Konstruktivismus: Das größte Problem ist, keine Probleme zu haben, jedoch zu glauben, Probleme zu haben.

Ein Unternehmer Mitte 30 neulich: „Ich bin unheilbar krank. An der Krankheit werde ich nicht sterben, doch ich habe sie mein Leben lang. Habe ich Schübe, sind meine Tage die Hölle. Dann ständig die Untersuchungen, das zehrende Einstellen der Medikamente, vieles das ich nicht oder nur sehr eingeschränkt tun kann. Doch dann sehe ich andere Kranke bei den Untersuchungen und da kann ich nur sagen: Die haben Probleme! Mein Gott geht es mir gut!”

Hier ein Beispiel, wie wir uns Probleme selbst machen

Soll ein Foto/ Video/ Tonaufnahme von jemandem gemacht werden, kommt definitiv der Kommentar: „Auf Fotos/ Videos sehe ich immer so doof aus./ Auf Tonaufnahmen höre ich mich immer so doof an.”
Merkwürdig, im Spiegel jedoch hat sich der oder die Betreffende am Morgen noch für ziemlich attraktiv befunden: „Harrr, Schnecke/ Tiger Du!”

Woher kommt diese sinnfreie Ansicht?

Die Kamera/ das Tonband nimmt uns exakt so auf, wie wir wirklich aussehen und uns wirklich anhören.
Der Spiegel jedoch spiegelt jeden einzelnen Punkt unseres Gesichtes seitengetreu zurück. Im Spiegel sehen wir – oh, welche Erkenntnis! – unser Spiegelbild. So wie wir uns im Spiegel sehen, so sehen nur wir uns. Jeder andere kennt uns so, wie wir auf Fotos/ Video aussehen und uns bewegen.
So wie wir unsere Stimme kennen, kennt sie nur ein einziger Mensch auf dieser Erde: wir selbst. Denn wir hören unsere Stimme von außen und von innen. Jeder andere kennt sie so wie vom Video/ Tonband.

Konstruktivismus: „Ich mach´ mir die Welt widdewidde wie sie mir gefällt!”

Aus unserem gesamten Erfahrungsschatz seit unserer Zeugung (oder vielleicht sogar noch früher? Siehe C. G. Jung und das Kollektive Unbewusste) konstruieren wir, was wir bewusst und unbewusst wahrnehmen zu einer für uns gültigen Wahrheit. Identische Situationen nimmt demnach jeder so wahr, wie sie für ihn wahr ist. Dabei gibt es jedoch keine messbare Wahrheit.

Wenn ich mich so umhöre, haben viele definitiv kein Problem, finden jedoch Probleme, weil sie sich wohl so unsagbar langweilen. Sie riskieren nichts, sie springen nicht über ihren eigenen Schatten, sie ziehen an, was alle anziehen, usw. Kurzum, sie tun, was alle tun. Deshalb haben sie ja auch Probleme, weil alle Probleme haben. (Was durchaus üblich ist für alle Geschöpfe)

Das Problem dabei ist: sie meinen, sie riskieren etwas, sie meinen, sie springen ständig über ihre eigenen Schatten, sie meinen, sie ziehen sich interessanter an als andere. Doch dem ist nicht so.

Wie ticken die Lebenslustigen?

Besonders interessant wird es, wenn wir uns mit Leuten unterhalten, die entweder richtig was auf dem Kasten haben, in irgendeinem Bereich besonders erfolgreich sind oder auffällig lebenslustig sind: Die hatten und haben alle regelmäßig richtig deftige Probleme, einfach weil sie auf die Welt – und damit auf Risiken! – aktiv zugehen. Sie warten nicht, bis sich etwas ereignet, sondern gehen die Dinge selbstmotiviert an.

Vielleicht steckt dahinter sogar eine gewisse Dynamik? Die durchaus spirituelle Note gönne ich mir hier mal: Wer sich alles ersparen will, dem bleibt nichts erspart. Oder eben: wir stecken Hindernisse und Rückschläge einfacher weg, wenn wir in Aktivität sind. Vielleicht sogar gibt „das Schicksal” dem Aktiven weniger Aufgaben, weil er sie sich selbst bereits stellt. Tja, wer weiß?

 

Gute Zeit & Viele Grüße!

Jörg Romstötter

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Meine Hilfestellungen zur Selbstführung und damit zur Führung anderer, erscheinen nicht immer leicht in ihrer Umsetzung. Wobei sie sich gerne offenkundig plausibel, „einfach” und eingängig lesen. Diese Vorgehensweisen, werde in ihrer Umsetzung sowohl als äußerst einfach und äußerst schwierig empfunden. Je nachdem, welche Qualität innere „Arbeit” jemand schon mit sich angestellt hat. Selbstführung beginnt mit der Selbst-Begegnung. Ohne sie ist jede erlernte Vorgehensweise lediglich vordergründiges Tun und funktioniert nur rudimentär: Wir werden als „Tool-Anwender” entlarvt.

Selbst-Begegnung ist ein Stufenprozess: Wer eine „Stufe” erreicht hat, sieht sich unmittelbar mit der nächsten konfrontiert. Wer keine „Stufen” erkennt, ist nicht etwas schon „angekommen” oder gar „fertig”. Der sieht lediglich (unbewusst) von der nächsten Stufe weg. Was natürlich auch völlig ok ist.

Eine der wirksamsten Möglichkeiten zur Selbst-Begegnung und gleichzeitig zur Selbstführung ist seit jeher die Natur. Und dabei im Besonderen das Alleinsein draußen. Sich selbst ein wenig zuhören inmitten der weitenden, klärenden, stärkenden und erdenden Natur, ist ein ganz besonderes Geschenk. Ich wünsche Dir und mir den Mut, dass wir uns dieses Geschenk immer wieder machen.