Die Design-Objekte des 20. Jahrhunderts sind heute begehrte Klassiker. Viele Designer waren allerdings in ihrer Zeit wenig bekannt, während sie heute für ihre Entwürfe geschätzt und verehrt werden. Retro ist chic und schöne Stücke finden in modernen Einrichtungen wie selbstverständlich neben aktuellem Design ihren Platz. Denn Alt und Neu lässt sich prima kombinieren. Heraus kommt ein Stil-Mix, der spannende und zeitlose Interiors schafft. Das opulent bebilderte Buch “RetroChic” zeigt eine Fülle von tollen Beispielen des neu interpretierten Retro-Stils.
Das Buch RetroChic zeigt inspirierend, wie Stil-Mix geht. Klick um zu Tweeten
Die Einbindung von Retro-Möbel oder Retro-Accessoires in einen modernen Einrichtungsstil benötigt Fingerspitzengefühl, besonders wenn man verschiedene Epochen vermischen möchte. Wie das die Profis machen, zeigen die wunderschönen Bilder dieses Buches. Die Autorin Caroline Clifton-Mogg lädt in die Domizile von Architekten, Designer und anderen Kreativen ein, die zeitgenössische Elemente mit Vintage-Stücken und echten Designklassikern zu einem stimmigen Gesamtensemble zusammenstellen. Auf über 200 Seiten können Leser in traumhafte Wohnwelten von ländlichen Anwesen über herrschaftliche Stadthäuser bis zu umgebauten Fabriketagen eintauchen. Clifton-Mogg beschreibt und zeigt ausführlich, wie man ausgewählte Stücke kombiniert und in einen überraschenden Kontext setzt, dabei aber immer eine harmonische Raumsituation kreiert.
Doch was ist Retro eigentlich? Im eigentlichen Wortsinn kommt retro aus dem Lateinischen, bedeutet “rückwärts” und bezieht sich auf frühere Stile. Außerdem grenzt der Begriff gegen ältere Stile ab, die die Bezeichnung “antik” tragen. “RetroChic” bezieht sich also auf das Design des 20. Jahrhunderts. Jeder kann sich sein Jahrzehnt aussuchen, in dem er sich besonders zuhause fühlt. Besonders innovativ und produktiv waren sicherlich die 20er mit der Bauhaus-Bewegung sowie die 50er und 60er nach dem zweiten Weltkrieg. Bekannte Namen wie Walter Gropius, Marcel Breuer, Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier, aber auch Eileen Gray sowie Ray und Charles Eames, um nur einige zu nennen, prägen noch heute mit ihren in ihrer Zeit revolutionären Entwürfen die Designszene. Neue Materialien wurden eingesetzt und traditionelle Wege verlassen. Heute sind viele Möbel, Lampen und Deko-Objekte aus dieser Schaffensperiode zu Klassikern mit zeitloser Schönheit und großer Anziehungskraft geworden. Erstaunlich ist, wie gut sie sich in unserer zeitgenössischen Wohnwelt integrieren und dieser Spannung und Tiefe verleihen.
Retro-Design passt bestens zu zeitgenössischen Interiors. Klick um zu TweetenViele Designer aus der Zeit waren Architekten, die ihre neue Formensprache auch im Interior weiterverfolgen wollten. Klarheit und Einfachheit waren wichtige Ansätze, die mit viel Liebe zum Detail umgesetzt wurden. Im Buch erfährt man viel über die Beweggründe der Gestalter dieser Zeit und auch ihre Inspirationsquellen, die dann doch oftmals klassisch geprägt waren. So erinnert der Barcelona Chair von Mies van der Rohe beispielsweise an einen Stuhl aus dem alten Griechenland.
Der erste Teil von “RetroChic” zeigt die unterschiedlichsten Wohnsituationen, in denen die Möbel aus dem 20. Jahrhundert sich chamälionartig anpassen und perfekt in den jeweiligen Gesamtstil integrieren. Da findet sich 50er-Jahre-Design in einer Altbauwohnung mit Stuck wieder, auf einem original Fischgrätparkett ruht mit großer Eleganz ein Ikea-Teppich, auf dem ein Couchtisch aus den 70ern thront oder in einer alten Werkstatt in der Normandie entsteht Afrika-Feeling. Der Stilmix sorgt für Überraschung und Spannung. Denn “reines Design kann nur für sich allein schnell unpersönlich und sogar langweilig werden”, weiß Manfred Geserick, Modedesigner und Fashion-Berater. Sein Pariser Appartement, das er zwei Jahre lang in ein sehr individuelles Zuhause verwandelt hat, ist eines der im Buch gezeigten Beispiele.
Überraschend ist auch, wie gut Retro-Charme zu rustikalen Bauernhäusern passt. Zu Balken, Bruchsteinwände und grobem Wandputz harmonieren besonders die Möbel aus den 50ern. Wie die Einrichtung den schmucklosen Gebäuden die Schwere nimmt und Behaglichkeit entstehen lässt ist faszinierend. Auch im Flair ehemaliger Industriehallen entfalten sich die Designklassiker erstaunlich gut. Welche Kniffe und Tricks nötig sind, damit diese Symbiose gelingt, beschreibt die Autorin verständlich und unterhaltsam. So stellt sie verbindende Elemente der unterschiedlichen Einrichtungsbeispiele vor. Das können mal die schwarzen Beine aus Metall von Tisch, Stuhl und Sideboard sein oder eine bestimmte Farbe. Mit diesem Hintergrundwissen schaut man ganz anders auf die Details und möchte am Liebsten gleich selbst losgehen mit dem Gestalten.
Stil-Mix erzeugt Spannung und Überraschung. Klick um zu TweetenIm zweiten Teil des Buches geht es weniger um die Gesamteinrichtung, sondern um einzelne Möbelstücke, die Beleuchtung, Textilien, Bodenbeläge und Deko-Objekte. Wer mit dem Retro-Style beginnen möchte, sollte erst einmal mit wenigen Stücken anfangen und Akzente setzen. Ein auffälliger Stuhl, ein Sonnenspiegel oder Vasen in den typisch leuchtenden Farben dieser Zeit geben dem Raum “einen neuen Twist”. Hierfür bekommt man vielfältige Tipps und Anregungen, sodass sich wirklich jeder an das Abenteuer Stil-Mix wagen kann. Weniger ist anfangs erst einmal mehr, denn sonst wird schnell eine lose Sammlung von verschiedenen Einzelstücken, die keine Verbindung zueinander haben. Im dritten Abschnitt des Buches werden dann die verschiedenen Räume vom Wohnzimmer bis zum Badezimmer vorgestellt.
Das Buch “RetroChic” macht viel Spaß beim Duchblättern und Lesen. Bei den zahlreichen sehr unterschiedlichen Wohnsituationen, die vorgestellt werden, findet sich sicherlich jeder wieder, der dem Retro-Charme erlegen ist. Neben den zahlreichen wunderschönen Bildern, erläutern die Beschreibungs- und Bildtexte auf unterhaltsame Weise das Abgebildete. Dabei werden die Designer von damals mit ihren Beweggründen ebenso beschrieben wie die Wohnungs- und Hausbesitzer von heute mit ihren Gestaltungsansätzen. Ich kann mich dem Klappentext nur anschließen: “Seite für Seite ein inspirierendes Vergnügen!
Das Buch gibt es für 39,99 Euro. Gleich hier durchblättern und bestellen.
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