Am 5. Mai wurde der Architekturfotografie-Preis 2017 bei der Eröffnung der begleitenden Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt verliehen. Ich finde Architekturfotografie immer spannend, da sie einen ganz speziellen Fokus auf Ausschnitte und Details legt und damit eine besondere Stimmung schafft und den Betrachter oft mit ungewohnten Ansichten überrascht. Was als Gesamteindruck oftmals gar nicht so außergewöhnlich wirkt, bekommt durch den Sucher des Fotografen eine eigene Aussage. Mein Favorit bei den diesjährigen Preisträgern ist nicht der Erstplatzierte – mich spricht besonders die Bilderserie “Die im Dunkeln” von Wilhelm Schünemann an. Doch seht selbst, ich stelle hier alle Preisträger vor.
Preisträger des Architekturfotografie-Preises architekturbild 2017 Klick um zu Tweeten
Der europäische Architekturfotografie-Preis architekturbild wird alle zwei Jahre unter einem bestimmten Thema ausgeschrieben. Fotografen und Fotografinnen aus der ganzen Welt sind dazu eingeladen, mit einer Bildserie von vier Fotografien mitzumachen, die nicht älter als drei Jahre sind. Dieses Jahr galt es, das Thema “Grenzen/Borders” fotografisch-künstlerisch umzusetzen. Grenzen sollten dabei keineswegs negativ interpretiert, sondern im Kontext zur gebauten Umwelt gesehen werden. Wo gibt es Grenzen? Welche sind dies und wie fühlen sie sich an? Grenzen können dabei ja ausgrenzend und abschreckend, aber auch schützend und umschließend sein. Ich finde es sehr spannend, welch unterschiedliche Arbeiten dazu entstanden sind.
Rein künstlerisch und optisch hat mir die Bildserie “Die im Dunkeln” von Fotograf Wilhelm Schünemann am besten gefallen. Deshalb möchte ich Euch diese auch als erstes zeigen, obwohl sie nicht den ersten Preis erhalten hat. Schünemann fotografierte Spiegelungen in den Fensterscheiben großer Glasfassaden. Zusammen mit den dahinter liegenden sichtbaren Beschattungslamellen lösen sich die Grenzen zwischen innen und außen optisch auf und ergeben abstrakte Strukturen und Linien. Ich liebe es, wenn sich in Bildern die dargestellte Realität des jeweils gewählten Ausschnitts zu einer grafischen Einheit wandeln. Das tatsächliche Objekt tritt bei der Betrachtung in den Hintergrund, während die Bildelemente wie Farbe, Linien, Strukturen die Wirkung übernehmen. Das ist meine persönliche Interpretation, die der Jury könnt Ihr hier nachlesen. Sehenswert sind auch die anderen Bildbeispiele auf der Homepage des Fotografen. Besonders die Schwarz-Weiß-Fotografien “In Niedersachsen”“In Niedersachsen” finde ich klasse!
Daniel Poller verfolgt mit seiner Bildserie “stone record” einen völlig anderen Ansatz. Er beschäftigt sich mit den vielen An-, Umbauten sowie Renovierungs- und Sanierungsarbeiten, die in einer Stadt ständig ablaufen und immer wieder ein anderes Stadtbild schaffen. Ständig wird etwas erneuert, abgerissen oder verbessert. Damit entstehen Wechselwirkungen zwischen altem und neuem, zwischen Transparenz und Geschlossenheit sowie zwischen Fassade und Volumen. Historische Fassaden ohne Funktion verstecken dahinter liegende Bauten, moderne Gebäude konkurrieren mit historischem Bestand und degradieren diesen. Laut Jury-Zitat “zeigt Poller damit auch die Folgen eines grenzenlosen Immobilienmarktes” auf.
Matthias Jung hat im Rahmen seiner Bildserie “Revier” Nachtaufnahmen einer verlassenen ehemaligen Siedlung gemacht. Die Backsteinbauten sind verrammelt und verlassen. Da der Fotograf nur die vorhandene Straßenbeleuchtung zur Belichtung verwendet hat, sind bedrückende Aufnahmen einer ausgestorbenen Stadt entstanden.
Der erste Preis ging an Andreas Gehrke mit “Arrival”. Seine Bildserie zum Thema “Grenzen” beschäftigt sich ganz aktuell mit provisorischen Flüchtlingsunterkünften. Mit dem Wechsel zwischen Schwarz-Weiß- und Farbfotografie verweise er jeweils auf Situationen der Vergangenheit bzw. Gegenwart, so das Jury-Zitat. Gehrkes Fotografien seien ein Thema von großer Aktualität und Bedeutung, das er auf beeindruckende Weise visuell in Szene gesetzt habe. Durch den Fokus auf verschiedene Umgebungen von Flüchtlingen erhalte der Betrachter einen umfassenden Eindruck des Ausmaßes der Entfremdung und der psychischen Auswirkungen von Grenzen auf den Menschen.
Die Bilder können Interessierte noch bis zum 6. August 2017 im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt anschauen.
Welche Bildserie gefällt Euch denn am besten? Schreibt mir doch in einem Kommentar, ich freue mich über Eure Meinung!
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