Beim Wäsche waschen und trocknen wird viel Wasser und Energie verbraucht. Ich möchte kein Plädoyer gegen das Waschen und schon gar nicht gegen den Wäschetrockner starten. Denn diese Errungenschaften erleichtern uns den Alltag enorm. Doch trotz aller modernen Technik ist es der bewusste Umgang damit, der zu mehr Nachhaltigkeit führt. Räumen wir auf mit den Mythen aus früheren Waschtagen und lösen uns vom Hygienewahn. Hier ein paar Tipps, auf was es wirklich ankommt.
Vor einiger Zeit rückte eine Bekannte bei einem gemütlichen Gespräch im Café in einem Nebensatz mit einem Bekenntnis raus, das mich schockiert und beschäftigt hat. Sie könne es nicht ertragen, wenn Wäsche im Wäschesammler liegt und müsse alles sofort waschen. Was hat das zur Konsequenz? Wäscht sie jeden Abend die paar wenigen Klamotten des Tages? Nett war auch die typische Mutti-Frage vor nicht allzu langer Zeit im Kindergarten meines Sohnes. Es war draußen noch sehr kalt und mein Junior hatte eine mit Kunstfell gefütterte Mütze auf. “Wie schaffst Du es, dass das Fell so schön bleibt, unseres ist nach dem vielen Waschen ganz hässlich geworden.” Verdutzt sah ich mein Gegenüber an und ebenso perplex kam meine Antwort wie aus der Pistole geschossen: “Ich habe die Mütze noch nie gewaschen.” Warum sollte ich eine Mütze, die außen abwaschbar ist und immer nur für kurze Zeit von einem Kleinkind, dass noch keinen übel riechenden Schweiß produziert, ständig waschen?
Richtiges Waschverhalten senkt die Stromrechnung und schont die Umwelt. Klick um zu TweetenUm eventuellen Aufschreien gleich zuvor zu kommen: Wir laufen alle sauber und ordentlich durch die Gegend. Und die Waschmaschine ist bei uns mit Kind und Hund natürlich häufig in Gebrauch. Für mich übrigens der wundervolle Inbegriff von Familienleben – wenn da nur nicht das Bügeln wäre, aber das ist eine andere Geschichte. Wie wäscht man jetzt aber so, dass die Abrechnung für Wasser und Strom nicht unnötig in die Höhe steigt und die Umwelt nicht über das Maß belastet wird?
Wäsche waschen – aber richtig
- Erst Waschen, wenn auch wirklich genügend Wäsche für einen Waschgang zusammengekommen ist. Die Waschmaschine sollte möglichst voll beladen sein. Die Ausnahme bildet hier Feinwäsche, bei der die Maschine etwa halb voll sein sollte, und Wolle sowie Seide, bei der die Trommel sogar nur zu einem Viertel gefüllt werden soll.
- Nicht zu heiß waschen. Das 90-Grad-Programm ist in der heutigen Zeit vollkommen überflüssig. Hand aufs Herz – wer wäscht noch mit 90 Grad? Ich kann Euch beruhigen, 60 Grad reichen für hygienische sensible Wäsche wie Küchenhandtücher, Säuglingswäsche oder Bettwäsche völlig aus. Der größte Teil unserer Wäsche ist ja nicht wirklich dreckig, sondern halt getragen, hier wird die Wäsche bei 40 oder oftmals auch 30 Grad prima sauber. Auf der Stromrechnung macht sich eine Reduzierung der Waschtemperaturen deutlich bemerkbar.
- Neue Waschmaschinen mit aktueller Technik arbeiten wesentlich strom- und wassersparender. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle wieder einmal mein Lieblingsthema anbringen: Es lohnt sich erst eine neue Maschine zu kaufen, wenn die alte wirklich kaputt ist. Denn wir müssen uns immer vor Augen führen, wie viel Ressourcen und Energie ein neues Gerät bei seiner Herstellung benötigt. Wer sich aber eine neue Waschmaschine zulegt, sollte nicht nur auf das höchste Energielabel schauen. Ob A++ oder A+++ ist nicht immer das ausschlaggebende Argument. Wichtig sind auch die Drehzahlen und die Restfeuchte. Denn das Trocknen der Wäsche benötigt noch mehr Energie wie das Waschen.
- XXL-Waschmaschinen sollen besonders effizient im Hinblick auf Wasser- und Energieverbrauch arbeiten. Eine EU-weite Umfrage der Universität Bonn zeige letztes Jahr aber, dass genau das Gegenteil der Fall ist: Die eigentlich sparsamen XXL-Waschmaschinen schaden der Umwelt mehr. Warum? Die Studie, für die über 4.800 Haushalte in elf EU-Ländern ausgewertet wurden, zeigt, dass kein Zusammenhang zwischen der Trommelgröße einer Waschmaschine und der Anzahl der Waschgänge pro Woche besteht. Will heißen: Ein Vier-Personen-Haushalt wäscht genauso oft, egal ob er eine Neun-Kilogramm-Waschmaschine besitzt oder eine mit fünf Kilogramm Fassungsvermögen. Das Fazit vom Leiter der Studie Prof. Dr. Rainer Stamminger: „Die Besitzer scheinen nicht so lange zu warten, bis sie genügend Wäsche haben, um die Trommel wirklich zu füllen.“ Durch schlechte Auslastung verbraucht die große Waschmaschine im Schnitt mehr Wasser und Energie als eine voll beladene kleinere Maschine. Ein so genannter Rebound-Effekt, der den eigentlichen Nutzen sogar in einen Schaden wandeln kann.
Wollt Ihr wissen, wie viel Euch das Wäsche waschen im Jahr kostet? Hier geht es zum Online-Wasch-Rechner der Nachhaltigkeits-Initiative “Forum Waschen”.
Wäsche trocknen benötigt mehr Energie als waschen
Das Trocknen der Wäsche an der frischen Luft ist natürlich die Energie sparsamste Methode. Ich liebe aber meinen Wäschetrockner und möchte diesen auf keinen Fall missen. Er ist mein alltäglicher Luxus, zu jederzeit ohne großen Aufwand waschen und trocknen zu können. Als berufstätige Mutter ist das ein Segen. Was ich deutlich merke, ist die neue Waschmaschine, die wir seit letztes Jahr haben. Die Wäsche hat so wenig Restfeuchte, dass der Trockner merklich kürzer läuft. Viele Pullis und Fleecejacken sind sogar bereits so trocken, dass man sie nur noch auf einen Bügel kurz aufhängen braucht. Auch feine Blusen und Wollpullis, die man nicht im Trockner haben möchte, sind schnell an der Luft getrocknet. Seit dem Einzug der neuen Waschmaschine wird bei uns tatsächlich mehr Wäsche aufgehängt.
Wäsche in beheizten Räumen aufhängen, kann mehr Energie verbrauchen als ein Trockner. Klick um zu TweetenWer allerdings seine Wäsche im beheizten Innenraum zum Trocknen aufhängt, muss aufpassen, dass er dabei nicht noch mehr Energie benötigt wie ein Wäschetrockner. Wie das? Ganz einfach: Die warme Raumluft nimmt die Feuchtigkeit auf, deshalb muss ausreichend gelüftet werden, damit sich im Innern kein Schimmel bildet. Dadurch geht wertvolle Wärme aus dem Innern verloren.
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