Dienstag, 31. Oktober 2017

Bis der Wolf heult - im Sattel von Straßburg nach Frankfurt am Main

Karlsruhe 8 Uhr, Gleis 12, mein Asphaltfresser und ich. Das Ziel: Straßburg Hauptbahnhof. Eine Geschichte voller ups and downs sowie philosophischer Erkenntnisse zur Glutealregion.





Da stand ich nun. Bis zum Verlassen des Hauses an diesem Morgen glaubte ich nicht wirklich daran, dass ich das wirklich tun würde...dazu noch an einem so ungemütlich regnerischen Tag. Der Plan: Via Zug, Rad und moi zum Gare Centrale de Strasbourg karren, dort den Partner in Crime treffen um dann gemeinschaftlich stramm für die nächsten 240 Kilometer in die Pedale zu treten - oh boy!


Die Reise mit DB und Rad gestaltete sich äußerst angenehm. Meine anfängliche Skepsis, da z.B. der Kauf des Radtickets aufgrund der Grenzüberschreitung online nicht möglich gewesen war, war schnell verschwunden. Pünktlich angekommen, konnte der Trip beginnen.

Straßburg, ein verrückter Ort für Zweiradaktivitäten. Altbauten und Jugendstil bildeten einen großartigen Auftakt und ließen den gewöhnungsbedürftigen Verkehr in den Hintergrund rücken. Voll motiviert und kraftvoll starteten wir. Kehl, Iffezheim, Durmersheim waren die ersten Meilensteine
auf unserem Plan. Bis zur Rheinfähre bei Neuburg würden wir die ersten 70 Kilometer zurückgelegt haben. Vom Verlauf her, folgten wir mit ein wenig Abstand dem Verlauf des Rheins.

Ein erstes kleines Päuschen verschaffte uns das Warten auf die Fähre sowie die anschließende Überfahrt nach Neuburgweier, auf die Pfälzer Seite. Hier kamen wir schnell mit ein paar interessierten Ausflüglern ins Gespräch. Der Altersunterschied unserer Räder machte neugierig. Stahl und Carbon vereint auf einem kleinen Boot. Die nächsten Wegmarken: Wörth, Rheinzabern, Bellhei, Schifferstadt.

The magic 100 waren ungefähr bei Rheinzabern erreicht. Magic 100 deswegen, weil sich ab dieser Distanz die Arschbacken beginnen zu melden. Ein bekanntes Problem auf das wir beide gefasst waren und in üblicher Marnier ignorierten, beziehungsweise darüber scherzend abhakten.

Kohlenhydrate, zur Abwechslung in Form von leckerem Kuchen anstelle salzig-süßer Gels, wurden in Schifferstadt nachgetankt. Ein willkommener Break, leider ohne Klo. Ungefähr 130 Kilometer hatten wir bereits in den Waden, als wir unsere Tour fortsetzten. Noch 120 to go!

Bereits ein wenig erschöpft aber noch gut gelaunt und motiviert radelten wir weiter. Bislang hatten wir mehr als Glück gehabt. Die Straßen waren überall nass. Ein Indiz daf+ür, dass es immer unmittelbar vor unserem Eintreffen geregnet haben musste. Von oben waren wir trocken geblieben. Ludwigshafen, Friedrichsthal, Worms, wir kommen!

Friedrichthal (km 150), endlich ein Lokus in Sicht, inklusive Kaffee Nummer zwei - ein Fehler, wie sich bald herausstellen sollte. Die letzten 100, puhhh. Let's get it on!

Worms lief noch sehr gut, bis auf einen Kipper an der Ampel. Ein untrübliches Zeichen, dass die Energieresevern zur Neige gehen oder irgendetwas nicht stimmt. Naja, circa 90 Kilometer, das sollte zu schaffen sein - es lebe der Kampfgeist!

Richtig bergab mit der Konstitution ging es Nähe Guntersblum. Ein wenig später in Oppenheim war sie dann da, die Wand. Zitternd und eigentlich nicht mehr fahrfähig hing ich auf dem Rad, der Hintern schmerzte als würde er bald abfallen und ich zerbrach mir den Kopf auf der Suche nach Gründen für meinen Einbruch. Aufgeben wäre so einfach gewesen, schließlich bewegten wir uns die ganze Zeit nahe der Bahnstrecke...NIEMALS!

Wir wechselten auf den Radweg, es wurde allmählich richtig dunkel. Dunkelheit war ein weiterer Faktor, der mental zusetzte, zumal meine Stirnlampe langsam den Geist aufgab. Wir verpassten eine Abzweigung und fuhren hinauf in die Weinberge bis zum Deadend. Hier würden wir nicht  weiterkommen.In der kurzen Pause zur Orientierung hatte ich den Höhepunkt meines Tiefs erreicht. Es war schwer vorstellbar mich auch noch einen Meter weiterzubewegen. Noch einmal in den Sattel sitzen? Fuck! Da kam mir plötzlich der Grund für meine Zustand in den Sinn - der Kaffee! Natürlich! Das Koffein mit seiner entwässernden Wirkung und die Bitterstoffe hatten meine Elektrolyt-Werte zerschossen! Das lässt sich fixen!

Vollgestopft mit Gels und Müsliriegeln, dem wahren Spinat, hieß es nun Krönchen zurecht rücken und weitermachen! Körper würde sich langsam erholen und wieder so etwas wie Kraft abrufen können. Das Zittern war relativ schnell Geschichte. Von jetzt an gab es nur noch eines: zurück in den Sattel, back on track - FRA, wir kommen! Vor uns lagen grob noch Rüsselsheim und Kelsterbach, ungefähr 40/50 Kilometer. Von Weitem konnten wir bereits das Leutchten des Flughafens erkennen.

Auf den letzten 20 Kilometern wurden die Lebensgeister noch einmal vollständig aktiviert. Die Strecke lief beinahe von selbst. Nun konnte unsnichts mehr abhalten. Inzwischen hatte ich mir einen Schlafplatz organisiert, wir waren bereits viel zu spät dran, als dass ich noch einen Rad-tauglichen Zug nach Karlsruhe bekommen hätte. Mit Hotel und Ziel in greifbarer Nähe legten wir noch einmal einen Zahn zu. Gegen 22 Uhr, nach 12 Stunden on tour, hatten wir unser Ziel erreicht! Ein geiler Trip, viel gelernt und Grenzen gepushed... die nächsten Touren sind bereits in Planung, yeah!

Back for good! Das LiebesLeben meldet sich zurück!

Hallo ihr Lieben, nach allen Irrungen und Wirrungen rund um die DSGVO habe ich mich entschieden den Blog wieder auflebenzulassen - No ris...