Nichtigkeiten.

Meine liebe Katha,

wieder rast die Zeit, der Sommer ist schon auf dem Absprung und panisch klammere ich mich an die letzten lauen Nächte und sonnige Morgen. Immer mit der Gewissheit, dass bald wieder so viele Monate Dunkelheit, Regen und Kälte warten. Bah. Es wird Zeit, dass wir unseren Trip planen, um den Winter abzukürzen…

Vielleicht ist es der Herbst, der schon seine klammen Finger nach mir ausstreckt, vielleicht auch nur der graue Tag da draußen vor den Fenstern, aber ich frage mich, ob all unsere Anstrengung, unser Streben nach Veränderungen, nach Fortkommen, nicht sowieso einfach verpuffen?!

Wie oft führen wir Gespräche, versuchen den Dingen auf den Grund zu gehen und am Ende hat man doch immer die fast gleichen Themen, die einen umtreiben? Man bleibt im gleichen Wahnsinn gefangen, kreist immer wieder um die gleichen Mechanismen, die einem immer wieder ein Bein stellen. Egal welche Ratgeber man liest, wie viel man meditiert, wie viele Therapien die Krankenkasse zahlt oder ob man den passenden Guru schon gefunden hat: Am Ende kommt es mir so vor, als ob dir trotzdem die gleichen Fallstricke einen Strich durch die Rechnung machen. Kurzzeitig denkt man, dass man das ein oder andere Paket von den Schultern hat und endlich was begriffen. Aber ganz im Ernst: Für wie lange diesmal?!

Ich sehe es bei mir selbst, aber auch bei meinen Freunden und meiner Familie: So richtig bekommen wir unsere Codierungen doch nie los. Der Eine hasst seinen Job, aber schafft es nicht, Bequemlichkeit und Sicherheit gegen ein Stück risikoreiches Glück zu tauschen. Die Andere will schon lange ins Ausland, aber mehr als vage Pläne gibt es nicht. Gefangen in der falschen Stadt, der unglücklichen Beziehung, der Mutterschaft, die man sich ganz anders vorgestellt hat, der neuen Liebe, die dann doch nicht hält, was sie versprach. Erwartungen und Hoffnungen die dadurch enttäuscht werden, dass man sich doch immer wieder gleich  verhält. Die gleichen Ängste und Unsicherheiten an uns nagen. Immer und immer wieder.

Wie nichtig und profan das alles ist. Wie alles so vor sich hin altert, dahin plätschert, egal ist und austauschbar. Wie all dieses Leben vorüber zieht und nichts bleibt am Ende. Dazwischen Augenwischerei und die naive Hoffnung, dass man es nur durchblicken muss, dann kann man es auch auflösen. Aber  das ist Schwachsinn: Man kann sich so lange man will kognitiv den Dingen nähern. Wenn dein Bauch nicht begreift, was passiert, wird es nie ankommen.

Hat man also echt immer das gleiche Ei am wandern?! Müssen wir uns vielleicht einfach aussöhnen mit unseren Macken und unseren Störungen?

Eventuell würde es das leichter machen. Zumindest muss man sich nicht auch hier wieder auf den Prüfstein der allgegenwärtigen Optimierung stellen. Zumindest mit den eigenen Neurosen könnten man es dann entspannt halten. Nicht in dem Sinne, dass man sagt, dass alles egal ist und man nicht überdenken sollte, wie man lebt und wie man sich verhält. Aber sich als Freak annehmen. Einfach mal denken: „Joa, da fahre ich ja schon wieder ne Runde mit dem selben Karussell und mach den selben Mist. Ich dachte, das hätte ich dann jetzt hinter mir. Aber okay. Dann brauche ich wohl noch was.“

Frei nach Tocotronic: Am Ende bin ich nur ich selbst…

In Lichtgeschwindigkeit alternd und nichtig wie eh und je: Meike

 

 

1 Discussion on “Nichtigkeiten.”

Leave A Comment

Your email address will not be published.