Mason Currey untersuchte die Alltagsroutinen von Kreativen
Über einen längeren Zeitraum schaute sich Mason Currey, amerikanischer Autor, die Lebensgewohnheiten von Kreativen an, das heißt von Autoren die großartige Literatur geschrieben haben, von Komponisten berührender Musik, wegweisenden Künstler, Filmschaffenden aber auch von Denkern, Philosophen, Forschern und Erfindern. Er durchsuchte Tagebücher, las Briefwechsel und Biografien, befragte in einigen Fällen auch Zeitgenossen. Dabei war er immer auf der Suche nach Ritualen, mit denen es jenen Kreativen gelang dem Tag die Zeit und Inspiration abzutrotzen, um an ihrem Projekt weiter zu kommen oder die eine (geistige wie räumliche) Umgebung förderten, in der die Muse sie küssen konnte, beziehungsweise kann.
Seine Erkenntnisse veröffentlichte Currey zunächst in einem Blog. Bei Kein&Aber sind aber zwischenzeitlich zwei Bücher mit Curreys interessanten Beobachtungen erschienen. „Musenküsse. Die täglichen Rituale berühmter Künstler“ ist der Titel des ersten Bandes. In 88 kurzen, meist nur wenige Seiten langen Kapiteln erzählt der Autor, was er an Interessantem über die Lebensgewohnheit und Rituale herausgefunden hat. Da fast die Hälfte der Persönlichkeiten im ersten Band, deren Lebenswandel Currey sich näher anschaut, Dichter oder Schriftsteller sind beziehungsweise waren, ist der Band besonders interessant auch für passionierte Leser oder Autoren. Die Palette reicht von eher klassischen Dichtern und Schriftstellern wie Goethe, Schiller, Marcel Proust, Leo Tolstoi, Samuel Beckett, Jane Austen, Kafka und Thomas Mann bis zu internationalen Autoren neuerer Zeit. Erwähnt seien hier stellvertretend nur der im vergangenen Jahr verstorbenen Günter Grass, Ernest Hemingway, John Updike, Patricia Highmith, Alice Munroe, Stephen King und Haruki Murakami.
Es soll an dieser Stelle nicht zu viel verraten werden, nur eines: So unterschiedlich all diese Menschen auch sind oder waren, es zeigen sich doch einige Muster, zum Beispiel in der Regelmäßigkeit von Tagesabläufen, aber auch in Form anderer Routinen, die die jeweiligen Kreativen als förderlich empfinden/empfanden oder gegen kreative Blockaden einsetz(t)en.
Musenküsse ist eine kurzweilige „Zwischendurchlektüre“, angenehm zu lesen und durchaus mit so einigem Erkenntnisgewinn. Sie zeigt, dass auch große Geister zumeist um ihr Werk ringen mussten und mag dem einen oder anderen Kreativen Anregungen für eigene, die schöpferische Tätigkeit fördernde Rituale und Alltagsroutinen geben.
Mason Currey: Musenküsse. Die täglichen Rituale berühmter Künstler. Aus dem Amerikanischen
von Anna-Christin Kramer. Kein&Aber 2014
Hardcover , 272 Seiten
ISBN: 978-3-0369-5694-7
[D]16,00 EUR