Sonntag, 4. Dezember 2016

Gezockt: The Talos Principle


Man selbst schlüpft in die Rolle eines namenlosen Helden, einem Roboter mit menschenähnlicher Form, der von einer Stimme, die sich als Elohim heraus stellt geleitet wird. Dieser informiert uns, dass er verschiedene Welten erschaffen hat, die wir erforschen sollen. Gleichzeitig sollen wir bestimmte Puzzle Tele, die versteckt sind und die wir zusammen setzen müssen finden. Erst dann kommen wir der Wahrheit auf die Spur. Sehr bald entdecken wir nicht nur die drei Welten, sondern einen gigantischen Turm der in den Himmel ragt. Elohim warnt uns davor diesen Turm zu betreten, doch es dürfte klar sein, dass wir dies früher oder später tun werden und müssen.


Handlung

Wir wandern also durch die Welten und finden verschiedene Nachrichten, die uns immer wieder vor Augen halten, dass die Wirklichkeit nicht so ist, wie wir sie glauben zu kennen. Immer wieder werden wir gezwungen auch die Worte von Elohim zu hinterfragen. Es sind vornehmlich kleine Dokumente oder auch Textfetzen, die mehr oder weniger Sinn ergeben. Man erkennt irgendwie eine Art Zusammenhang, doch ganz ehrlich ich wurde aus den Texten nicht wirklich schlau. Zu chaotisch und unsortiert findet man sie vor, darüber hinaus beziehen sie sich auch aufeinander und es schwer einen wirklichen Kontext daraus zu ziehen.

Die Texte selbst handelten von verschiedenen Themen wie philosophischen Fragestellungen bezüglich Natur und Kultur, Technik und das Bewusstsein. Aber auch mythologische Texte wurden mit eingestreut. Insgesamt fand ich die Texte zwar verwirrend, aber gleichzeitig auch sehr anregend, weil sie verschiedenen existenzielle Fragen stellten, über die man stundenlang sinnieren kann. Es ist jedoch echt eine Fülle an Informationen, die man bei jedem neuen Level in den drei Welten verarbeiten muss und dann auch sortieren muss. Mir fiel es daher auch schwer überhaupt den roten Faden zu behalten, weswegen ich nach dem Spiel auch noch mal etwas recherchieren musste, um alles nachzuvollziehen. Im Kern geht es neben dem Schicksal unseres Roboters auch um die Menschheit, deren Überleben bedroht ist und wir sind sozusagen die letzte Hoffnung und das Erbe der Menschheit.

Außerdem finden wir eine Menge an Audioaufzeichnungen von einer sogenannten Alexandra Drennan, die an einem Projekt für künstliche Intelligenz geforscht und gearbeitet hat um eben eine neue Spezies zu erschaffen, die dann dann das Wissen der Menschheit bewahren sollen. Dieses Wissen finden wir auch in den Datenbanken, auf die wir Zugriff erhalten und durch die wir eben auch die Texte zu lesen bekommen.


Jedenfalls fand ich auch interessant. dass wir mit einer Stimme in der Datenbank kommunizieren konnten. Ich nehme mal an, dass diese entweder künstlich war oder jemand, dessen Bewusstsein in dem System gefangen wurde. Das Ding was den Namen "Milton" trägt scheint das gesamte Wissen der Menschheit zu bewahren und wir sind auch in der Lage damit zu interagieren. Was ich an dieser Sache besonders spannend und auch innovativ fand war, dass man auch eine Art psychologischen Test durchführen musste, wodurch man wiederum zum Nachdenken angeregt und etwas über sich selbst erfahren konnte. Es überraschte mich, wie gut das System mich durchschaute. Die Konversationen zwischen mir und Milton waren immer total erfrischend, teilweise etwas frustrierend aber auch sehr anregend. Man wusste nie so genau, was er dachte und was auf einen zukommen würde, wenn man diese oder jene Antwort anklickte. Sowieso fand ich es cool, dass man wie in einer Visual Novel verschiedenen Antwortmöglichkeiten hatte, die dann je nach Auswahl zu unterschiedlichen Gesprächspunkten führten. Zumal das System wirklich super intelligent war und bewies, dass es sich alles genau merkte und logisch denken konnte. Das überraschte mich sehr und ich ertappte mich dabei, dass ich auch meine eigenen Ansichten zunehmend hinterfragte. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass mich Milton immer wieder an der Nase herum führte und so ging es bestimmt auch vielen anderen. Wirklich ich wusste auch nie, ob ich ihm vertrauen konnte oder wem ich vertrauen konnte. Milton oder Elohim? Das sind die zwei Erzählinstanzen gewesen, von denen ich ja gewissermaßen abhängig gewesen bin.


Jedenfalls fand ich die Story, wenn man sie denn auch als eine solche bezeichnen kann, wirklich sehr ausgeklügelt gemacht. Ich fand es cool, dass es eben nicht nur diesen einen Handlungstrang gab, sondern gleich mehrere, sogar mehrere Handlungsebenen, was schon für viel Verwirrung sorgte. So viele Fragen werden ins Spiel gebracht, so wenig Antworten bekomme ich. Sobald ich neue Texte erhielt, poppten wieder viele Fragezeichen auf und ich glaube, dass ich auch jetzt noch nicht alles wirklich verstanden habe. Das ist wahrscheinlich auch Absicht, dass gewisse Lücken bestehen, die man dann mit eigenen Ideen füllen muss. Das Spiel inhaltlich zu verstehen, erfordert schon einiges an Denkarbeit, das garantiere ich euch.

Positiv fand ich weiterhin, dass mythologische Elemente eingebaut wurden, schon allein durch den Titel „Talos Principle“ hat man den direkten Verweis auf Talos, der ja auch eigentlich künstlich erschaffen wurde. Dann hätten wir noch Elohim, der sich als eine Art Gott herausstellt, und den man ebenfalls nicht wirklich durchschauen kann. Was will er eigentlich von einem selbst? Und warum will er uns unbedingt daran hindern, den Turm zu besteigen?


Wie schon erwähnt geizt das Spiel auch nicht mit philosophischen Diskussionen und auch Theorien. Es sind zu viele Verweise und Referenzen um auf sie einzugehen. Was mir aber im Gedächtnis geblieben ist war die Frage danach, was einen Menschen zu einen Menschen macht. Ist es sein Bewusstsein? Ist es die Fähigkeit Schmerzen zu empfinden? Auch wurde ich dazu verleitet mich zu fragen, ob wir Menschen nun natürlich sind oder künstlich. Ich meine, eigentlich sind wir ja Produkte der Natur, andererseits könnten wir so wie wir geschaffen wurden, gar nicht überleben, anders als Tiere. Deswegen hat der Mensch ja erst Kultur geschaffen, mit der er sich die Welt zunutze machen kann. Wäre die Kultur nicht, würden wir überhaupt nicht so weit gekommen sein. Kultur und Natur stellen oftmals strenge Gegensätze dar, die sich gegenseitig ausschließen. Wozu kann man den Menschen dann noch zuordnen?


Und ist der Mensch nicht selbst wie eine Maschine? Wir glauben wir wären es nicht, weil wir ja aus natürlichem Material bestehen und ein Bewusstsein haben, aber unser Gehirn arbeitet eigentlich ähnlich wie ein Hochleistungsrechner. Ich sehe schon gewisse Parallelen zu einer Maschine. Und weiterhin auch die Frage, was den Wert des Menschen ausmacht. Ist man nur wertvoll, wenn man sich seiner bewusst ist? Ist man nur wertvoll, wenn man der Gesellschaft dient? Das würde aber ältere Menschen, Babys und auch Behinderte ausschließen. Bin ich nur etwas wert, wenn ich auch gut bin? Und was ist das Beste für die Welt? Wäre es gut, wenn alle gleich behandelt werden würden? Wenn alle gleiches Glück erfahren würden? Ist Gleichheit für alle überhaupt erstrebenswert? Das Spiel eröffnet uns verschiedene Fragestellungen und auch Szenarien, die wir durchgehen mit dem Ergebnis, dass wir nie so wirklich wissen können, was gut für alle ist. Dass es so etwas wie eine allgemein gültige Lösung nicht geben kann.


Gameplay


Doch nicht nur inhaltlich hat das Spiel einiges zu bieten, ich fand auch das Gameplay sehr faszinierend. Es kann einen wirklich sehr lange bei Laune halten, da auch immer wieder für Abwechslung gesorgt wird.

Das Spiel ist grundsätzlich ein Spiel, bei dem man logisches Denken beweisen und auch die physikalischen Gesetze bedenken sollte. Das Prinzip ist einfach. Wir haben ja erstmal die drei Welten zusammen mit dem Turm. In jeder Welt finden wir sieben verschiedenen Level und unser Ziel ist es die Puzzle Teile, die aussehen wie die Bausteine aus Tetris zu sammeln und dann zusammen zu setzen, um weiter zu kommen. In jedem Level sind diese Teile versteckt und wir müssen heraus finden, wie wir an die Dinger heran kommen. Das war für mich immer wieder ein Akt, besonders am Anfang. Man braucht eine Weile, um sich da durchzufuchsen, aber wenn man erst mal die Mechanik verstanden hat, geht alles leichter von der Hand. Zwischen uns und dem Puzzle-Stück befinden sich mehrere Türe oder Portale, die wir erst mal öffnen müssen und da fängt der wahre Spaß an. Diese Portale öffnen wir, indem wir Energiequellen finden und mit den „Schlössern“ der Portale verbinden. Wir müssen die Umgebung genau erkunden, heraus finden, welche Mittel wir haben und wie wir diese einsetzen. Vieles können wir zwar auch so ausprobieren aber schon mal einen Plan zu haben, ist nicht schlecht.

Anfangs haben wir noch die Jammer, das sind Geräte, die andere technische Vorrichtungen außer Kraft setzen kann und mit denen man die Portale öffnen kann. Erinnert ein wenig an Portal, wie ich finde. Danach folgen Reflektoren, die es einem ermöglichen die Energiestrahlen, die wir zum Öffnen der Portale brauchen, verschiedenen lenken und manipulieren können. Ab da wird es auch immer verzwickter, weil man dann wirklich hunderte Wege hat, diese miteinander zu verbinden. Man muss sie alle durchspielen und auch Lücken mit einbeziehen. Dann gibt es noch Würfel, die man unterschiedlich einsetzen kann: ob nun als Stehmöglichkeit oder als Beschwerer um wiederum andere Portale zu öffnen, deren Funktionen ändern sich immer wieder. Dann haben wir später auch noch Ventilatoren mit denen man dann sich selbst an einen anderen Ort katapultieren kann oder die anderen Gegenstände. Während sich anfangs alles auf einer Ebene abspielt, wird es mit der Zeit schwieriger, weil man dann eben auch zwischen mehreren Ebenen wechseln muss. Es wird also schon etwas unübersichtlich.


Was ich auf jedenfalls als Spiele-Element sehr cool fand, waren diese Aufzeichnungsgeräte oder wie auch immer sie heißen. Man konnte diese anschalten und von sich selbst eine Videoaufzeichnung also eine Art bewegliches Hologramm erzeugen. Das war notwendig, wenn man eben mehr Gegenstände brauchte, als man hatte. Das wurde dann richtig tricky, weil man dann mit seinem „Vergangenheits-Ich“ interagieren musste. Das musste auch zeitlich immer aufeinander abgestimmt sein und führte oftmals dazu, dass ich eine Weile im Kopf durchgehen musste, welche Schritte zu machen waren. Für mich war es die reinste Gehirn-Akrobatik und auch total innovativ. Wir haben also eine Unmenge an verschiedenen Hilfsmitteln und müssen dann sehen wie wir sie kombinieren, wann wir das tun und wo wir sie einsetzen.

Keines der Level gleicht einem anderen, sodass wirklich nie Langeweile aufkommt. Es gab Level, die habe ich recht schnell durchschaut und mich gewundert, dass sie so einfach zu bewältigen waren. Dann gab es aber auch viele, wo ich mehrere Stunden überlegen und experimentieren musste. Also was den Schwierigkeit der Level angeht, war dieser für mich genau richtig, nicht zu leicht, aber auch nicht zu schwer, genau ausgeglichen.

Man braucht bei dem Spiel teilweise wirklich Fingerspitzen-Gefühl und auch eine gute Hand-Auge-Koordination, denn schon wenige Zentimeter bewirken Großes. Man muss wirklich ganz genau sein und vor allem die Umgebung gut ausnutzen. Auch vorausschauendes Denken und Planen ist bei dem Spiel hilfreich um Wiederholungen zu vermeiden. Der Turm von Elohim war dann noch mal eine Nummer für sich. Die Rätsel waren etwas schwieriger, aber auch hier nicht zu hart. Ich fand ja besonders die letzte Ebene gelungen, aber auch nervig, weil man da mehrere Ebenen hintereinander weg schaffen musste, OHNE zu speichern. Man musste sich auch beeilen, sonst war man sofort tot. Alles immer und immer wieder zu probieren, wurde auf Dauer ziemlich frustrierend, aber ich hab es dann doch noch geschafft. Ich fand da sehr schön, dass man auch mit anderen Robotern interagieren musste. Das war für mich die Creme de la Creme.


Man sollte auch keine Scheu haben, Fehler zu machen, in diesem Spiel muss man diese tun, um weiter zu kommen. Das Blöde war nur, dass es auch Level gab, wo man dann irgendwann in einer Sackgasse war. Zum Glück konnte man mit einer Taste alles wieder rückgängig machen. Ich hätte es aber toll gefunden, wenn man auch die Möglichkeit gehabt hätte, selbst zu bestimmen wie wie viele Schritte man rückgängig machen kann. Und leider kann man auch nicht manuell speichern, das Spiel tut dies meist nach einem geschafften Level. So war es für mich nervig, wenn ich doch recht weit gekommen bin, aber nicht weiter spielten konnte und dann später alles noch einmal machen musste. Das hätte echt geholfen.

Darüber hinaus muss man ja mit den Bausteinen, die man erhält, die Puzzle lösen. Das war für mich auch nicht unbedingt schwer, doch gegen Ende änderte sich das dann. Je mehr Bausteine man zur Verfügung hat, desto mehr Möglichkeiten zur Kombination gibt es, klingt ja auch logisch. Aber das war jetzt auch nicht unmöglich zu bewältigen.


Optik und Musik


Ich war echt überwältigt vom Design des Spiels. Also ich bin ja selbst nicht unbedingt beste Grafik gewöhnt, aber ich fand, dass sich die Macher viel Mühe mit dem Setting gegeben haben. Es wirkte alles so realistisch und plastisch, als ob man es direkt anfassen könnte. Es wurde einem suggeriert, dass man sich in unendlichen riesigen Welten befindet, leider konnte man diese nicht wirklich erkunden, ab einem bestimmten Punkt wurde man dann wieder auf Anfang gesetzt. Aber ich lief teilweise einige Zeit herum, nur um mich an der Landschaft zu ergötzen. Eine Welt, die sich an die römische/griechische Antike orientiere mit den klassischen Bauten. Die zweite Welt, die uns nach Ägypten brachte. Und die letzte bildete sozusagen das Mittelalter ab. Allesamt waren sehr schön und auch recht detailliert dargestellt, man konnte sich wunderbar darin verlieren.
Die Musik fand ich dezent, aber doch sehr stimmig. Jede Welt hat ihre eigene Musik, die die Atmosphäre wunderbar unterstreicht. Wie gesagt gab es ja diese drei Welten.


Fazit:

Alles in allem fand ich das Spiel wirklich großartig und es überraschte mich immer wieder aufs Neue. Der inhaltliche Aspekt überzeugte mich total, brachte mir viele neue Erkenntnisse und auch Denkansätze. Man kann sich da wirklich sehr lange mit allem beschäftigen, wenn man möchte. Darüber hinaus bietet das Spiel einem auch drei verschiedenen Endings an, die nach Schwierigkeitsgrad zugeordnet werden. Ich hätte nicht gedacht, dass ich gerade mal das Spiel auf leicht gespielt habe, so leicht fand ich es nicht. Das Gameplay bewerte ich auch als recht gelungen. Schade fand ich nur, dass die Rätsel selbst nicht viel mit der Handlung zu tun hatten, da wäre es schön gewesen noch eine Art Brücke herzustellen.

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