Eigentlich mag ich den Spruch von der Krise als Chance nicht. Er wirkt auf mich wie eine Floskel, die gerne verwendet wird, um jemandem halbherzig Mut in einer schwierigen Lebensphase zuzusprechen. Manchmal kann dieser Ratschlag auch sehr verletzend sein, denn wenn ich richtig im Loch sitze und total verzweifelt bin, dann fehlt mir die Kraft und Phantasie diese Situation auch noch als einzigartige Chance in meinem Leben zu begreifen.

Die Krise zur Chance wenden

In letzter Zeit hat mein Verständnis allerdings eine Wandlung erfahren.

Ausgerechnet in der Begegnung mit Feuer und totaler Zerstörung kann ich die Krise jetzt ganz neu als Chance für Veränderung und Neubeginn sehen.

Das Thema Feuer ist in meinem Lebensumfeld immer wieder präsent. Denn es brennt in Kalifornien regelmäßig lichterloh.

Viele  Menschen haben dadurch ihr Leben verloren, tausende Häuser und hunderttausende Quadratmeter an Wald sind in Rauch aufgegangen. Die Zerstörung übersteigt mein Aufnahmevermögen, die Not und Verzweiflung ist riesengroß.

Was tun, wenn vom eigenen Leben nur noch ein großer Haufen Asche übrig bleibt?

Krise als Bedingung für Wachstum und Erneuerung

In einer solchen Situation wirkt der Ratschlag Krisen doch als Chance zu begreifen zynisch.

Die Verzweiflung und eigene Ohnmächtigkeit ist übermächtig.

Mit diesem Verständnis und dem Wunsch nach etwas Erholung bin ich in den Yosemite Nationalpark gefahren. Doch wieder begegnete mir Feuer und ganze Friedhöfe verkokelter Wälder.

Krise als Chance Friedhof der Bäume

Krise als Chance: Friedhof der Bäume, Yosemite National Park

Gleichzeitig aber drängte sich mir eine Frage auf:

Was würde es bedeuten, wenn die Krise von vornherein eingeplant und sogar zur Bedingung für eine Erneuerung gemacht worden wäre?

Die nordamerikanischen Riesenmammutbäume (Sequoia) haben sich perfekt an die regelmäßigen Feuer in Kalifornien angepasst.

Vielmehr noch: Die Mammutbäume brauchen  die Flammen für ihre Fortpflanzung.

Nur nach dem Durchzug von Feuer und Rauch öffnen sich deren Zapfen und geben die Samen der Bäume frei, die dann auf den durch die Asche frisch gedüngten Boden fallen und dort ideale Bedingungen finden.

Dieses neue Wissen berührt mich und öffnet mir einen neuen Zugang zur Krise als Chance.

Es lässt mich den größeren Zusammenhang, in dem wir alle stehen, erahnen und verschafft mir eine neue Perspektive für das Ganze in seinem Zyklus von Geburt, Wachstum, aber auch Abschied und Tod.

Krisen als Chance begreifen

Selbstverständlich lässt sich die geniale Anpassung der Sequioa an ihre Umwelt nicht einfach auf uns Menschen übertragen. Und trotzdem wirft es ein völlig neues Licht auf krisenhafte Ereignisse im Leben.

Wir wissen alle, dass Krisen zum Leben dazu gehören.

Auch der für viele Paare und Frauen extrem lange und steinige Kinderwunschweg gehört dazu.

Ich würde mir wünschen, dass wir alle von klein auf den Umgang mit Krisen besser erlernen und uns Geschichten wie die von den dem Feuer trotzenden Mammutbäumen erzählt werden würden.

Eine Krise kann tatsächlich eine Chance sein, um zu wachsen und den Boden für etwas ganz Neues zu schaffen.

Krisen zwingen dich, nach neuen Möglichkeiten zu suchen.

Wenn der eine Weg nicht oder nicht mehr funktioniert, dann macht es Sinn, sich nach anderen Optionen umzuschauen.

Wenn Feuer mit regelmäßiger Sicherheit zu erwarten ist, dann ist es genial, dieses zerstörerische Ereignis umzukehren und zur Voraussetzung für neues Leben zu machen.

Ich kann mir kaum eine kraftvollere und sinnvollere Umwandlung dieser Krise in eine Chance vorstellen.

Lass mich wissen, wenn du magst, was dir im Moment durch den Kopf geht!

Herzliche Grüße

Silke

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