„Oh, wie schön ist Panama…“

Oh, wie schön ist Panama

Mit diesem Spruch sind Millionen von Kindern in Deutschland aufgewachsen und haben im Fernsehen erlebt, wie Tiger und Bär das gelobte Land Panama suchen und zum Schluss doch entdecken, dass es zu Hause am schönsten ist. Offensichtlich hat dieser Spruch weltweit Aufsehen erregt und auch die Regierung von Panama hat alles dafür getan, um es in ihrem Land so schön wie möglich zu machen. Und wer nicht selbst kommen konnte, der konnte zumindest sein Geld dorthin schicken. Interkulturelle Unterschiede spielten dabei keine Rolle, ja es ist eine wunderbare Einmütigkeit aller Kulturen festzustellen, die in der geschäftlichen Praxis so nicht existiert. Im Lande Off-Shore scheint es keine Unterschiede zu geben. Warum wandern wir nicht alle dahin aus, wo Kultur, Rasse oder Religion keine Bedeutung haben?

Begegnung der besonderen Art

Treffen sich Geschäftspartner aus verschiedenen Kulturkreisen, ist es angebracht, sich auf diese Unterschiede einzustellen. Das gilt insbesondere für Entsendungen, aber auch für Verhandlungen. Es ist jedem klar, dass der Verhandlungsstil sich zwischen New York, London, Frankfurt, Mumbai, Shanghai oder Tokio mitunter dramatisch unterscheidet. Letztlich verwischen aber diese Unterschiede, denn es geht dabei immer um Geschäfte und die führen zu Einnahmen, also Geld, das irgendwo hinfließen muss. Und egal, welche Farbe die Scheine haben oder welche bedeutenden Persönlichkeiten darauf abgebildet sind, am Ende treffen sich alle in einem warmen tropischen Land, dessen Palmen und Strände den Eindruck des idealen Ortes vermitteln, ganz in der Tradition von Tiger und Bär. Darüber hinaus verwandeln sich rote, blaue oder gelbe Scheine oft und nehmen alle dieselbe Farbe und Form an, eine Mischung aus grün, braun und grau, von denen uns distinguierte US-amerikanische Persönlichkeiten entgegenblicken. Man versammelt sich unter dem gütigen Blick von Benjamin Franklin oder George Washington und der Begriff Greenback, also grüner Rücken, hat hier ausnahmsweise keine ökologische Bedeutung. Ökologisch, weil papierschonender, ist hingegen, dass man nicht immer Scheine nach Panama schicken muss, es reicht eine simple elektronische Überweisung. Zugegeben, oft wird diese Transaktion über viele verzweigte Ecken durchgeführt, was die Sache mitunter kompliziert macht, aber das kostet immerhin nur ein wenig Strom.

Alle Tiere sind gleich – aber einige Tiere sind gleicher

George Orwell hat es bereits geahnt. Seine Tiere entwickeln sich wie wir Menschen. Tiger und Bär haben diesen Prozess nie mitgemacht und sind deshalb glücklich mit ihrem einfachen Leben. Und genauso wie Tiger und Bär nie den Weg nach Panama gefunden haben, können dies nicht alle Bürger tun. Man muss nämlich ein wenig „gleicher“ sein, um in den Genuss dieser Privilegien zu kommen. „Gleicher“ ist, wer viel zu versenden und wer die richtigen Kontakte hat. Denn es bedarf gewiefter Helfer, um seine schönen Scheine unter Sonne und Palmen zu parken. Der Trick ist, dass nicht alle wissen dürfen, dass man das kann. Und wenn es keiner weiß, muss man manchmal von den schönen Scheinen auch nichts abgeben. Der „Schein“ bleibt so gewahrt. Schlimm nur, wenn die Kunde vom gelobten Land Panama die Runde macht und die „gleichen Tiere“ davon erfahren, weil schließlich die „gleicheren Tiere“ ihnen immer gesagt haben, dass das Land Off-Shore eine üble Gegend ist, die man unter allen Umständen meiden sollte. Es ist doch auch zu Hause schön, und damit es so bleibt, soll jeder Bürger seinen Teil dazu beitragen, auch finanziell. Blöd nur, wenn ausgerechnet diese Propheten nun bekennen müssen, dass das Land Off-Shore gar kein Land, sondern eher ein Club für distinguierte Mitglieder ist. Und ausgerechnet nur diejenigen, die am meisten dazu beitragen könnten, dass es zu Hause schön bleibt, können eine Eintrittskarte für diesen Club erwerben. Das finden die anderen natürlich gar nicht komisch.

Legal, illegal, sch…egal

Viele Clubmitglieder stammen aus der Zeit, als der alte Sponti-Spruch der 70er Jahre kursierte. Er bezog sich zwar nicht auf Geld, aber die moderne Gesellschaft fordert ja geradezu Kreativität und die Entdeckung neuer Wege, Techniken und Interpretationen. Wie schön, dass die pädagogischen Bemühungen so gut gefruchtet und Panama zu solcher Blüte verholfen haben. Dumm nur, dass ausgerechnet die Mitglieder des „Panama-Clubs“ selbst die Regeln ausgegeben und propagiert haben, die die „Gleichen“ vom Lande Off-Shore fernhalten sollen. Ja, diejenigen, die dessen Grenzen überschritten, wurden sogar verfolgt und hart bestraft, wenn man ihrer habhaft wurde. Was wird nun? Einzug der „Clubausweise“ für die Mitglieder? Wiedereingliederung der „Gleicheren“ in die Masse der „Gleichen“? Schande und Kerker für die Bösewichter? Ach, am Ende wird es wohl wieder so sein, dass einige Leute Federn lassen müssen. Aber auch mit ein paar Federn weniger kann man immer noch fliegen. Tiger und Bär interessieren sich nicht dafür. In ihrer Welt gibt es kein Geld und alle Bewohner sind nette und interessante Wesen, die die eine oder andere liebenswerte Schrulle besitzen. Das sagenhafte Panama ist nichts weiter als ein Aufkleber auf einer Bananenkiste und bleibt ein Symbol für Träume, die man letztlich zu Hause verwirklichen kann. Genauso mögen die „Gleichen“ träumen, dass der „Off-Shore-Club“ geschlossen wird. Die „Gleicheren“ werden sich erst einmal schämen und dann neue Wege finden, Panama an anderer Stelle wieder auferstehen zu lassen. Der Mensch bleibt sich treu und die Vision von George Orwell wiederholt sich immer wieder, das war schon zu allen Zeiten so. Und daran scheint sich nicht deshalb etwas zu ändern, nur weil es jemand mal aufgeschrieben hat.

Möchten Sie Geld machen?

Träumen auch Sie von einem Panama? Am Anfang stehen immer der Schweiß und die Mühe, erst einmal Geschäfte zu machen. Dazu gehören Verhandlungen. Wer sich auskennt und geschickt verhandelt, wird international Erfolg haben, und kann dann die Früchte des Erfolges genießen. Halten Sie es aber dabei wie Tiger und Bär. Überlassen Sie Panama den Träumern, die immer noch denken, dass sie auf ewig ungeschoren davon kommen würden.

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Interkulturelles Verhandlungstraining
Allgemeines interkulturelles Training

By | 2017-03-29T15:24:20+00:00 08. 04. 2016|Global Cultures|

About the Author:

Rainer Beekes ist interkultureller Experte aus der wirtschaftlichen Praxis. Während seiner Unternehmenslaufbahn war er über 25 Jahre für multinationale Konzerne wie z.B. Volkswagen Financial Services, American Express, GMAC oder Société Générale in 5 Ländern in Linien- und Führungspositionen tätig. Der studierte Betriebswirt und Master of International Management (MIM) leitet Global Cultures – Akademie für interkulturelles Management, für die über 200 Experten zu 112 Ländern und Regionen weltweit tätig sind. | Linkedin | Xing | Google+ | Twitter | youtube | RSS |