Richtiges Lüften im Passivhaus. So machst du alles richtig.

Es ergeben sich viele Fragen, wenn man „passiv“ wohnt. Wie sollte man lüften? Sollte man überhaupt lüften, wenn eine Lüftungsanlage vorhanden ist? Macht so eine Lüftungsanlage Sinn?  Ist die nicht eh schon im Passivhaus Standard? Fragen über Fragen, die wir hier im Artikel mal versucht haben, zu klären.

Wer in einem Passivhaus wohnt, erfreut sich an verschwindend geringen Energiekosten und braucht so gut wie nicht mehr zu heizen. Darüber hinaus ist auch die Luftzufuhr stets optimal, sofern einige, wichtige Punkte beachtet werden. Im Idealfall wird dabei mit einer Lüftungsanlage gearbeitet, die das regelmäßige Öffnen und Schließen der Fenster ersetzt und einige weitere Vorteile mit sich bringt.

Zugegeben: wer sich stets in seinem Passivhaus aufhält, ist vermutlich auch in der Lage, im Intervall von einigen Stunden für jeweils zehn bis 15 Minuten die Fenster komplett zu öffnen. Diese Vorgehensweise erfordert jedoch ein hohes Maß an Disziplin, viel Zeit und ist zudem für Allergiker ungeeignet, weil keinerlei Filterung der einströmenden Luft erfolgt. Entsprechend sollte stets auf eine Lüftungsanlage gesetzt werden, die sich selbstverständlich individuell einstellen lässt. Der Begriff Passivhaus wird heutzutage synonym auch für Niedrigenergie- und Niedrigstenergiehäuser benutzt, ist jedoch im engeren Sinne nur dann richtig, wenn weniger als zehn Kilowattstunden pro Quadratmeter verbraucht werden.

Was leistet die Lüftungsanlage im Passivhaus?

„Die Lüftungsanlage in einem Passivhaus ist obligatorisch und bedeutet keinesfalls, dass deshalb niemals die Fenster geöffnet werden dürfen. Das vielfach beschworene Argument, dass ältere Gebäude regelrecht „atmen“, während ein Passivhaus hermetisch abgeschlossen ist, lässt sich durch den kontinuierlichen Luftaustausch entkräften.“ so Jörg-Uwe Schliebe von Lueftungs.net den wir zum Thema Lüftungstechnik befragen durften. Der Vorteil, den ein Passivhaus dabei bietet, ist der kaum vorhandene Wärmeverlust und damit das Entsprechen der Energieeinsparverordnung (EnEV). Verbrauchte, feuchte Luft wird kontinuierlich nach außen geleitet und gefilterte frische Luft ins Innere gelassen. Dabei lässt sich die Luft auf Wunsch natürlich auch Erwärmen, was durch verschiedene Formen der Heizung möglich ist. In den meisten Fällen ist eine Heizung jedoch nicht erforderlich, da sowohl die Sonneneinstrahlung als die Körperwärme der Bewohner konserviert wird.

Häufige Vorurteile gegenüber einem Passivhaus

Das Passivhaus sieht sich bis zum heutigen Tag einer Fülle an Vorurteilen gegenüber. So trifft es nicht zu, dass eine Lüftungsanlage für Zugluft sorgt. Im Gegenteil ist der Luftstrom meist nur direkt am Lüftungsventil sowie an Wand und Decke spürbar, nicht aber innerhalb der Räume.

Ebenfalls sind die vielfach vorgenommenen Vergleiche zu einer Klimaanlage unzulässig, da die Leitungen stets trocken bleiben und sich daher keine Keime ansammeln können. Selbiges gilt natürlich auch für Staub, der durch die Filter abgehalten wird.

Stichwort: Kontrollierte Wohnraumlüftung

In den meisten Fällen wird in einem Passivhaus nach dem Prinzip der kontrollierten Wohnraumlüftung (KWL) gearbeitet. Im Klartext bedeutet dies eine mechanische Anlage, die entweder zentral oder dezentral und nach verschiedenen Prinzipien den Luftaustausch bewerkstelligt. In den meisten Fällen ist auch ein Wärmetauscher vorhanden und zieht die Wärme aus der Abluft, um die einströmende Luft zu erwärmen.

Neben den Vorteilen durch verbessertes Raumklima, sorgt die kontrollierte Wohnraumlüftung auch für effizienteren Schallschutz, da keinerlei Fenster mehr geöffnet werden müssen.

Lüftungsanlagen lassen sich sowohl beim Bau eines neuen Passivhauses berücksichtigen als auch nachrüsten. Entsprechend ist durchaus möglich, dass aus einem Altbau mit den entsprechenden baulichen Maßnahmen ein Passivhaus wird oder zumindest annähernd die erforderlichen Energiewerte erzielt werden.

1 Kommentare

  1. Wir leben nun seit fast fünf Jahren in einem Niedrigenergiehaus (Preis/Leistung beim Passivhaus stimmt nicht) in dem eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung läuft und bereuen die Entscheidung in keinster Weise. Wir haben ein angenehmes Raumklima und einen sehr überschaubaren Energieverbrauch, bei geringer Wartung. Wir würden jederzeit wieder diese Entscheidung treffen.

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