Unser Hausanbieter wirbt auf seinen Seiten mit dem Ergebnis: “Kein Gas - kein Öl - kein Co2 und dauerhaft keine Heizkosten mehr”. Nach einer guten Beratung und Erläuterung der Technik, die zu diesem Ergebnis in der Theorie führen kann - war ich davon überzeugt, dass das durchaus klappen kann und so entschieden wir uns vor gut 2 Jahren mit diesem Bauunternehmen unser Massivhaus zu bauen. Die Energiebilanz, ein Jahr nach unserem Einzug, zeigte, dass das Ziel: “Kein Gas, kein Heizöl und keine Heizkosten“ aufgeht - die tatsächliche 0 EUR-Grenze um nur 5 Sonnentage verfehlt wurde.
Doch nach etwas weiterführender Recherche war noch ein Punkt offen. “Kein Co2” - ja, klar - Erdwärme, Wärmepumpe, kontrollierte Be- und Entlüftung mit Wärmetauscher, dicke, gedämmte Wände, eine moderne Heizanlage, 3-fach verglaste Fenster und und und… hier vor Ort in Völksen war das Ziel erreicht - keine CO² Emmission - doch woher kam eigentlich der Strom, der die Lichter im Haus und den zusätzlich benötigten Strom für die Heizung erzeugte?
Der Strom, ein typischer deutscher Strommix aus Atom-, Kohle- und erneuerbaren Energien, kam von unserem örtlichen Grundversorger, den Stadtwerken Springe. Da wir nach dem Einzug froh waren, mit Strom, Wasser und Telefon beliefert zu werden - kam ich erst Mitte 2013 dazu Ordnung in das Thema Strom hinein zu bringen. Dabei stellte ich schnell fest, dass wir mit dem Hausstrom noch immer in der teuren Grundversorgung hingen. Viel erschreckender war jedoch, dass wir mit unserer Wärmepumpe nicht mit dem von den Stadtwerken angebotenen Wärmepumpentarif abgerechnet wurden, sondern auch mit dem teuren Grundversorgungstarif. Obwohl uns auf Antrag beim Netzbetreiber Stadtwerke Springe ein Zweitarifzähler zur Abrechnung der Wärmepumpe eingebaut wurde und man gesetzlich zu dem Zeitpunkt (2012) mit seinem Heizstrom nicht zu einem anderen Anbieter wechseln konnte, rechnete uns der Anbieter mit dem Grundtarif, statt mit dem verfügbaren Wärmepumpentarif, ab :(
Auf Nachfrage entschuldigte man sich und wollte die Rechnung nachträglich korrigieren. Doch leider kam es anders. Vier Wochen nach meiner telefonsichen Reklamation - der aus meiner Sicht falschen Abrechnung - wollte man nichts mehr wissen von einer Korrektur und verwies mich darauf, dass ich schriftlich hätte sagen müssen, dass ich mit meiner Wärmepumpe auch in den Wärmepumpentarif möchte. Man könne mir jetzt nur anbieten, dass man mich ab sofort (das war dann ab November 2013) in den Wärmepumpentarif packt.
Ok, erst kulant sein wollen, dann wegen 200,- EUR (das wäre die Differenz gewesen zwischen Grundversorgungstarif und dem Wärmepumpentarif) wieder rausreden. Grund genug für mich, mich nach einem neuen Stromanbieter umzusehen.
Zu meinem Erstaunen musste ich feststellen, dass es in Deutschland seit August 2013 auch möglich ist, mit seinem Heizstrom zu einem anderen Anbieter zu wechseln. Bislang galt, dass man nur mit seinem Hausstrom (Licht, Radio, TV usw.) zu einem anderen Stromanbieter wechseln konnte. Zudem fand ich einen Anbieter der mir auch noch “grünen” Öko-Heizstrom verkaufen konnte. Perfekt. 100% Naturstrom - sowohl für den Hausstrom als auch für den Heizstrom - jetzt wird das Bild rund, dachte ich mir. Das Ziel tatsächlich ein Haus mit 0% CO² Ausstoß zu bewohnen rückte in realsitische Nähe!
Der Wechsel vom Hausstrom klappte wunderbar und reibungslos - ein Standardprozess unter den Strom-Vermarktern. Doch der Prozess für den Wechsel in Sachen Heizstrom stellte sich schwieriger als gedacht dar. Nicht weil es mehr Anträge oder Papierkram gewesen ist - das war mindestens so leicht wie beim Hausstrom - sondern weil sowas noch nie vorher gemacht wurde - zumindest war ich der erste Kunde bei den Stadtwerken Springe, der zu diesem Naturheizstrom-Anieter - den Städtischen Werken Kassel - wechseln wollte. Ein hin und her, der Netzbetreiber bestätigte dem neuen Anbieter nicht direkt, dass es sich bei meinem Zähler um eine Wärmepumpe handelte. Nach Einreichung des Montagebelegs, auf dem unterschrieben und bestätigt stand, dass der Netzbetreiber einen Zähler für unsere Wärmepumpe eingebaut hat, dachte ich, jetzt müsste es klappen - doch auch dieser Beleg führt nicht dazu, dass der neue Stromanbieter grünes Licht für die Belieferung (besser gesagt für den günstigen Wärmepumpenstrom) bekam. Er stornierte demnach meinen neuen Ökostrom-Vertrag und ich viel wieder zurück in die Grundversorgung der Stadtwerke Springe.
Ok, nach einer Recherche und einem Telefonat bei der Bundesnetzagentur - riet man mir ein Beschwerdeverfahren gemäß § 111a EnWG zu eröffnen, mit dem Ziel den Wechsel erneut durchzubekommen und ja, danach lief alles wie gewünscht - die beiden Versorger kommunizierten nun so, dass der Wechsel mit meinem Heizstromzähler wunderbar und reibungslos vollzogen werden konnte. Herzlichen Dank an dieser Stelle an Herrn Michallik von den Stadtwerken Springe und den Damen und Herren vom Kundenservice der Städtischen Werke AG.
Ab 05.04.2014 bewohnen wir nun ein Haus, welches auch beim Strombezug kein CO2 produziert. Damit sehe ich den Slogan: “Kein Gas - kein Öl - kein Co2 und dauerhaft keine Heizkosten mehr” als erfüllt.
In diesem Sinne, ein Hoch auf die Umwelt :)
Update: Da ich immer wieder auf den Anbieterwechsel und das Thema Ökoheizstrom angesprochen wurde, habe ich mich kurzer Hand dazu entschlossen ein neues Portal aufzubauen, in dem ich und andere Interessierte die wichtigsten Fakten zum Öko-Heizstrom-Markt zusammentragen, um Wechselwilligen Stromkunden einen Weg zu einer CO2 freien Heiztechnik zu ermöglichen. Das neue Energie-Portal läuft unter der sprechenden Domain: www.oekoheizstrom.de