Liebe, ey.

Meine liebe Katha,

ich freue mich darauf, dass wir uns diese Woche wiedersehen, schon wieder viel zu lange her… Und ich hoffe, dass Du ein wenig sommerliche Atlantik-Brise mitgebracht hast, die uns weiter den Kopf durchpustet. Hier steht schon der Tee auf dem Stövchen, die Wollsocken sind an den Füßen und das neue „The National“- Album muss man auch hören. Hallo, Herbst.

Um mich herum scheint es so, als ob alle, die noch im Sommer kopflos marodierten, sich nun schnell zusammenfinden. „Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr… Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben….“ Oder wie war das?! Die Liebe grassiert. Oder zumindest die Bereitschaft, ihr eine Chance zu geben, in unserer Zeit aus unzähligen Optionen und Möglichkeiten. Und ist das nicht schön?!

Liebe will riskiert werden, sonst hat sie keinen Bock auf dich, das launische Stück. Manchmal überrennt sie einen, obwohl man überhaupt keine Zeit dafür hat. Dann haut sie dir erstmal auf die Fresse und zeigt dir, dass du gar nichts zu melden hast, wenn sie sich was in den Kopf setzt. Manchmal liegt ihre Schönheit in der Tragik. Dann zehrt dein Herz und du weißt, dass du nie dort ankommen wirst, wo du deinen Platz so sehnlich siehst. Dann schenkt sie dir vielleicht etwas anderes, als die Erfüllung, aber sie geht nie, ohne was da zu lassen. Manchmal muss man sich aber auch bewusst für sie entscheiden. Für das Ankommen. Für das Bleiben. Frieden finden und Atem schöpfen. Aber am Ende bleibt Eines sicher: Sei maßlos mit diesem Gefühl, koste es aus, achte darauf, dass dein Herz immer offen bleibt, egal, wer dich verletzt hat. Nur dann kommt sie auch wieder vorbei…

Und so ist es nicht nur in amourösen Dingen: Verschleudere die Liebe! Das ist der einzige Weg, mit ihr umzugehen. Verschleudere sie! Für Nächte, die nie enden sollen. Für Lieder, die man so verehrt, dass man sie hundert mal am Tag in voller Lautstärke hört und dazu alleine in der Wohnung tanzt, bis man außer Atmen ist. Für einen Menschen, den man gerade erst kennengelernt hat, aber dem man sein Herz öffnet und all die Wahrheiten ins Ohr flüstern kann, die man sich sonst nicht zu offenbaren traut. Verschleudere sie für das perfekte Abendessen, bei dem alles gerade stimmt. Für den einen Moment, wenn du plötzlich morgens merkst, dass du doch noch Zeit dafür hast, einen Kaffee in der Sonne zu trinken, bevor es an die Arbeit geht. Lass dein Herz hüpfen, wenn du joggen gehst und ein Regenguss dich überraschend durchnässt und du läufst und läufst und läufst… und alles fällt von dir ab und du fühlst dich endlich frei. Spür‘ genau hin, wenn dein Herz überläuft, weil eine alte Freundin dir unerwartet schreibt, wie wichtig du für sie bist und dass sie dich vermisst. Speicher das Gefühl ab, wenn  fremde Menschen dir voll Offenheit begegnen und du ihnen sympathisch bist, obwohl du nichts dafür tust. Saug die Liebe in dir auf, wenn du mit Freunden Tränen lachst. Nimm all das mit und mach dir bewusst: Das ist alles Liebe.

Liebe, ey. Geiler Scheiß.

In diesem Sinne: Deine Meike

 

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