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Was ist Sozioinformatik?

Die Sozioinformatik, ein noch recht junges Teilgebiet der Informatik, beschäftigt sich mit der Wechselwirkung zwischen sozialen Gruppen und Softwaresystemen. Dazu werden sowohl Methoden und Praktiken der modernen Informatik als auch aus der Psychologie, den Wirtschaftswissenschaften und der Soziologie angewandt. Es handelt sich somit um eine interdisziplinäre Wissenschaft.

Kommunikation ist die Grundlage gesellschaftlicher und politischer Prozesse. Mit Hilfe von moderner Informationstechnik und Computern können Daten und Informationen so einfach wie nie vermittelt, gespeichert und analysiert werden. Aus diesem Grund haben Softwaresysteme in den letzten Jahren immer mehr Einzug in das Sozialleben, und den privaten und beruflichen Alltag erhalten.

1990 wurden auf Grundlage dieser wachsenden Relevanz erste Untersuchungen durchgeführt, die auf der einen Seite den Einfluss von Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) auf sozialen und organisatorischen Wandel, und auf der anderen Seite den Einfluss der Gesellschaft oder sozialer Praktiken auf das Design von Softwaresystemen, betrachteten. Daraus entwickelte sich die Sozioinformatik.

Wie ist die Sozioinformatik aufgebaut?

Der Fokus der Sozioinformatik gliedert sich in zwei Bereiche: Auf der einen Seite werden Analysen der Auswirkungen, die Softwaresysteme auf die Gesellschaft haben, durchgeführt. Dabei kann es sich beispielsweise um die Einführung neuer Software in Unternehmen und Betrieben handeln, aber auch um öffentliche Reaktionen auf aktuelle politische und soziale Themen. Teil der Analyse ist es ebenfalls, zu beobachten, wie sich Plattformen und Software durch den gesellschaftlichen Einfluss über die Zeit verändern.

Auf der anderen Seite steht der praktische Teil, der sich auf diese theoretischen und explorativen Techniken stützt: Die Entwicklung von Methoden, Techniken und Prozessen, die die Kommunikation mittels Software verbessern und beispielsweise die Vernetzung großer Nutzergruppen ermöglichen. Dabei spielen unter anderem Designprozesse und Realisierungsmöglichkeiten, aber auch die Durchführung von Nutzerstudien, eine große Rolle.

Aktuelle Anwendungen der Sozioinformatik

Besonders aktuell ist die Sozioinformatik in der Politik durch die sogenannte E-Demokratie. Ziel der E-Demokratie ist es, den Informationsaustausch, die Kommunikation und Transaktionen zwischen Bürgern, Unternehmen und staatlichen Einrichtungen oder der Legislative zu erleichtern, und bestehende politische Prozesse zu verbessern. Dazu zählen verschiedene Projekte, beispielsweise die Einführung von Internetwahlen, E-Protest, E-Partizipation oder E-Petitioning, durch die Bürger aktiver und einfacher am politischen Geschehen teilnehmen können.

E-Protest verknüpft Internetnutzer miteinander, um Bürgerinitiativen oder Proteste zu organisieren, während E-Partizipation es Bürgern ermöglicht, über das Internet Einfluss auf verschiedene politische Entscheidungen, beispielsweise Bauvorhaben, zu nehmen und ihre Meinung zu vertreten. E-Petitioning wird genutzt, um Fragen direkt an die Petitionsausschüsse der Parlamente schicken zu können. Früher war eine solche Beteiligung eher über Flugblätter und Briefe möglich, und wird durch die diese computergestützten Maßnahmen nun besser zugänglich.

Und auch in Parteien spielen Softwaresysteme eine wachsende Rolle, beispielsweise durch das Opensource-Projekt LiquidFeedback. LiquidFeedback dient der politischen Entscheidungsfindung durch das Einreichen von Textvorschlägen, über die anhand von Regelwerken abgestimmt werden kann. Auch hier wird durch die Software die Beteiligung vereinfacht und der Gesamtprozess beschleunigt.

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