Bodybuilding als Sucht

Ein noch größerer Bizeps und noch härtere Bauchmuskeln: In der Bodybuilding-Szene ist der so genannte Adonis-Komplex keineswegs eine Seltenheit und erfährt darüber hinaus zunehmend mehr Zuspruch. Grund für das schier unaufhörliche Verlangen nach noch mehr Muskelmassen an möglichst allen Körperpartien ist das nach wie vor vorherrschende Gefühl, schwächlich und schmal gebaut zu sein.

Die Faszination am Kraftsport liegt seit jeher in der Herausforderung, die eigenen Grenzen des Belastbaren zu überwinden und mental die Oberhand über seinen Körper zu erlangen. Dieser „ewige“ Kampf gegen sich selbst stellt für viele Kraftsportler das Element des Trainings dar. Vielen Bodybuilder sind zudem der Auffassung, dass Schmerz lediglich ein Zeichen von Schwäche ist, welche im Laufe der Zeit den Körper verlässt und auf diese Weise die Psyche des Menschen stärkt. Um ihr Ziel vom Traumköper zu erreichen, verbinden Sportler harte Trainingseinheiten mit eine äußerst strengen Diät, die bis ins Detail organisiert bzw. geplant ist. Es gibt außerdem kaum eine andere Sportart, die sich derart tief in alle Lebensbereiche des Alltags hineinplatziert und von den Bodybuildern 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche nahezu alles abverlangt.

Bodybuilding mit Hanteln

Bodybuilding mit Hanteln

Genau an diesem Punkt scheiden sich die Geister. Während die Einen Bodybuilding als eine „Religion für Sportverrückte“ abfertigen, sind die Anderen vom Kraftsport vollkommen überzeugt und zudem der Meinung, vollkommen gesund zu leben und ihrem Körper mit derart intensiven Strapazen etwas Gutes zu tun. Eine Grenze zwischen dem Sport als Hobby und als Sucht zu ziehen, gelingt nur den Wenigsten auf den Punkt genau. Wer etwa fünf bis sechs Mal pro Woche den Weg zur Langhantel sowie anderen Fitnessgeräten sucht und dabei weder Geist noch Körper schont, bewegt sich bereits in Einzugsgebiet der Sucht. In der Regel handelt es sich hierbei um einen schleichenden Prozess, welcher stets auf einer Steigerung der persönlichen Leistungsfähigkeit beruht.

Durch ein eintretendes Übertraining sprengen Bodybuilder in regelmäßigen Abständen ihre eigene Belastungsgrenze. Unachtsamkeit führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu schmerzhaften Muskelverletzungen, die eine lange Pause nach sich ziehen. Falsch ausgeführte Übungen mit zu viel Gewicht führt nicht sofort, sondern im Laufe der Zeit Schäden in den Sehen und Gelenken. Psychisch bedingte Selbstzweifel am eigenen Aussehen führen direkt zum Griff nach Nahrungsergänzungsmitteln, die eine Mangelernährung zur Folge haben können. Depressionen sowie die Isolation von Außenwelt sind in diesem Zusammenhang ebenfalls häufige Begleiterscheinungen. In der finalen Phase sinkt die Hemmschwelle gegenüber, zum Teil lebensgefährlichen, Doping-Präparaten.
Jeder Sportler sollte daher, unabhängig von seiner Sportart, im Bodybuilding vielleicht aber etwas mehr, daher wirklich objektiv darüber nachdenken, ob er seinem Körper wirklich noch Gutes tut, oder sich vielleicht schon in einem Bereich bewegt, welcher auf Dauer seiner Gesundheit mehr schadet.

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