Hinter den Kulissen: Das nachwachsende Hotelzimmer

Das nachwachsende Hotelzimmer – ein Name, der Fragen aufwirft! Wie kann ein Hotelzimmer nachwachsen? Das bisher einzigartige Konzept des Creativhotel Luise in Erlangen hatten wir euch bereits im Blog vorgestellt. Und doch finden wir das Thema so spannend, dass wir noch einmal mehr zu der Idee erfahren wollten. Also haben wir hinter die Kulissen geschaut und bei Geschäftsführer Ben Förtsch genauer nachgefragt:

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Wie kamen Sie auf die Idee für das nachwachsende Hotelzimmer? 

Konzept und Umsetzung des nachwachsenden Hotelzimmers waren im Endeffekt Teamarbeit zwischen dem Architekten und mir. Das Ziel mit dem ich in die Projektplanung gegangen bin war, dass ich etwas kreieren wollte, das es so noch nicht gibt. Ich wollte die Dinge nicht nur von ein paar Seiten betrachten, sondern es als Ganzheitliches wahrnehmen. “Nachwachsendes Hotelzimmer” war zunächst nur der Arbeitstitel. Mit recyclebaren Materialien (z.B. bei den Teppichen) haben wir einen 100 prozentige Kreislauf geschaffen.

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Was macht das nachwachsende Hotel Zimmer so besonders?

Das nachwachsende Hotelzimmer zeigt eine ganz andere Herangehensweise, um dem Gast das Thema Nachhaltigkeit schmackhaft zu machen. Es ist daher so besonders, da wir es in erster Linie so nachhaltig wie möglich gestaltet haben, aber mindestens genauso viel Energie, Zeit und Entwicklung in das besondere Design und den Komfort gesteckt haben. Aufwändig eingebaute nachhaltige Eigenheiten machen die Zimmer besonders – so haben wir beispielsweise als erstes Hotel in Deutschland die wassersparenden Astronautenduschen. Gäste sollen in erster Linie vom Design und Schlafkomfort begeistert werden, die Nachhaltigkeit des Zimmers ist das Sahnehäubchen.

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Mit wem haben Sie für die Umsetzung des Konzeptes zusammen gearbeitet? 

Für die Umsetzung des Konzepts haben wir fast ausschließlich mit dem relativ jungen, aber schon renommierten Architekten Alexander Fehre gearbeitet – ein Architekt, der nachhaltig denkt, aber kein typischer Nachhaltigkeitsarchitekt ist und bisher kein vergleichbares Hotel-Projekt durchgeführt hatte. Und das war mir auch sehr recht so, denn er ging mit einer ganz anderen Sicht an das Thema heran. Ich glaube, dass wir das Design, wie es jetzt ist, von einem alt eingesessenen Hotel- oder Nachhaltigkeitsarchitekten so nicht bekommen hätten.

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Was sind Ihre Visionen bezüglich der Entwicklung und Zukunft Ihres Hotels? 

Der nächste logische Schritt wäre natürlich das nachwachsende Hotel. Von diesem idealistischen Ziel sind wir jedoch noch weit entfernt. Bisher wurde das Konzept des nachwachsenden Hotelzimmers als Testlauf nur in wenigen Zimmern ausgeführt. Es wurde jedoch für alle Zimmer des Hotels entworfen, sodass sich das Haus dem Traum des nachwachsenden Hotels immer mehr annähern kann. In Zukunft möchten wir eine der Hauptrollen in Sachen nachhaltiges Hotel in Deutschland spielen. Ich denke, im Geschäftsbereich haben wir dies bereits erreicht. Ich wünsche mir, dass das Hotel und sein Konzept in Zukunft auch mehr Tourismusgäste anspricht und überzeugt.

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Wie sieht Ihre Philosophie zum Thema Nachhaltigkeit aus?

Für mich spielt Nachhaltigkeit die wichtigste Rolle in meinem Leben, aber es sollte immer der zweite Gedanke sein. Nur dann erreicht man die Menschen. Weiterhin ist für mich heutzutage ein Luxushotel, das nicht nachhaltig ist, für mich kein Luxushotel mehr. Das passt einfach nicht zusammen, denn der moderne Luxus ist meiner Meinung nach unweigerlich mit Nachhaltigkeit verbunden. Allerdings können den Luxus, im Grunde machen zu können was man will, ohne der Umwelt zur Last zu fallen, noch nicht viele bieten.

Was interessiert Sie persönlich am Thema Nachhaltigkeit am meisten?

Da ich ein sehr visueller Mensch bin, finde ich ökologisches Design sehr spannend. Hier merkt man einen klaren Wandel. Wo früher nachhaltige Marken in der Optik wenig überzeugten, gibt es heute immer mehr Produkte, die toll designed sind und gut aussehen – dann funktioniert es.

Auch im Bereich Kleidung und Fashion achte ich zunehmend auf Nachhaltigkeit – sowohl privat als auch im Hotel. Bei der Erneuerung der Uniformen einiger Mitarbeiter haben wir beispielsweise nachhaltig bei einem kleinem regionalen Laden in Erlangen bestellt. Ich zahle ein wenig mehr, aber ich kann nachhaltige Mode in der Region unterstützen und fördern. Nun tragen meine Mitarbeiter T-Shirts, die ich regional und nachhaltig bezogen habe, das macht mir dann großen Spaß – eine win-win Situation!

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Was wünschen Sie sich von Ihren Kollegen der Hotelleriebranche?

Von meinen Kollegen wünsche ich mir den Mut, ein Risiko in Richtung Nachhaltigkeit einzugehen. Aber auch dass sie es schaffen, sich vom Tagesgeschäft ein wenig zurückzunehmen und die Perspektive für die Zukunft zu erarbeiten. Ich versuche so wenig wie möglich Tagesgeschäft zu machen, um den Abstand zu bewahren und frisch im Kopf zu bleiben.

Noch viel mehr als von meinen Kollegen in der Hotelbranche, wünsche ich mir ein Umdenken bei den Gästen und Geschäftsreisenden. Sobald sich die Nachfrage nach grünen Initiativen erhöht und die Auswahl des Hotels verstärkt nach nachhaltigen Gesichtspunkte geschieht, wächst auch der Ansporn für die Hotels sich der Sache anzunehmen. So kann sich eine Dynamik entwickeln, die wirklich die nachhaltige Hotellerie voranbringt.