Der Januar hat es für Einrichtungsbegeisterte in sich. In der zweiten Januarwoche findet jedes Jahr die Textilmesse HEIMTEX in Frankfurt statt, gleich darauf folgt in Köln die Internationale Möbelmesse imm cologne und wer dann noch nicht genug hat, kann gleich darauf nach Paris zur Maison&Object weiterreisen. Mich hat es wieder nach Köln zur imm cologne gezogen. Birgit und ich kennen uns schon eine Weile aus einer facebook-Gruppe für Unternehmerinnen. Und natürlich eint uns die Liebe zur Architektur und Design. Als Birgit mich gefragt hat, ob ich auf FreiraumArchitektur über Neuheiten und Trends von der Möbelmesse berichte möchte, habe ich gerne zugesagt. Hier also noch mit ganz frischen Eindrücken die Trends der diesjährigen imm cologne.
Die Trends der Möbelmesse imm cologne 2017! Klick um zu Tweeten
Um bei elf Hallen mit teilweise mehreren Stockwerken den Überblick nicht zu verlieren, ist eine Vorbereitung sehr wichtig. Für mich war klar: Die Messehallen, in denen die großen stilprägenden Designmarken ausstellen, sind immer interessant und sehenswert. Hier bekommt man einen Eindruck, was die meist hochdotierten Designer so umtreibt. Daneben gibt es selbstverständlich auch viele kleinere Unternehmen, die sich mit neuen spannenden Entwürfen präsentieren.
Und was gab es jetzt Neues auf der Messe?
Trend 1: Es gibt wieder Mut zur Farbe!
Sehr auffällig war, dass es wieder Mut zur Farbe gibt. Keine grellen, hellen, frischen Farben – eher gedeckt. Von Blau, Grün, Rosa, Rot, Gelb bis Gold war alles zu sehen, und dies vom Sessel bis zum Schrankmöbel. Die ganze Farbigkeit wurde zudem noch mit intensiven Wandfarben und Textilien der Standgestaltung abgerundet. Auch Holz ist nach wie vor dabei, jedoch eher zurückhaltend eingesetzt und wenn, dann mit schönen Details verarbeitet. Im Gesamten ein stimmiges Ganzes um sich in seinen Räumen einen ruhigen Rückzugsort zu schaffen. Vielleicht spiegelt sich darin auch der Wunsch des Einzelnen nach einer heilen Welt zuhause wieder. Im Vergleich zu den letzten Jahren ist hier eine Veränderung zu beobachten, denn da dominierten Holz-, Erd- und Naturtöne kombiniert mit frischen Farben (Apfelgrün und Orange).
Auf der imm cologne 2017 ist wieder Mut zur Farbe zu entdecken! Klick um zu TweetenTrend 2: Formen – “Willkommen in den 50er-Jahren”
Bereits die Farben erinnerten stark an die 50er-Jahre und die aktuellen Formen unterstreichen dies zusätzlich. Mid-century, heißt der neue Stil. Leichte Gestellsofas, leichte Sessel, filigrane Stühle, Sideboards und Kommoden auf Füßen. So könnte man die Neuheiten zusammenfassen. Natürlich technisch auf dem neuesten Stand. Angefangen von tollen Stuhl- und Sitzbezügen, handwerklicher Polsterung, schönen Oberflächen bis zur ausgetüftelten Beschlagstechnik beim Öffnen von Türen, Schränken und Schubkästen, war alles zu sehen.
Die 50er kommen wieder! Mid-century heißt der neue Stil auf der imm cologne. Klick um zu TweetenTrend 3: Details – Handwerkskunst ist wieder gefragt!
Sehr gefreut hat mich (da kommt bei mir eben doch meine Schreinervorbildung zum Vorschein), dass es wieder schöne Verarbeitungsdetails zusehen gibt. Denn man darf nicht vergessen, auf dieser großen Möbelmesse zeigt die Möbelindustrie ihre Produkte, die in der Regel seriell produziert werden. Hier werden teilweise in großen Fertigungsstraßen, Lackieranlagen etc. diese Möbel produziert. Und ja, es gibt auch noch die ergänzende Handarbeit, ohne die so hochwertige Möbel nicht hergestellt werden könnten. Um jedoch wettbewerbsfähig zu sein, wird die heutige Technik eingesetzt, wo es nur geht. Am Stand von Conde House, einem Hersteller aus Japan, wurde uns verraten, dass die perfekten Holzübergänge nicht mehr nur geschliffen, sondern ganz fein sandgestrahlt werden – dabei entsteht eine Oberfläche wie Samt. Und an diesen feinen Details zeigt sich dann auch die Qualität (die sich meist auch im Preis wiederfindet).
Trotz aller industriellen Möbelproduktion ist wieder Handwerkskunst gefragt! #imm cologne Klick um zu TweetenTrend 4: Lampen – Leuchten – Licht
Ohne das passende Licht, kann es auch im schönsten Raum nicht gemütlich werden. Auch dies konnte man auf der Messe wieder gut erfahren. Es gab Messestände mit schöner stimmungsvoller Beleuchtung, hier geht man gerne hinein und auch die Möbel schienen in einem guten Licht. Anderen Messestände waren weniger einladend und man ist vorbeigelaufen. Warum? Die Beleuchtung war zu grell, zu kalt – einfach nicht passend. Und so geht es auch mit jedem Wohn- und Arbeitsraum. Deswegen ist die passende Beleuchtung so wichtig! Von großen auffälligen Leuchten bis zur dezenten Stehleuchte war so gut wie alles zu finden, was das Wohnen schöner macht.
Ein Raum kann nur so schön sein, wie seine Beleuchtung zulässt. Klick um zu Tweeten
Und auch in den Schränken und Regalen wird es hell. Durch den Einsatz von LED-Licht-Bändern in Schränken, Profilen und Regalen – davor oder dahinter – ergeben sich viele neue Lichtakzente. Vieles davon lässt sich bei der Lichtgestaltung im Raum umsetzen.
Wie schon gesagt, bei der imm cologne präsentieren sich die Hersteller und die (Möbel-)Händler haben hier die Gelegenheit, für ihr Geschäft und ihre Ausstellung neues auszusuchen und einzukaufen, was wir dann in den Einrichtungshäusern kaufen können. Das heißt jedoch nicht, dass jetzt jede neue Einrichtung in den “neuen” Farben und Formen gestaltet sein muss, denn einen bestimmten Einrichtungsstil gibt es in unserer heutigen Zeit nicht mehr. Erlaubt ist, was gefällt. Die Kombination von Alt und Neu, Landhausstil, streng und klar modern und auch der Mix aus unterschiedlichen Stilen ist erlaubt.
Trend 5: Leichte, mobile Möbel
Der Einsatz und die Nachfrage von leichten mobilen Möbeln ist sicher auch eine Folge unserer mobilen Lebensweise, in der ein Umzug aus privaten und/oder beruflichen Gründen immer öfter vorkommt und ein leichtes Sideboard sicher einfacher mitgenommen werden kann, als eine große Schrankwand. Individualität, Flexibilität und Persönlichkeit, so kann man wohl die Wünsche der Kunden an ihre Einrichtung zusammenfassen.
Leicht, mobile Möbel für einen flexiblen Lebenstil. Klick um zu TweetenTrend 6: Wohnen auf das Wesentliche reduziert
Auch die diesjährige Ausstellung “DAS HAUS” auf der Messe war sehr interessant und hat zum Nachdenken angeregt. Seit 2012 wird jedes Jahr ein/e Designer/In eingeladen sich mit dem Thema Wohnen auseinanderzusetzen und dies zu gestalten. Letztes Jahr durfte der deutsche Designer Sebastian Herkner diese Fläche gestalten und herausgekommen war ein offener Grundriss mit fließenden Übergängen in die einzelnen Räume, die durch Vorhänge abgetrennt und verbunden werden konnten. Sein Thema war: Kommunikation, Offenheit und Gastfreundschaft. Diese Ideen konnte man auch gut selbst in den geschaffenen Räumen erfahren.
Anders war es in diesem Jahr. Ich muss zugeben, ich hatte mich mit dem Entwurf “Das Haus 2017” von Todd Bracher im Vorfeld noch nicht beschäftigt, somit stand ich dann in einem rechteckigen Raum, umgeben von raumhohen Regalen, in der Mitte ein großer Tisch mit Stühlen und integrierter Kochgelegenheit, einem Durchgang in einen separaten dunklen Raum und einer Dusche im Außenbereich. Was war jetzt das?
Wohnen auf das Wesentliche reduziert, zeigt die Sonderschau Das HAUS auf der imm cologne. Klick um zu Tweeten
Todd Bracher hatte einen interessanten Ansatz: Er ging so weit zurück, dass er das Wohnen auf das Wesentlichste reduziert hatte. Was ist tatsächlich notwendig?
Ein Raum, in diesem Fall ein großer Tisch, an dem gekocht wird, ein Bereich für den Austausch untereinander, ein Platz um Wissen, Erfahrungen aufzunehmen, hierfür standen die Bücherregale ringsherum, in denen das “Wissen” untergebracht ist. Daneben ein Raum zum Schlafen und um zur Ruhe zu kommen. Und die Dusche hatte er in die Natur verlegt. Er nennt sein Haus das “nährende Haus“. Ein Haus, in dem wir das aufnehmen können, was wir zum Leben brauchen. (Während ich dies schreibe, denke ich an die alten Bauernhäuser, in denen es eine beheizte Stube gab, in der sich das Leben abspielte, die Schlafstube und das WC über dem Hof). Als Experiment und Denkanstoß interessant, um zu überlegen, was jedem Einzelnen beim Thema Wohnen wichtig ist, wenn die Grundbedürfnisse gedeckt sind.
Und hier sind wir wieder am Anfang angekommen, es gibt für jeden seine Wohnung und sein Haus. Ein richtiges oder falsches Einrichten gibt es nicht. Es gilt nur herauszufinden, wie will ich wohnen, was ist mir wichtig, was ist mein Lebensstil. Denn ein Zuhause ist immer ein Zusammenspiel aus Bedürfnissen und Funktionen oftmals auch von mehreren Bewohnern, das ganz darauf abgestimmt ist, seine Bewohner im Alltagsleben zu unterstützen. Ein Haus und eine Wohnung ist immer als ein ganzheitliches Projekt zu sehen, bei dem Architektur und Interior Design zusammenspielen müssen.
Das sehe ich als meine Aufgabe für meine Kunden: Ihnen auf dem Weg zu Ihrem persönlichen Wohnen mit meiner Erfahrung zur Seite zu stehen. Auf Messen wie der Möbelmesse imm cologne hole ich mir dafür gerne Anregungen.
Herzliche Einrichtungsgrüße – Jeanette
Und hier noch ein paar Links zu guten Herstellern:
⇒ www.cor.de – Polstermöbel vom Feinsten
⇒ www.interluebke.com – Schrankmöbel
⇒ www.raumplus.de – bekannt für Schiebetürschränke
⇒ www.piure.de – Schrank und Kastenmöbel in vielen Varianten
⇒ www.schrammwerkstäetten.de – Betten und Schlafkomfort auf höchstem Niveau
⇒ www.draenert.de – Stein-Tische
⇒ www.team7.at – moderne Massivholzmöbel aus Österreich
⇒ www.condehouse.de – Japanische Handwerkskunst bei Stühlen und Tischen
⇒ www.zeitraum-moebel.de – Wohnen mit Holz in schöner Verarbeitung
und es gibt noch viel mehr … alle aufzulisten, würde den Rahmen sprengen!
Jeanette Neidhardt-Rosenberger ist Interior Designerin und Feng-Shui-Beraterin. Sie betreibt mit Ihrem Mann Architekt Michael Rosenberger in Stuttgart ein Büro für Architektur und Innenarchitektur. Das Team begleitet Bauherren vom ganzheitlichen Entwerfen, über die Planung bis hin zur Umsetzung bei Neu-, Um-, An- oder Ausbauten. Auch reine Innenausbauten werden übernommen. Wunderschöne Refernzobjekte und die Kontaktdaten findet Ihr auf der Homepage. Jeanette schreibt regelmäßig interessante Artikel aus ihrem Arbeitsalltag als Interior Designerin auf ihrem Blog Raumgeschichten. Reinschauen lohnt sich!
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