen es Gewinner und Verlierer gibt, Kampf- und Machtspiele, Spiele um Prestige und Ansehen, Spiele um Interessen und Eigennutz, doch hier gibt es keine Spiele, nicht um Dich oder mich, nicht um den Preis des Miteinander.“, gebe ich zurück.
„Warum sollte ich Dir glauben? Worauf hin sollte ich Dir mein Vertrauen schenken, wo ich nichts habe als Dein Wort, wo ich auf nichts bauen kann als auf Deine Zusicherung, und wie wankelmütig sind doch die Menschen. Oder willst Du von Dir behaupten, dass Du noch nie enttäuscht hast?“, entgegnetest Du, logisch und nachvollziehbar.
„Ich behaupte nichts von mir, nur das, was Du an mir erlebst, so wie ich keine Vermutungen über Dich anstelle und nur das annehme, was Du mich von Dir erleben läßt, um es mir zu bewahren, vor der Welt, vor den anderen. Aber Sicherheit, nein, die kann es niemals geben.“, entgegnete ich nachdenklich.

Zulassen – haben denn Träume Schranken, so lange sie Träume sein dürfen.

Zulassen – kannst Du der Hoffnung Grenzen setzen ohne sie zu zerstören.

Zulassen – Sehnsucht, die in ihrem Wesen mich erfüllt und zu mir spricht, dass ich mich Dir zuwenden möchte, kann sie denn eingefriedet werden.

Zulassen – Staunen, dass Du bist in Deiner Einzigartigkeit und Unbestimmtheit und auch Unvorhersehbarkeit, wie könnte ich Abstriche machen ohne Dich zu verlieren noch bevor ich Dich wirklich gefunden habe.

Zulassen – Wachsen, das mir Deine Zutrauen und Deine Zuwendung ermöglicht, kann es denn begradigt werden, ohne seine Eigenständigkeit zu verlieren.

Zulassen – Zuneigung, die uns zueinander führt, uns die Hand zu reichen, einander zu stärken und zu begleiten, kann sie denn ein Maß haben, das sie kennbar macht, ohne zu enteignen.

Zulassen – Dich und mich im Wir!

1005 Feuer

Feuer


Ganz klein beginnt es. Es beginnt immer ganz klein, mit einem Funken am Waldesrand. Stolz und erhaben ragen die Bäume in den Himmel. Jahrzehnte des Wachstums schenkten ihnen diese enorme Höhe. Sie rühren sich nicht, sind einfach da. Und dann kommt er, dieser kleine Funke, nistet sich ein zwischen welken Gräsern und Blättern, unbekümmert und leicht, teilt sich und steckt seine Umgebung an, wird zusehends größer und stärker, wächst fort, bis die ersten Flammen züngeln, übergreifen aufs Unterholz und hurtig weiterspringen, von einem Blatt zum nächsten, von einem Ast zum nächsten, arbeiten sich unablässig empor, bis zu den höchsten, strahlendsten Gipfeln. Selbst die müssen sich den Flammen beugen, die doch zu Anfang nichts weiter waren als ein kleiner Funken am Waldesrand.

0502 Stille

Stille


Erfahrungen sind unhintergehbar. Be-Gegnungen verändern Dich, und diese Veränderung ist unumkehrbar. Will ich die Be-Gegnung, so muss ich ganz wollen, mich ganz darauf einlassen und mich ganz darin verlieren. Mache ich Abstriche von dieser Ganzheit, so geschieht auch die Be-Gegnung nicht Es ist ein mit offenen Augen in einen schwarzen Bergsee springen, mit dem Kopf voran, denn das Du ist die Unergründlichkeit.

0302 Alles ganz normal


Alles ganz normal


Durch Hormone willenlos,
gehen sie mit Maschinen los,
vergewaltigen um zu besamen,
Freiheit nicht einmal zu ahnen.

3001 Weil Du nicht mehr da bist


Weil Du nicht mehr da bist


Ich lache nicht mehr. Es gibt nichts mehr zu lachen. Kein Recht und keine Begründung. Als wäre es infam und teilnahmslos. Oder einfach nur gedankenlos. Weil Du nicht mehr da bist und mein Lachen mit Dir ging. Und doch, ich werde wieder lachen, denn ich werde mich ertappen, dass Momente auftauchen, die einen Hauch von Dir mit sich tragen, ein Bild und eine Begebenheit, in der wir das Lachen teilten. Dann werde ich lachen. Weil es unser Lachen war. Und weil Du es so gewollt hättest, wenn Du nicht mehr da bist.