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Anton Stadler: Genialer Musiker und schlechter Lebenskünstler

Anton Stadler (28.6.1753-15.6.1812) war ein Klarinettist, der vor allem durch seine enge Zusammenarbeit mit Wolfgang Amadeus Mozart und seine Vorliebe zu den tiefen Registern der Klarinette und der Bassklarinette bekannt ist. Für einige Zeit geriet Stadler nach seinem Tod in Vergessenheit, in den letzten Jahren erfreut sich die Bassklarinette und damit auch Stadler wieder größerer Bekanntheit.

Anton Stadler Bild

Kindheit und frühe Anstellungen

Stadler wurde 1753 in Bruck an der Leitha geboren. 1756 zog seine Familie nach Wien, wo sein Bruder Johann geboren wurde. Beide wurden als Klarinettisten bekannt, Anton sagte auch über sich selbst aus, dass er Violine und Viola spiele. Beide waren bis 1782 in verschiedenen Anstellungen tätig und wurden dabei unter anderem von Joseph II. von Österreich als unentbehrlich bezeichnet.

Erstes Treffen mit Mozart

Anton Stadler lernte Mozart vermutlich 1781 kennen, als er nach Wien zog. Ab 1782 war Anton Stadler als zweite Klarinette im kaiserlichen Orchester angestellt. 1784 wird eine Zusammenarbeit von Mozart und Stadler zum ersten Mal schriftlich dokumentiert. Johann Friedrich Schink lobt Stadler als Virtuose, während dieser vermutlich die Serenade K361/370a spielt. Ab diesem Zeitpunkt trat Stadler immer häufiger mit Mozarts Stücken auf. Mozart befand sich zu diesem Zeitpunkt in einer Schaffensperiode, in der er vor allem Stücke für Klarinette und Bassethorn schrieb, was mit einiger Sicherheit von dem Spiel der Stadlerbrüder und den Hornisten David und Springer inspiriert wurde.

Fruchtbare Zusammenarbeit

Gemeinsam brachten Stadler und Mozart einige bemerkenswerte Stücke hervor. So wurde das Klarinettentrio K 498 vermutlich zuerst in einer Zusammenarbeit von Stadler und Mozart entwickelt, was sich an einer Kombination der Lieblingstechniken der beiden zeigt. Stadler reiste ebenfalls 1791 mit Mozart nach Prag, wo er verschiedene Soli in Mozarts Oper La Clemenza di Tito übernahm.

Freundschaft zwischen Mozart und Stadler

Über die Freundschaft der beiden Musiker ist heute nur wenig überliefert. Feststeht, dass beide Mitglieder der Freimaurerriege waren. Mozart nannte den Klarinettisten scherzhaft „Notschibinitschibi“, was eine Kombination der Worte „Notschibi“ (Geizhals) und „Nitschibi“ (jugendlicher Narr) ist.

Darüber hinaus scheinen Stadlers Motive für die Freundschaft von Stadlers Seite jedoch höchst zweifelhaft. Stadler wurde verdächtigt, Mozart zu bestehlen. Außerdem schuldete Stadler Mozart zum Zeitpunkt von dessen Tod 500 Gulden (unter anderem für die Komposition von K622, Stadlers Rondo). Es ist nicht bekannt, ob Stadler diese Schulden je beglich.

Die Bassettklarinette

Stadler entwickelte früh eine Vorliebe für die tiefen Register der Klarinette. In der Zusammenarbeit mit dem Instrumentenbauer Theodor Lotz entwickelte er eine Erweiterung seiner Klarinette um eine große Terz zum tiefen C, ähnlich wie bei der Bass-Klarinette.

Für diese Bassettklarinette wurden eine Reihe von Stücken geschrieben. Mozart verfasste das Quinett für Streicher und Klarinette KV 581, das auch Stadlerquintett genannt wird. Des Weiteren wurde ein Konzert in D-Dur von Süssmayer für Stadlers Instrument geschrieben, genauso wie Klarinettenkonzerte von Eybler und Kozeluch.

Auch die Geschichte der Bassettklarinette ist jedoch mit Stadlers zweifelhaftem Ruf überzogen. Angeblich hatte Stadler auch bei seinem Instrumentenbauer Schulden in Höhe von 162 Gulden und gab zudem die Bassettklarinette nach Lotz‘ Tod als sein eigenes Instrument aus.

Die Bassettklarinette geriet jedoch nach Stadlers Tod schnell in Vergessenheit. Die Instrumente Stadlers sind heute nicht mehr erhalten. In den letzten Jahren steigt jedoch wieder das Interesse an der Bassettklarinette und einige Exemplare wurden neu angefertigt.

Späteres Leben

Nachdem Mozart Stadlers Rondo 1791 vollendete, begab sich Stadler auf eine vierjährige Tournee. Er besuchte dabei unter anderem Prag, St. Petersburg und Hannover, auf der er viel gelobt wurde. Zudem gab er Unterrichtsstunden.

Nach seiner Rückkehr nach Wien 1796 komponierte Anton Stadler gemeinsam mit seinem Bruder mehrere Stücke. Die Klarinettenstimmen darin sollen der Überlieferung danach so anspruchsvoll gewesen sein, dass eine Vereinfachung nötig war.

Stadler wurde außerdem damit beauftragt, eine Schulung in Ungarn zu organisieren. Der „Musick Plan“ findet sich in der ungarischen Nationalbibliothek und zeigt Stadlers organisatorische und durchdachte Seite.

Mit seiner Geliebten verblieb Stadler bis zu seinem Lebensende und zeichnete sich dabei wohl vor allem durch Schulden aus. Er starb vermutlich an einer krankhaften Abmagerung und wurde auf dem katholischen Friedhof von Matzheimsdorf begraben.

Weiterführende Links und Quellen:

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Stadler_(Klarinettist)
  • https://www.br-klassik.de/themen/klassik-entdecken/was-heute-geschah-anton-stadler-wird-geboren-100.html
  • https://en.wikipedia.org/wiki/Anton_Stadler
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