Game Changers., Generation Y.

AfD und Vollpfosten überwinden – Jetzt nochmal für uns..

Es ist kein Geheimnis, dass die Menschen ihre Artverwandten seit sonstwann immer in zwei Gruppen teilen: die Optimisten und die Nörgler. Während sich die Optimisten noch gut zusammenreißen können und selbst am Comeback von Cher noch etwas Positives erkennen, werfen die Nörgler im Urlaub auf den Malediven bei leichter Bewölkung ihre gesamte Lebensplanung über Bord. Hat ja eh keinen Sinn. Oliver Jeges beschreibt in seinem Buch (Generation Maybe) aber hier noch eine dritte Gruppe, die einfach zu häufig übersehen wird. Für diese Gruppe ist das Glas mit Wasser sowohl halbleer als auch halbvoll. Es sind die Korrekten, für die jede eigene Meinung gleich mit Schubladendenken gesetzt wird. Und diese dritte Gruppe sind leider wir. Also die Generation Y.

Ich bin ja nicht politisch, aber…

Wir sind absolut korrekt, könnte man meinen. Wir sind diejenigen, die Artgenossen mit Meinungen und Überzeugungen schräg angucken und uns fragen, ob wir diese Person jemals wiedersehen werden. Sätze wie „Man wird ja noch sagen dürfen…“ oder „Ich bin ja nicht politisch aber…“ wird man von uns nicht hören. Wenn man sich hier genauer anschaut, wie unsere Generation die Politik versteht, wird schnell klar, dass wir einfach alles verstehen können und vor allem wollen. Wir sind die Allesversteher, die bei jeder Partei im linken oder mittigen Bereich liegend Aussagen zumindest verstehen oder auch nachvollziehen können. Es ist aber auch nicht so, dass wir alles super finden, was die Politiker so durchsetzen oder zumindest diskutieren. Seitdem wir in Deutschland vermehrt Flüchtlinge willkommen heißen und die rechtskonservative Szene aufkocht, konnten wir uns immerhin dafür entscheiden, hier nicht den Allesversteher zu repräsentieren. Wir könnten geradezu heulen, wenn wir die Bilder von Aleppo oder Damaskus sehen.

Kaique Rocha2

 

Hawaii – wir kommen

Wenn wir uns allerdings mit den naheliegenden Themen beschäftigen müssen, wie beispielsweise einer Rentenerhöhung, höheren Beiträgen bei der Sozialversicherung oder neue Gesetzesreformen in der EU, verabschieden wir uns geistig nach Hawaii. Dabei sind diese Themen weitaus näherliegend und für uns persönlich zukunftsbeeinflussender als die Armutssituation in Teilen Afrikas (damit will ich die schlimme Situation in Teilen Afrikas oder sonst wo keinesfalls verharmlosen). Unsere Generation entfernt sich von der Politik und das kann auch die aktuelle Flüchtlingssituation nicht ändern. Sicherlich positionieren wir uns aktuell klarer und mit dem letzten bisschen Pflichtbewusstsein bewegt sich der eine oder andere tatsächlich noch zur Wahlurne, aber so richtig Plan haben wir von dem Parteiprogramm nicht. Lieber vorher und nachher schimpfen, aber es versucht haben, als ein Nörgler ohne Potenzial zu sein.

 

Wir haben (k)einen Durchblick

Das Verrückte ist jedoch, dass wir medientechnisch sowas von gut angebunden sind und dennoch keinen Plan von dem Wahlprogramm verschiedener Parteien haben. „Die Politiker reden nebulös daher, und wir nehmen es dankbar und gelangweilt hin, da es uns sowieso nicht interessiert. Eine Art Gentlemen’s Agreement also.“ (Jeges 2014, 168). Die Gründe für unser defensives Politikverständnis liegen jedoch nicht in unserem Schubladen-Auf-GenY-rein-Schublade-zu-Charakter, sondern vielmehr in der jüngeren Geschichte unseres Daseins.

 

Alles verändert sich – nur die Wahlurne nicht.

Früher war ohnehin alles besser. Welche Probleme hatten wir in den 1990er-Jahren schon? Es gab keinen Euro, kein Hartz-IV und keine Klimakrisen. Von islamistischen Fanatikern waren wir weit entfernt und Al-Qaida sagte niemanden etwas. Die größte Katastrophe war für uns wohl der Tod von Lady Di. Erst in den 00er-Jahren ging der Mist da richtig los. Der 11. September wird uns allen als wohl dunkelster Tag in Erinnerung bleiben. Uns war allen klar, dass dieses Attentat nun alles ändern wird. Vom Fall der Mauer bis zum Fall der Türme schien die Welt für unsere Generation dennoch ein wenig perfekt und unzerstörbar.

Die Geschichte und Entwicklung ist nicht zu bremsen. Früher hörte man Schallplatten mit Janis Joplin, heute ziehen wir unsere Musik via Spotify oder anderen Streaminganbietern. Früher hatten wir Straßenkarten, heute nutzen wir Google Maps. Die Röhrenfernseher wurden gegen HD-Ultraflach-High-End-Mega-Geräte eingetauscht. Filme werden wie Musik gestreamt. Kaum einer kennt noch die gute alte VHS. Und all diese Technik hat unser Leben modernisiert. Nur eins ist gleich geblieben. Die Wahlurne. Seit Rosa Luxemburg hat sich hier einfach nichts verändert.

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Und jetzt noch zwei Absätze für die AfD

Nur die Parteien haben inzwischen einen Sinn für Komik und Charme entwickelt. Ihr Inhalt ist kaum noch zu unterscheiden. So wurden die freien und rebellischen Grünen zu einer konservativen Partei. Die CDU weiß inzwischen nicht mehr, wo die Grenze zwischen konservativ, christlich und braun ist und entscheidet sich auf Landesebene auch gerne mal um. Außer in Bayern, da schafft sie es doch tatsächlich, alle Werte miteinander zu vereinen. Auch hier darf die CDU gerne nochmal den eigenen christlichen Anteil kritisch reflektieren. Zu den Sozialdemokraten und ihrer Selbstabschaffung der Volkspartei enthalte ich mich jetzt mal vollends. Für viele von uns ist sowieso alles nur noch demokratischer Einheitsbrei.

Und dann kam die AfD. Endlich ist sich der Großteil unter uns  einig, dass dieser Quatsch mal gar nicht mit unserer Weltanschauung einhergeht. Hier hört das Verständnis auf. Für manche von uns scheint die AfD aber auch endlich eine so klare Position zu beziehen, dass sie wild aufjubeln. Das Märchen vom Rattenfänger wurde hier in vielen Kinderbetten wohl nicht mehr vorgelesen. Hauptsache es positioniert sich mal jemand klar. Diese Positionen der AfD in beispielsweise Baden-Württemberg lassen sich übrigens hier mal ganz kurz und prägnant zusammenfassen.

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Fazit

Wie wunderbar, dass 2013 vom Bundeswahlleiter Die Partei, eine reine Satirepartei, zur Bundestagswahl zugelassen wurde. Sie setzt sich für Bratwurst ein, für einen verkehrsberuhigten Bereich auf der A7 und für die Einführung einer Faulenquote. Das Motto hierbei „Inhalte überwinden“.

Für die nächste Wahl schlage ich vor, die AfD, die Wahlurne und das politische Copy-Paste-Programm zu überwinden. Vielleicht verstehen dann auch mal die Ich-bin-ja-nicht-politisch-Vollpfosten, dass Politik eben doch jeden etwas angeht und so ein bisschen Engagement sich sogar auszahlen kann.

 


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2 Kommentare

  • Reply sara Februar 11, 2016 at 7:13 pm

    Doch was sollen wir denn nun wählen? SPD und CDU haben in der Flüchtlingskrise versagt. Die Linken sind beinahe noch schlimmer als die Rechten. Was bleibt nun übrig?

    • Reply Farina Februar 12, 2016 at 3:43 pm

      Ich denke, dass sich das bei der nächsten Wahl herausstellen wird. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass die Linken noch schlimmer sind als die Rechten ;D

    Senf dazugeben

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