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Die Stumpfhose des Schreckens

Wie herrlich ist doch der Sommer. In meinem Fall liegt diese Einschätzung aber nicht an den Temperaturen und der vielen Sonne. Bei mir ist der Sommer Favorit, weil meine Kinder viel weniger Klamotten brauchen, als im Winter! Speziell der tägliche Kampf mit der Strumpfhose ist mir ein Dorn im Auge.

Draussen kalt, drunter Strumpfhose

Ich habe drei Kinder mit 2, 4 und 6 Jahren. Die beiden Großen ziehen sich schon selbst an. Die Kleine bekommt noch das volle Service. An kühlen Wintertagen bekommen meine Kinder, so wie Millionen von Kinder weltweit, eine Strumpfhose verpasst. Keines der drei mag sie, aber es ist wichtig und gut, dass sie eine tragen. Selten, aber doch gehen sie mit der Kita auch im Winter raus in den Garten und dann rächt es sich, wenn man bei den Schichten gespart hat. Dabei ist das Anziehen einer Strumpfhose von Tag zu Tag eine neue Herausforderung.

Früher war alles einfacher

Dabei hat alles so nett angefangen. In der Klinik haben sie mir Strumpfhosen bereit gelegt, die dem frisch geschlüpften Baby locker bis zum Hals gereicht haben. Bewegungslos liegt so ein Wurm vor einem und ohne viel Aufwand streift man die Strumpfhosen über die dünnen Beinchen. Eigentlich kein Problem, allerdings war das früher deswegen einfacher, weil alles anders war. Beginnen wir mal mit der Strumpfhose, die man so einem Zwerg anlegt. Das Gewebe ist gleich dick, wie bei einer Strumpfhose in größeren Größen. Allerdings ist der Umfang des Hosenbeins wesentlich geringer. Die Kombination ergibt ein recht steifes Gebilde. So eine Strumpfhose in 50, oder sogar noch kleiner steht also auch ohne Baby ganz stabil in der Ecke.

Kooperatives Neugeborenes

Abgesehen davon, dass die Strumpfhose keine lästigen Kante und Falten hat, an denen die Füße des Babys hängenbleiben können, kommen den Eltern ein paar Reflexe der Kleinen zugute. So gibt es beispielsweise einen Greifreflex. Die Kleinen greifen alles und klammern sich daran fest. Auch wenn der Reflex wohl eher dazu gedacht war, sich am Brustfell der Mutter festzuklammern, hat er heute auch noch Sinn. Beim Anziehen einer Strumphose kommt er uns sehr entgegen. Was die Kleinen dabei mit ihren Händen machen ist nebensächlich, solange sie noch nicht soweit sind, die Strumpfhose selbst hochzuziehen. Relevant ist, was das Kind mit den Füßen macht. Die Kleinen greifen nämlich auch mit den Füßen. Das wünschst man sich Jahre später zurück, aber so ein Neugeborenes rollt die Zehen ein, wenn man die Füße berührt. Freie Bahn für den winzigen Fuß in die übergroße Strumpfhosenröhre.

Reflexe über Reflexe

Das Ankauern der Beine ist zwar auf den ersten Blick stören, wenn man dem Kind eine Strumpfhose anziehen möchte, bei genauerem Betrachten aber eine ideale Voraussetzung. Damit bietet das Bein Widerstand und man kann die Strumpfhose sanft nach oben schieben, ohne dass der Fuß nachgibt und nach oben wandert. Auch dass der linke und der rechte Fuß in der Lage sehr nahe beieinander sind ist ein Vorteil, den man erst viel später zu schätzen weiß.

Später kommt dann ein neuer Reflex und die Kleinen strecken ihre Knie fest durch und strecken die Zehen. Ideale Voraussetzung für das problemlose Bekleiden!

Das Kind entwickelt sich – leider

Aus Sicht der Stumpfhose ist es einfach negativ, dass Kinder Freude daran haben zu strampeln, gerne mit ihren Füßen spielen und irgendwann lernen sich umzudrehen. Schön für das Kind und auch toll für Mama. Will man dem Kleinen aber eine Strumpfhose anziehen, dann ist es einfach störend, dass die Beinchen eine hohe Eigendynamik entwickeln und nicht mehr geduldig auf die aufgerollte Strumpfhose warten. Eine Weile geht es ja noch, wenn man flexibel ist, aber so gegen Ende des zweiten Lebensjahr ist es vorbei. Alleine bekommt man die Strumpfhose nicht mehr ans Kind. Das heißt jetzt nicht, dass man Partner, Oma und die Geschwister braucht, aber einer sollte unbedingt helfen: Das Kind selbst. Will der kleine Rabauke nämlich nicht mitmachen, dann bedingt die Konstruktion von Strumpfhose und Kind, dass man nach dem ersten Bein aufgeben muss.

Des einen Leid, des anderen Freud´

Also sehen wir uns mal meine Kleinste an. 2 Jahre jung und in einer Phase der rasanten Entwicklungen. Die letzten Zähne schießen ein, der Wortschatz wächst und Ihre kleine unscheinbare Persönlichkeit wächst mit jedem Tag. Sie erklimmt neue Bereiche in der Wohnung, hat genau diese dämliche Körperhöhe, mit der sie exakt nicht mehr unter die Küchenarbeitsplatte passt, das aber noch nicht oft genug gelernt hat und hat einen eigenen, starken Willen. Morgens bekommt sie an Tagen wie diesen natürlich eine Strumpfhose. Wer Kinder hat, der kennt die beiden Alternativen. Die erste Möglichkeit ist es, die Strumpfhose einfach über den Fuß zu ziehen und sich Zentimeter für Zentimeter gegen jeden Widerstand hochzuarbeiten. Der Widerstand ist ein Ergebnis des Verlustes des Greifreflex. Statt die Zehen einzurollen, werden sie jetzt abgespreizt. Die zweite Möglichkeit ist das zusammenschieben des Stumpfhosenbeins mit den Händen. Man nimmt dazu die Strumpfhose in beide Hände und arbeitet sich mit den Fingern bis zur Zehenspitze vor. Und da war auch schon das Stichwort: Beide Hände!

Handschellen aus Strumpf

Man sitzt also locker auf der Couch und fesselt sich mit der Strumpfhose beide Hände. Der Plan wäre, dass das Kind artig auf dem Rücken liegt und freudig auf die Strumpfhose wartet. Tut es aber nicht. Aufsetzen, weglaufen, auf den Bauch drehen, treten, strampeln und noch tausend andere Dummheiten fallen ihr ein, nur still liegen möchte sie nicht. Dumm, dass man aber keine Hand frei hat, sondern mit gebundenen Händen zuschauen muss, wie das anzukleidende Kind sich aus dem Staub macht. Es gilt eine Entscheidung zu treffen, die schwer fällt. Kind ziehen lassen und die in die Strumpfhose investierte Arbeit nicht unnötig gewesen sein lassen, oder Strumpfhose fallen lassen und das Kind am abhauen hindern. Wie auch immer, das Kind kommt ja doch nicht wieder. Wenn man also mit den Händen in der Strumpfhose hilflos sitzt und wartet, wird das in den seltensten Fällen zum Erfolg führen. Also lässt man die verdammte Strumpfhose, an der man Minutenlang gefummelt hat um sie in den idealen Zustand zu bringen, fallen und packt das Kind. Danach startet das Spiel von Neuem.

Einer ist nicht genug

Hat man dann nach drei bis fünf Anläufen den ersten Fuß behelfsmäßig in der Strumpfhose, dann muss man sich schon wieder entscheiden. Das Kind lässt sich mit der Strumpfhose, deren zweites Bein man in der Hand hält, recht gut bändigen. Man muss nur entscheiden, ob man es sicher, aber schwierig haben möchte, oder es gerne leicht hätte, dafür aber ein hohes Risiko in Kauf nimmt. Je nachdem wird das erste Strumpfhosenbein bis zur Hüfte hochgezogen, oder nur bis zum Knie. Zieht man die Strumpfhose nur bis zum Knie hat man einen komfortablen Bewegungsspielraum und hohe Chancen das zweite Bein damit zu erreichen. Nachteil dieser Entscheidung ist es, dass das Kind mit wenig Aufwand das erste Bein wieder befreien kann und man wieder am Anfang steht. Zieht man sie bis nach oben, ist es unwahrscheinlich, dass das Bein wieder herausgezogen werden kann. Allerdings engt man sich doch etwas ein.

Gerade war er doch noch da?

Hat man das erste Bein erst mal in der Strumpfhose, dann sollte man sich auf keinen Fall in falscher Sicherheit wiegen! Es folgt nämlich das zweite Bein und das Zusammenschieben des zweiten Beins der Strumpfhose verursacht dasselbe Problem, wie das Erste. Also sitzt man wieder, mit den Händen in der Strumpfhose, vor dem Kind und versucht das zweite Bein einzufangen. Der Fuß fuchtelt meistens wild durch die Gegend und ist meistens weit außer Reichweite. Meist endet es damit, dass ich schließlich eine Hand aufgebe, die Strumpfhose wieder zur vollen Länge auseinanderfällt und ich den zweiten Fuß in das ausgerollte Strumpfhosenbein stecke. Dort wird dann das Bein nach und nach in die Strumpfhose gearbeitet. Erschwert wird die Aufgabe dadurch, das meine Kleine Ihre Zehen weit auseinanderspreizt und aufstellt. Ich vermisse die ersten Wochen! Ich vermisse den Sommer!

 

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