Die 10 größten Gefahren beim Sammeln von Wildkräutern

Gefahren beim Wildkräuter sammeln

Im Wald da sind die Räuber … Wald und Wiese umgibt seit jeher die Aura des Gefährlichen. Und da auch zum Thema Wildkräuter der Spruch „only bad News are good News“ gilt, schwappt regelmäßig ein Shitstorm gegen den Naturgenuss durch die Medien. Das ist natürlich schade, denn die lautesten Warner sind selten die großen Naturkenner. Auch wird selten auf solide Quellen und Forschungsergebnisse verwiesen – die es ja durchaus gibt.

Und so hat sich zur schönsten Wildkräuterzeit turnusgemäß eine finstere Gewitterwolke von Ur-Ängsten und populären Irrtümern über Wiesen und Gärten zusammengebraut.

In diesem Artikel besprechen wir daher: Wie gefährlich sind Wildkräuter wirklich? Was sind die 10 größten Gefahren? Wie kann man diese Gefahren vermindern oder sogar vermeiden?

 

Wie gefährlich sind Wildkräuter im Verhältnis gesehen?

Natürlich gibt es im Wald Gefahren – wie auch z.B. im Straßenverkehr. Letzterer ist allerdings ungleich gefährlicher.

So meldet das Statistische Bundesamt für das 1. Halbjahr 2015 1.156.970 Verkehrsunfälle, davon 140.767 mit Personenschaden, davon 1593 Tote (Quelle: https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2015/08/PD15_300_46241.html ). Würdet ihr euch deshalb ins Haus einsperren? Kaum. Man sieht nach links und rechts, bevor man über eine Straße geht und beachtet die Verkehrsregeln 😉 Und in Wald & Flur? Da gibt es diese Regeln eben auch.

 

Wie schütze ich mich vor Hund, Fuchs und Krabbeltier?

Jede Kräuterführung beginnt mit einer Grundaufklärung. Wie du dich schützt, was du anziehst, was erlaubt und verboten ist.  Wir haben eure Fragen aus der Umfrage analysiert und die größten Gefahren zusammen gestellt.

 

1. Der Fuchsbandwurm – die größte „Gefahr“

Keine Angst vor dem Fuchsbandwurm! „Ein Sechser im Lotto ist wahrscheinlicher, als sich durch den Verzehr von Waldbeeren mit dem Fuchsbandwurm zu infizieren“, so Professor Klaus Brehm, Biologe am Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt das Robert-Koch-Institut. Die Krankheit, die unbehandelt zum Tod führen kann, sei zum Glück sehr selten.

Den ganzen Artikel findest du hier:

http://www.herbalista.eu/keine-angst-vor-dem-fuchsbandwurm-2/

 

2. Abgase

Denen entgehen wir leider nicht. Auch Bio-Äcker liegen an Autobahnen und in den Einflugschneisen von Flughäfen. Abgasen entkommt man nicht, sie sind Teil unserer Zivilisation. Wenn du Wildkräuter sammelst, siehst du allerdings, wo du erntest und kannst das Mikroklima beurteilen.

 

3. Hunde

Der Hund verrichtet sein Geschäft gern am Rand der Wege – so bauen Hunde ihre eigene Informationskette auf. Schon in fünf bis sechs Meter Abstand vom Wegrand bist du relativ sicher: Das gilt natürlich nicht für „Hundewiesen“ im Wohngebiet. Auf einem Flecken Erde über den noch niemand gelaufen bzw. den noch niemand beackert hat, sind von Hunden und deren „Informationskette“ sehr sicher.

 

4. Tödliche Strahlenpilzinfektion

Eine vermeintliche Gefahr, die eigentlich keine Gefahr mehr ist: Der Strahlenpilz ist kein Pilz sondern ein Bakterium. Früher wurde gedacht, dass die Krankheit/das Bakterium durch Pilze übertragen wird, was sich als falsch herausstellte. Aktueller Stand: Die Strahlenpilzinfektion hat nichts mit dem Verzehr von Wildpflanzen zu tun und ist auch kein Pilz.

Quelle: http://www.medizinfo.de/hautundhaar/bakterien/strahlenpilz.htm

 

5. Spritzmittel & Nitrat

Im Gegensatz zum Strahlenpilz ist diese Gefahr tatsächlich für Wildkräuterfans relevant: Ernte nicht auf mit Mist-gedüngten Wiesen. Es besteht eine hohe Infektionsgefahr durch Parasiten und die Nitratbelastung ist hoch.

Woran erkennt man das?

Du erkennst eine gedüngte Wiese durch sehr große Pflanzen (z.B. riesen Löwenzahblätter) und geringe Artenvielfalt. Du kannst auch einfach fragen, wenn du weißt, wem die Wiese gehört. 😉  Jeder konventionelle Acker wird gespritzt mit: Pestiziden, Glyphosat, Pflanzenhormonen für ein gleichmäßiges Wachstum. Da heißt es Finger weg: Ihr erkennt die Äcker an ihrem schönen, gleichmäßigen Bestand, lasst euch von den Blühstreifen am Rand nicht täuschen ! Fragt lieber beim Besitzer nach, besonders wenn ihr öfters Wildkräuter sammeln wollt.

 

6. Zecken & Borreliose

Da hilft vor allem physischer Schutz – ich trage immer hohe Stiefel. Trekkingsandalen sind für Zecken, wie ein Silvertablett auf dem ihnen Nahrung serviert wird. Sie fallen nicht (populärer Irrtum) von den Büschen, sondern krabbeln von unten die Hosen hoch. Sie sitzen gern im trockenen, höheren Gras und warten bis Futter an ihnen vorbeigeht.

Ein Praxis-Tipp gegen Zecken: Schmier dch mit Kokosöl ein. Das enthält Laurinsäure und das mögen die Zecken angeblich nicht. Gebissen hat mich seither keiner mehr – allerdings ist das keine Garantie. Ich wandere ja auch in Stiefeln.

Mehr Infos:

Quelle: http://www.jugend-forscht-bayern.de/archiv/www.2014.jugend-forscht-bayern.de/index058c.html?id=1393

WICHTIG: Borreliose wird erst 24 Stunden nach dem Biss übertragen. Ein abendlicher Body-Check nach dem Sammeln, ist also genau so wichtig wie ein physischer Schutz vorm Sammeln von Wildkräutern. Abgesehen davon gibt es Zecken auch in Gärten und vor allem durch Hunden und Katzen verbreiten sie sich weiträumig.

 

7. „Nanopartikel“

Vor allem Moos sammelt Schwermetalle an wie ein Schwamm, weil es sich im Gegensatz zu den Kräutern nicht jährlich erneuert. Deswegen: NIE Moos essen! Auch wenn das bei manchen Rohköstlern als Geheimtipp gilt.

 

8. Giftige Pflanzen

Sammle nur Pflanzen, die du sicher bestimmen kannst. Mache eine Kräuterwanderung und nimm ein entsprechendes Bestimmungsbuch mit, um dich unter Anleitung zu orientieren. Die Pflanzen die wir im Online-Wildkräuterkurs vorstellen, sind besonders leicht zu bestimmen.

 

9. Mücken, Wespen, Bienen, Schlangen

… auf der Wiese will jeder essen. Und zwar so einfach wie möglich. Die meisten Tiere scheuen Menschen und beißen oder stechen Menschen nur, wenn sie sich bedrängt fühlen. Trotzdem sollten wir uns vor Mücken, Bienen, Wespen, Schlangen und Co schützen, da wir Menschen kein“dickes Fell“ haben. Am besten schützt du dich durch Stiefel, Lange Hosen und ein langärmliches Hemd. Außerdem achte darauf, dich VORSICHTIG zu bewegen: Nicht dass wir einem Wiesenbewohner in seinem Biotop zu nahe treten 😉

 

10. Leberegel

Leberegel sind Parasiten (Saugwürmer), die vor allem auf feuchten (Schaf-)weiden auftreten.Viel Weidevieh gibt es in Deutschland nicht, der Warnhinweis gilt vor allem für die Alpenländer.

 

Herbalista®s Checkliste: „Eigene Vorsicht – bester Unfallschutz“

Eigene Vorsicht bester Unfallschutz

Ihr seht, man kann sich schützen – und es ist recht einfach, wenn man sich auskennt. Am besten beachtet ihr folgende Regeln:

  • Lange Hosen, feste, geschlossene (!!) Schuhe
  • Kokosöl zur Zeckenabwehr
  • Sonnen- und Regenschutz
  • Pflanzen waschen
  • Hände waschen
  • Nicht mit Hunden und Katzen „face to face“ schmusen
  • Wettergefahren meiden (Starkregen, Gewitter)
  • Regionale Naturschutzregeln beachten (Ordnungsamt)
  • Abends die Haut (Ganzkörper) auf Zecken kontrollieren
  • In besiedelten Gebieten 5-6 m Abstand vom Weg wahren,  von konventionellen Äckern ca. 50 m Abstand wahren
  • Nur Pflanzen ernten, die man sicher bestimmen kann – das muss man lernen

Dies wären meine persönlichen Tipps und Einschätzungen. Sie basieren auf meiner Erfahrung als zert. Kräuterführerin und dem aktuellen Informationsstand (Juni 16). Aber natürlich weiss ich nicht alles – nur, dass es absolute Sicherheit auf dieser Welt nicht gibt. Wer euch das verkauft, der lügt.

 

Fazit: Was spricht für die Wildkräuter?

Meiner Meinung nach überwiegen die Vorteile der Ernährung mit Wildkräutern bei weitem die Risiken (siehe oben). Aber das muss jeder selbst entscheiden.

Die Ernährung aus den Supermarkt ist zwar hygienisch optimiert, kontrollieret und zertifiziert – zu Gunsten von Optik und Lagerfähigkeit. Also gut für den Handel, aber mager für dein Darm-Mikrobiom in der deine Immunabwehr wohnt. Diese enthält kaum mehr die Bitterstoffe, die wir zur Bildung vieler wichtiger Neurotransmitter brauchen, die uns vor Stress und Burn-out schützen.

Ich hoffe, ich konnte Euch ein Gefühl für die „Top Ten“ der Gefahren geben. Und du siehst – wenn man sich etwas auskennt, ist es gar nicht so gefährlich. Wenn du dir nicht sicher bist, komm auf eine Kräuterwanderung, damit dir „sehen-fühlen-riechen-schmecken“ in der Natur vertrauter wird.

Viel Spaß dabei wünscht Dir,

Gabriele Leonie Bräutigam

Über die Autorin:

Gabriele BräutigamGabriele Leonie Bräutigam lebt in einer alte Mühle in Weigendorf/Oed in der Nähe von Nürnberg. Sie ist zertifizierte Kräuterführerin, angehende Heilpraktikerin, Wildkräuter-Autorin der Bücher „Wilde Grüne Smoothies – 50 Wildkräuter – 50 Rezepte“ und „Wilde Grüne Küche – 10 Wildkäuter – 50 Power-Snacks“ und Gründerin der ersten deutschsprachigen Online-Wildkräuterführung – 20 einfache, essbare Wildkräuter bestimmen und sammeln.

Du erreichst sie außerdem unter ihrer Website www.herbalista.eu, wo sie regelmäßig Neuigkeiten aus der Wildkräuter-Welt veröffentlicht.

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Für alle, die einen sicheren Einstieg in die Welt der Wildkräuter suchen, habe ich gemeinsam mit der zert. Kräuterführerin und Wildkräuter-Autorin Herbalista® Gabriele Leonie Bräutigam die erste Online-Wildkräuterführung entwickelt.

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