Wahrzeichen der diesjährigen elften Biennale für zeitgenössische Kunst MANIFESTA ist der Pavillon of Reflections auf dem Zürichsee. 30 Studenten der ETH Zürich haben ihn geplant und realisiert. Ein spannendes Projekt, bei dem insgesamt 150 Tonnen Holz und Stahl verbaut wurden. Das Besondere daran: Der Pavillon schwimmt mit seinem tragenden Stahlgerüst im Wasser. Wie das geht? Das wollte ich auch wissen. Hier die Antwort sowie weitere interessante Details.
Die Studenten wurden von verschiedenen Firmen beraten und unterstützt. Für das Stahlgerüst, das den Holz-Pavillon trägt, kam Stahlbau Pichler mit ins Boot. Auf meine Frage an die Geschäftsführerin Tanja Pichler wie der scheinbare Widerspruch von einer schwimmenden Stahlkonstruktion in Realität funktioniert, bekam ich folgende Erklärung: “Der von uns gelieferte Stahl bildet eine stabile Plattform für die aufgesetzte Holzkonstruktion, schwimmt selbst aber nicht.” Und was lässt den Pavillon dann schwimmen? Es sind Schwimmkörper, sogenannte Pontons, die ebenfalls aus Stahl sind. Das ingenieurtechnische Wissen dazu steuerte die Willy Stäubli Ingenieur AG bei. Diese Pontons werden ansonsten beispielsweise für Badeinseln, Schwimmkräne sowie für Landungsbrücken oder in Yachthäfen eingesetzt.
Einzigartiger schwimmender Pavillon mit 600 m² Grundfläche. Klick um zu TweetenFür die 30 Architektur-Studenten des Studios Tom Emerson war es das erste Großprojekt. Eine einzigartige Erfahrung für die angehenden Architekten. Das Abenteuer begann mit dem Auftrag des MANIFESTA-Kurators Christian Jankowski, der sich für die Biennale ein Wahrzeichen mit Zuschauerrängen, Open-Air-Kino, einem Bad und einer Bar wünschte und in Auftrag gab. Insgesamt zehn Monate intensive Arbeit, auch in den Semesterferien und unablässiges Engagement steckten die motivierten Studenten verschiedener Semester in den Pavillon of Reflections, meldet Inken De Wit auf der News-Seite der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH Zürich. Zuerst wurde ein interner Wettbewerb durchgeführt. “Es gab mehrere vielversprechende Entwürfe, die wir kombiniert und weiterentwickelt haben”, berichtet Anna Maria Stallmann, Masterstudentin Architektur im achten Semester, in dem News-Bericht der ETH. Der Pavillon sollte einzigartig werden. Entstanden ist dieser schwimmende Pavillon mit 600 Quadratmeter Grundfläche, einer Tragkonstruktion aus 52 Tonnen Stahl und einer Holzkonstruktion, für die 350 Kubikmeter Schweizer Rundholz sowie 140 Kubikmeter Holzbretter und -balken zum Einsatz kamen.
Nicht nur Tom Emerson, Projektleiter und ETH-Professor für Architektur, ist stolz auf seine Studenten, auch Tanja Pichler ist begeistert: “Der Einsatz der Studenten war großartig. Die Vorstellung von der Stahlplattform war sehr konkret und die Konstruktion war bis ins Detail statisch ausgearbeitet.” Denn der Entwurf war nur ein Teil des Projekts, danach fing die Arbeit für die Nachwuchs-Architekten erst richtig an: die Statik musste überprüft werden, Auflagen beispielsweise zum Brandschutz mit den Behörden geklärt werden, die Materialmenge musste berechnet und bestellt sowie die externen Mitwirkenden koordiniert werden. Realität eines Großprojektes eben. “Wir haben sehr gute Vorgabepläne und Details erhalten”, so die Geschäftsführerin von Stahlbau Pichler.
Aber wie kam die Unterkonstruktion und der Holz-Pavillon zusammen aufs Wasser des bananenförmigen Zürichsees? Alle vorgefertigten Stahlträger wurden in Einzelteilen per Lkw zum Aufbauort transportiert und dort “teils an Land und teils in Ufernähe zusammengebaut”. Auch die Holzkonstruktion des Pavillons wurde von den Studenten vorab auf die Stahlplattform gebaut. Ein spannender Moment, wie auch Tanja Pichler bestätigt als ich sie nach der größten Herausforderung für ihr Unternehmen bei dem Projekt frage: “Das Wichtigste war sicher, dass alle Anschlusslöcher und Anschlusslaschen für die Holzkonstruktion passgenau und präzise gefertigt wurden.” Und dann stand er da, der Pavillon of Reflections – fertig aufgebaut, aber noch nicht am Bestimmungsort angelangt. Drei spezielle Boote zogen das Wahrzeichen der MANIFESTA dann in einer fast einstündigen Überfahrt an ihren Bestimmungsort.
Schwimmender Pavillon of Reflections auf der MANIFESTA in Zürich. Klick um zu TweetenSeit der Eröffnung der MANIFESTA am 18. Juni dient der Pavillon of Reflections nun als Begegnungsstädte der Besucher. Viele Kunstfreunde und Neugierige beginnen ihren Ausstellungsbesuch auf dem Herzstück der Biennale. Sicher ein tolles Erlebnis für die Beteiligten des Projekts wie für die Besucher. Für Tanja Pichler steht fest: “Wir haben uns gefreut, einen Beitrag zu dieser wunderbaren Konstruktion leisten zu dürfen.” Wer sich einen eigenen Eindruck vom Pavillon of Reflections machen und die zahlreichen Events der MANIFESTA besuchen möchte, kann dies noch bis zum 18. September tun. Mehr Informationen zu den Events, den Öffnungszeiten, den eintrittsfreien Zeiten sowie den Preisen, gibt es hier. Schreibt mir doch Eure Eindrücke. Ich freue mich über Berichte im Kommentarfeld!
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