Sonntag, 15. Januar 2017

Was verdient ein Arzt im Krankenhaus?



So, jetzt mal Butter bei die Fische:

Was verdient man eigentlich so als Assistenzarzt?
Zahlt sich die ewige Warterei auf einen Studienplatz eigentlich aus?
Lohnt sich die elende Büffelei und der Stress in den Prüfungen?

Meine persönliche Antwort:
Wer mal richtig reich werden möchte, sollte heutzutage etwas anderes studieren.
Niemand wird mehr Arzt des vielen Geldes willen.

Aber: Wer wirklich Medizin studieren will und sich den Beruf aufgrund seines Interesses am Fach ausgesucht hat, wird nicht enttäuscht sein.

Und was Ärzte verdienen, ist weder ein gut behütetes Geheimnis, noch abhängig von Sympathien oder von den Einnahmen des jeweiligen Krankenhauses.
Jedoch gibt es Unterschiede zwischen kommunalen Krankenhäusern und Unikliniken, wie man der nachfolgenden Tabelle entnehmen kann, zu finden um Gehaltsrechner Öffentlicher Dienst:


Um zu wissen, in welche Gruppe man gehört, braucht man außerdem noch folgende Tabelle:




Was man dieser Tabelle NICHT entnehmen kann, ist die Entlohnung für 24-Stunden- und Wochenend-Dienste. Die ist jedoch tatsächlich abhängig vom Arbeitgeber:
- Je nach Dienstmodell wird die Dienstzeit als Arbeitszeit oder Bereitschaftszeit angesehen.
- Dienstzeit kann auch mit Freizeit ausgeglichen werden.
Dies sind Punkte, die vor Antritt einer Stelle im Krankenhaus erfragt werden können und sollen. Denn da gibt es große Unterschiede.

In jedem Fall ist es jedoch ein Grund zur Freude, nach Zeiten der 400-Euro-Jobs während des Studiums endlich ein ordentliches Gehalt auf seinem Konto vorzufinden.
Das sich auch jährlich wie von selbst erhöht.
Allerdings: Genauso wie das Gehalt steigen auch Ansprüche und Lebenshaltungskosten. Und während man anfangs noch garnicht weiß, wohin mit dem ganzen Geld, erledigt sich dieses Problem "zum Glück" ziemlich schnell ganz von selbst. ;)

Alltag?

Früh aufstehen, nachdem du schlecht geschlafen hast.
Zu spät in die Frühbesprechung stürzen, weil du im Stau standest.
Mürrischer Chef - gelangweilte Kollegen.

 Das kennt sicher jedes Mitglied der arbeitenden Bevölkerung!

 Und dann nimmt der Arbeitsalltag seinen Lauf:
Aufnahmen, Entlassungen, Visite, Arztbriefe, Untersuchungen, Telefonate.

Einerseits: bekannte Routine
Andererseits: immer wieder das Gefühl, du solltest dich NOCH besser auskennen, du musst diesen Sachverhalt schon wieder nachlesen, beim Oberarzt nachfragen.

 Immer noch ein Job wie jeder andere.

Und dann kommt der Moment,... 

...in dem du nachts im Dienst das fünfte Mal geweckt wirst, diesmal aber nicht so sanft, sondern mit den Worten: "Schnell - Kreißsaal - Bradykardie", du rennst mit wirren Haaren und Kissenabdruck im Gesicht zu der Patientin im Kreißbett und hörst schon von weitem das viel zu langsame Tock.....tock....tock.... der kindlichen Herztöne. Ein Moment, in dem du hellwach sein musst, denn hier hast du nie ausreichend Routine.

...der Moment, in dem du die Notsectio erfolgreich durchgeführt hast und das schreiende Menschlein an die Anästhesie übergeben darfst. Immer wieder ein unfassbarer Moment: Nachlassende Anspannung, Dankbarkeit und Freude über den guten Ausgang dieser Komplikation.

 ...der Moment, in dem du die Patientin bei einer schwierigen Geburt betreut hast und das Kind endlich da ist: Teilzuhaben zu dürfen an dem wichtigsten und berührendsten Moment im Leben der frischen Eltern.

 Aber auch der Moment,... 

...in dem du der Patientin, die kaum älter ist als du selbst, die Diagnose "Brustkrebs" überbringen musst. Kaum zu beschreiben, wie schwierig es ist, die Patientin die innere Ohnmacht im Angesicht dieser Diagnose nicht spüren zu lassen, durch kompetentes Auftreten beruhigend zu wirken. Nicht im Mitleid zu versinken, sondern positiv, aber dennoch realistisch, mögliche Therapieoptionen aufzuzeigen.

...der Moment nach durchgeführter Chemotherapie und Operation der mittlerweile gut bekannten Patientin, in dem du den pathologischen Bericht mit dem Ausdruck "Komplettremission" in der Hand hälst und der Patientin die gute Nachricht überbringen darfst, dass die Chemotherapie gut angeschlagen hat, dass sie geheilt ist. In deiner Erleichterung musst du dich beherrschen, der Patientin nicht um den Hals zu fallen - denn du bist trotz allem "nur" der Arzt.

 In diesen Momenten wird dir bewusst, dass es nicht IRGENDEIN Job ist, den du hier machst. Dass sich das unglaublich lange Studium gelohnt hat, nach einer Wartezeit, die sich hingezogen hat wie Kaugummi. Dass es nie zu spät ist, Medizin zu studieren. Diese Augenblicke sind jede Minute eines stressigen Dienstes wert, rechtfertigen jede Party, die du im Studium verpasst hast, um zu lernen und jeden Moment der Enttäuschung, wenn du wieder einen Ablehnungsbescheid im Briefkasten findest. Denn diese Augenblicke wirst du irgendwann erleben! Und sie werden dich entlohnen für viele Monate des Wartens und dir eine größere Zufriedenheit verschaffen als ein Millionen-Gehallt. ;)

Also mach euch jeden Tag bewusst: auch wenn es sich manchmal nicht so anfühlt - ihr seid auf dem richtigen Weg!

Donnerstag, 28. August 2014

Auszug aus dem Medizinertest

War jemand von Euch beim Medizinertest?
Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?

Der TMS = Medizinertest ist ein freiwilliger Test, an dem Abiturienten teilnehmen können, um ihre Chancen auf einen Medizinstudienplatz zu verbessern.
Es gibt spezielle Vorbereitungsunterlagen für diesen Test, die nicht preiswert, aber dafür hilfreich sind.

Wer einen Auszug mit 15 Fragen aus dem TMS lösen möchte, kann das unter diesem Link tun:

Was haltet ihr von den Fragen?



Montag, 25. August 2014

Empfehlung für "Möchte-gern-Mediziner" ;)

...hört sich vielleicht böse an, gemeint sind aber alle, die noch auf ihren Studienplatz warten! (= Möchte-gern-/Hoffentlich-bald-eeeendlich-Mediziner) <= war ich auch mal! ;)

Ich habe hier einen kleinen Trost / einen interessanten Link für Euch:

Ein Blog über´s Warten auf den Studienplatz. Und was man in der langen langen Zeit alles anstellen kann. :)

https://www.thieme.de/viamedici/vor-dem-studium-2-23424/a/willkommen-zu-jolies-blog-23431.htm


Liebe Möchte-gern-Mediziner, ich weiß, wie ihr euch fühlt, wie lang die Zeit werden kann, wie unfair das ganze System ist und wie gemein, dass ihr euren großen Traum nicht endlich verwirklichen könnt.
Gebt nicht auf - das Warten lohnt sich. Arzt seid ihr danach noch Euer ganzes Leben! :)

Mittwoch, 13. August 2014

Famu... was?

Sitzt eine kleine Krankenpflegeschülerin alleine im Schwesternzimmer und träumt vor sich hin.
Da klingelt das Telefon. Sie geht dran. Eine fremde Stimme fragt: "Haben Sie die Famulantin irgendwo gesehen?"
... PAUSE ...
"...ähm...Nein?"

Die kleine Krankenpflegeschülerin war ich, vor ungefähr 10 Jahren. Damals habe ich das Wort "Famulantin"das erste Mal gehört, und weil ich keine Ahnung hatte, wie eine Famulantin aussieht, konnte ich auch keine gesehen haben... logisch, oder?
Damals wusste ich noch nicht, dass ich in den nächsten Jahren selbst mehrmals den vielsagenden Titel "Famulantin" tragen werden darf. Und zwar NUR Famulantin - ohne Namen.
Abzugrenzen von PJlern, das sind die anderen Studenten, die auf der Station und im OP rumlaufen - auch ohne Namen, aber dafür schon mit ein bisschen Ahnung und weniger peinlichen Auftritten.

Famulatur - das ist ein klinisches Praktikum als angehender Arzt, deshalb idealerweise nicht zu vergleichen mit dem Krankenpflegepraktikum in der Vorklinik.
Das erste Mal, dass ihr nach dem Physikum direkten Patientenkontakt habt, euch in Euren Kittel schmeißt, Euer Stethoskop benutzt (mit den Oliven nach vorne gerichtet, sonst gibt´s strafende Blicke ;))... Da warten eine ganze Menge Fettnäpfchen, Momente voller Ahnungslosigkeit und Wünsche nach dem Verkriechen-in-ein-Mauseloch auf Euch!
Aber tröstet Euch - es geht allen so! Wie sind anfangs einfach ein hilfloses Etwas im Kitteln, mit nichts als einem bisher unbenutzten Stethoskop und einem Physikum in der Tasche - was uns aber auch nicht weiterhilft. Wie auch?! Nach dem Zitronensäurezyklus wird in der Chef-Visite garantiert nicht gefragt! Mit dem Anatomie-Wissen allerdings könnt ihr Plus-Punkte sammeln, zumindest im OP. Da werden dann die Strukturen, die wir fein säuberlich im Präp-Kurs freigelegt haben, in kleinstem Ausschnitt und blutig-fransiger Umgebung präsentiert. Ein wenig Phantasie kann also nicht schaden.

Ich möchte die Famulaturen aber nicht schlimmer darstellen, als sie sind. Je nachdem, wo ihr landet, braucht ihr ein dickes Fell, könnt aber auch jede Menge Spaß haben.
Großes Ziele und Erfolgserlebnisse, die auf euch warten, sind:
1. Blutabnehmen
Damit könnt Ihr euch richtig beliebt auf Station machen. Wenn Ihr das gut könnt, nehmt ihr den Assistenten Arbeit ab und erhaltet Lob von den Patienten. Und wenn Ihr den Kram hinterher wegräumt und die Blutröhrchen ungefragt ins Labor bringt, seid Ihr die Lieblinge der Schwestern!
2. Zugänge legen
Das ist schon was für Fortgeschrittene. Wenn das mit dem Blutabnehmen gut klappt, versucht Euch mal an einer Viggo. Sinnvoll ist es, das Legen vorher an einem festgeklebten Infusionsschlauch zu üben, falls sich kein mutiger schmerzfreier Assistent zur Verfügung stellt!
Ein Tipp vorab:
Blutabnehmen immer eher zentral (Ellenbeuge),
Zugänge legen immer eher peripher (Handrücken)
Falls ihr das gut hinbekommt, und den Patienten vor einer geplanten OP eine schöne dicke Viggo auf den Handrücken legt, lieben euch auch die Anästhesisten!

Wie kann ich mich noch auf meine erste Famulatur vorbereiten? Ausrüsten!
Gut ausgestattet seid Ihr mit:
- festen Schuhen
- Untersuchungsmaterial: mindestens Stethoskop, Augenlampe und Reflexhammer
- sinnvoll ist ein Medikamenten pocket Buch für die Kitteltasche, dann könnt Ihr nachschauen, falls ihr ein Medikament nicht kennt und lernt dabei ganz entspannt klinische Dosierungen
- Stauschlauch: zum Blutabnehmen, die Schwestern rücken ihre nicht gerne raus. Aber gut drauf aufpassen oder Namen drauf schreiben, die verschwinden nämlich oft auf unerklärliche Weise
- Klebepflaster in der Tasche (braucht man irgendwie ständig)

Was immer gut kommt:
- auf Station viel fragen (!), auch "blöde" Fragen (wenn ihr im OP seid, am besten bei den Assistenten vorher erkundigen, ob der Operateur Fragen während der OP mag oder nicht)
- während der Visite Verbandsmaterial oder Handschuhe mitnehmen und anreichen
- wenn ihr nichts zu tun habt, einfach fragen, wie ihr helfen könnt
- immer schön die Hände desinfizieren
- sich selbstständig und freundlich bei allen vorstellen (auch bei den Schwestern, vor allem bei OP-Schwestern!)

Wie ihr euch ganz easy unbeliebt machen könnt:
- Minirock unterm Kittel, kombiniert mit Pumps und offenen Haaren
- bei der Chefvisite als erster ins Zimmer stürmen
- sich nicht als "Student" bei den Patienten vorstellen
- bei der Assistenz im OP ohne Pause von der Party am Wochenende quatschen

Fällt euch auch noch was ein?? Vielleicht ergänze ich demnächst noch! :)

Noch ein paar Formalitäten zur Famulatur:
Gefordert werden 4x1 Monat Famulatur, davon 1 Praxisfamulatur und 1 Wahlfamulatur (die man auch gerne im Labor verbringen darf => z.B. wenn man an seiner Doktorarbeit sitzt!)
In welchen Fachrichtungen ihr famuliert, ist euch überlassen.
Falls Ihr schon 100% wisst, wo ihr später arbeiten wollt, könnt ihr natürlich mindestens 1 Famulatur dort verbringen, das kommt bei der Jobsuche später auf jeden Fall gut!
Als ich mich in der Gynäkologie beworben habe und erklärt habe, dass ich mich erst im letzten Semester für dieses Fach entschieden habe, und deshalb "nur" das PJ-Wahlfach dort verbracht habe, wurde ich schon etwas fragend angeschaut. (Hab den Job aber trotzdem bekommen.)
Falls ihr euch noch alle Möglichkeiten offen halten wollt, gibt es vor allem 2 sinnvolle Möglichkeiten, Eure Famulaturen zu sortieren:
1. für Vorsichtige:
Wähle ein Fach, dass du im vorhergehenden Semester hattest. Davon hast du noch am meisten Ahnung, hast womöglich auch ein Fachbuch und die Ausrüstung und schmeißt dich nicht ganz ins kalte Wasser. (Das war immer MEIN Vorgehen.)
2. für Mutige:
Schaue dir an, welche Fächer du im nächsten Semester hast. Wenn du dich durch die Famulatur wurschtelst, kannst du dafür in den Semesterprüfungen glänzen.

Egal, wo ihr landet - es ist Eure Chance, endlich klinisches Wissen anzuhäufen!
Geht in die Famulatur nicht mit der Einstellung, dort Großartiges leisten zu müssen - sonst enttäuscht Ihr euch nur selbst!
Sinn der Sache ist es, Erfahrungen zu sammeln. Dafür dürft Ihr auch ruhig die Hilfe der Ärzte beanspruchen, lasst euch nicht als billige Arbeitskraft benutzen.
Wenn Ihr bei einer Pleurapunktion zuschauen oder sogar assistieren dürft, müssen die Blutabnahmen eben warten.
Scheut euch nicht, Fragen zu stellen und Untersuchungen selbst durchzuführen.
Wenn Ihr Interesse zeigt, macht Ihr euch überall beliebt, werdet mit einbezogen und habt auch noch Spaß an der Sache!

Ein kleiner Tipp zur Frage "Uniklinik oder kleines Dorfkrankenhaus"?
An der Uniklinik seht ihr viele spezielle Fälle, seltene Krankheiten und unterschiedliche Ausprägungen, das ist vielleicht etwas für die 4. Famulatur, wenn Ihr schon ein paar Basics wisst und könnt. Dort tummeln sich mit Euch auch jede Menge andere Studenten, und da werden die Ellenbogen ausgefahren, wenn es um die Assistenz bei einer interessanten OP geht.
In einem kleinen Krankenhaus, wo ihr vielleicht der einzige Famulant seid (und die Krankenpflegeschüler noch nicht einmal wissen, WAS ihr seid), fühlen sich die Ärzte geehrt und berufen, Euch eine interessante Zeit zu bescheren. Dann dürft ihr in familiärer Atmosphäre bei 10 Splenektomien die erste Assistenz sein! :)


Dienstag, 12. August 2014

Gibt´s hier denn keinen richtigen Doktor...?!

Das bekommt jeder Arzt mal zu hören, der es wagt, ohne "Dr." auf dem Namensschild vor einen Patienten zu treten...
Ist diese Frage gerechtfertigt?
Ist man mit einem Doktortitel ein besserer oder "richtigerer" Arzt?

Aus Sicht der Patienten:
Doktor = Arzt, selbst wenn kein Doktortitel vorhanden.
Da habe ich direkt ein paar lustige Erlebnisse zu diesem Thema (keine Witze, die sind wirklich passiert):
1.
Die junge Ärztin kommt ins Zimmer einer Patientin.
"Schwester, können Sie mal bitte das Fenster schließen? - Und wissen Sie was?? Heute morgen wurde ich vom DOKTOR gewaschen!!! Macht Ihr das hier so?"
"Nein, Frau M., das war der Pfleger."
2.
Mein Freund (Geograph) erzählt seiner Oma, dass er jetzt an seiner Promotion arbeitet.
"Promo....was?!" - "Promotion, Oma. Ich mache meine Doktorarbeit!"
"Waaas? Junge, jetzt willst du auch noch ARZT werden?!"
...
Mal ehrlich, zweifelt Ihr an der Kompetenz eines Arztes, wenn am Türschild nicht "Dr..." steht?
Viele tun das, ich nicht mehr - seit ich weiß, was hinter dieser ominösen Doktorarbeit steht.

Aus Sicht der "richtigen" Wissenschaftler:
Seien wir mal ehrlich - die medizinische Doktorarbeit genießt nicht gerade höchstes Ansehen in der Welt der Wissenschaft. Und das hat auch seine Gründe.
Während ein "richtiger" Wissenschaftler (Biologe, Chemiker,...) nach seinem Uni-Abschluss 3-4 Jahre im Labor hocken muss mit vollen Arbeitstagen und halbem Lohn, seine Ergebnisse alle paar Wochen vor mehreren Gremien vorstellen muss und bibbern muss, dass nicht jemand anders vor ihm den neu erforschten Sachbestand veröffentlicht, hat der Medizinstudent schon während des Studiums die Möglichkeit, zwischen 2 Kursen in sein kleines Büro in der Klinik zu schlurfen, Messwerte / Untersuchungsbefunde /... in eine Tabelle einzugeben, dann schreibt er nach 3 Monaten etwas Schönes dazu und darf das Ganze dann seine Doktorarbeit nennen.
Bitte nicht falsch verstehen - ich möchte dieses Vorgehen nicht schlecht machen, ich bin ja selbst Mediziner, und teilweise treten durch diese Doktorarbeiten ja auch wichtige neue Kenntnisse zutage. Es gibt meiner Meinung nach auch wichtige Gründe, warum uns Medizinern das "Rumdoktern" so einfach gemacht wird.
Außerdem sagte ich eben, der Medizinstudent "hat die Möglichkeit", das Ding innerhalb von 3 Monaten neben dem Studium einzutüten - es gibt auch andere Varianten, die ich Euch jetzt vorstelle:

Ich darf aus meinem geliebten "DocCheck Flexikon" zitieren (ein wichtiges Hilfsmittel zum Lernen und Nachschlagen übrigens):

Unter einer Promotion (lat. für "Beförderung") versteht man das Erlangen des höchsten akademischen Titels, dem "Doktor". Dafür notwendig ist das Schreiben einer sogenannten Dissertation (kurz "Diss"), einer wissenschaftlichen Arbeit, sowie dessen mündliche Verteidigung, die Disputation. Eine Besonderheit des Faches Humanmedizin ist, dass im Gegensatz zu anderen Studienfächern, mit der Doktorarbeit schon während des Studiums begonnen werden kann. Eingereicht werden kann die Arbeit jedoch erst nach abgeschlossenem Studium.
Bei Doktorarbeiten unterscheidet man grob in drei verschiedene Kategorien, die unterschiedliche Schwerpunkte haben und daher auch unterschiedliche Zeitansätze haben.

2.1 Experimentelle Doktorarbeit

Darunter versteht man eine Doktorarbeit, bei der neue Erkenntnisse durch Experimente, meist in einem Labor, zustande kommen. Eine experimentelle Doktorarbeit gilt als eher zeitaufwändig, da man sich erst in die entsprechenden Labormethoden einarbeiten muss, sowohl theoretisch als auch praktisch, um überhaupt verwertbare Ergebnisse zu erzielen. Auch kann sich nicht nur die Einarbeitungszeit hinziehen, auch dauert die Phase der Datenerhebung meist relativ lange, da größere Versuchsreihen notwendig sind. Dazu kann es seien, dass man zu gewissen Zeiten zuverlässig im Labor seien muss, um z.B. eine PCR entsprechend zu beenden und auszuwerten.
Der genaue Umfang einer experimentellen Doktorarbeit ist aber auch sehr von der entsprechenden Fragestellung und dem Thema abhängig. Es bietet sich an, beim Doktorvater vorab zu erfragen, in welchem zeitlichen Rahmen (seiner Meinung nach) sich die Arbeit bewegen wird. Auch gibt es teilweise experimentelle Arbeiten, die Tierversuche beinhalten, was zarte Gemüter abschrecken kann. Im Zweifelsfall vorab fragen.
Anmerkung der Redaktion: Hierfür legen die meisten Studenten ein oder mehrere Urlaubssemester ein, während der sie unbezahlt im Labor an ihrer Arbeit basteln. Ihr könnt Euch vorstellen, diese Variante entspricht schon eher den kritischen Vorstellungen der Wissenschaft! Wer mal an einer Uniklinik arbeiten möchte, tut gut daran, sich eine Experimentelle Doktor-Arbeit zu suchen, oder anders herum: Wer eine Experimentelle gemacht hat und sich dann an der Uniklinik bewirbt, sammelt Plus-Punkte! Es ist auch meist nicht schwierig, an solch eine Doktorarbeit heranzukommen. Weil die meisten Studenten/Ärzte einfach nur auf den Titel aus sind und die Arbeit dafür in Grenzen halten möchten, bekommt man solche aufwendigen Aufgaben hinterhergeschmissen. (leicht übertrieben!)
2.2 Klinische Doktorarbeiten
Hier kommt man eher in Patientenkontakt, aber auch Laborbesuche sind nicht auszuschließen. Es geht darum, wissenschaftliche Erkenntnisse anhand klinischer Untersuchungen zu bekommen. Eine typische Fragestellung wäre also z.B., ob eine bestimmte Ernährungslösung bei Sepsispatienten ein besseres Überleben nach sich zieht als die bisherige Standard-Ernährungslösung.
Vom zeitlichen Umfang kann man nichts definitives sagen, jedoch kann sich auch hier die Phase der Datenerhebung langwierig gestalten, wenn die Fragestellung sehr speziell ist und wenige Patienten für eine Teilnahme in Frage kommen.

2.3 Statistische Doktorarbeiten

Klassische Akten-Wälzerei ist hier möglicherweise angesagt. Teilweise ist die Datenerhebung schon abgeschlossen, weil auf bereits vorhandene Daten (z.B. Krebsregister) zurückgegriffen wird. Der zeitliche Umfang einer statistischen Doktorarbeit hält sich meist in Grenzen, dafür ist es ein anderes Arbeiten als z.B. im Labor. Die statistische Betrachtung und Überlegung zur ganzen Arbeit nimmt einen gewissen Zeitanteil in Anspruch, Fehler die man hierbei macht, können sich später sehr stark rächen.
Ihr seht, es gibt da verschiedene Ansätze. Um nochmal darauf zurück zu kommen, warum es gerechtfertigt ist, es den Medizinern mit der Dr-Arbeit so leicht zu machen:
Na, weil die Patienten es ERWARTEN! Die WOLLEN einen RICHTIGEN Doktor vor sich stehen haben. Das ist die eigentliche Motivation der meisten Mediziner, nicht unbedingt die wissenschaftliche...
Gut, es gibt auch Mediziner, die gerne mal in die Wissenschaft hereinschnuppern und sogar Spaß daran haben. Schließt sich ja auch nicht aus, wissenschaftlich UND klinisch tätig zu sein.
Aber sind das die besseren Ärzte? 
Ich denke, nachdem Ihr wisst (falls ihr es vorher noch nicht wusstet), was hinter der Doktorarbeit steckt, geht auch Ihr ohne schlechtes Gefühl im Bauch zu einem Arzt (nennen wir ihn Robert Müller), der keinen Doktortitel an der Tür stehen hat.
Robert ist dann einer von denen, die ihr Studium durchgezogen haben, ohne einen kleinen Abstecher in die Wissenschaft zu machen. Ok, vielleicht hätte Robert mal ein bisschen über seinen Tellerrand hinausschauen können - nicht so engstirnig vor sich hin büffeln, sich mal näher mit einem Thema beschäftigen - das tut mal ganz gut. Aber ein schlechterer Arzt als Dr. Waldemar Schmitz nebenan ist er nicht! Vielleicht hat er sogar ein besseres Examen gemacht - wer weiß das schon?? Das steht nämlich nicht auf dem Schild! Und ob Waldemar herausgefunden hat, dass der Chemokin-Rezeptor CXCR3 beim Astrzytom Grad XXX besonders stark exprimiert wird, das hilft ihm auch nicht bei der Wahl des Antibiotikums gegen meine Bronchitis.

So, sind wir uns über eines einig - auch wenn es "unsinnig" ist, ein Doktortitel als Arzt kann nicht schaden.
Der nächste Punkt ist, Ihr müsst euch darüber klarwerden, ob Ihr eine Labormaus seid und gerne 1-2 Semester über Euren Experimenten brütet, oder ob ihr eine klinische oder statistische Arbeit verfassen wollt. 

Wie kommt Ihr jetzt an diese Arbeiten? oder Wie werde ich Doktorand?
=> Suche Dir einen "Doktorvater" oder eine "Doktormutter"!
Meist ist es leider kein effektiver Ansatz, sich selbst ein Thema zu überlegen und damit auf Suche nach dem Doktorvater zu gehen. Auch wenn man sich besonders für das Thema interessiert und schon viel Ahnung hat - das Ziel des Doktorvaters ist es, etwas zu veröffentlichen.
Und was sich gerade gut veröffentlichen lässt, wissen die Professoren selbst am besten. Vielleicht arbeiten sie schon seit längerem mit einer Arbeitsgruppe an einem bestimmten Thema und suchen gerade Verstärkung.
Es gibt da vor allem 2 vielversprechende Möglichkeiten:
1. Schaue auf der Seite der Fachschaft vorbei. Viele Profs/Oberärzte/Doktorväter/Arbeitsgruppen geben dort Doktoranden-Gesuche ab. Meist steht dort eine kurze Beschreibung des Themas, vielleicht auch des Umfangs, oder ihr könnt "herauslesen", ob es sich um eine experimentelle/statistische/klinische Arbeit handelt. Wenn euch etwas interessiert - meldet Euch schnell dort, bevor das Thema weg ist!
2. Werde selbst aktiv! Meist sind die Oberärzte einer Uniklinik diejenigen, die aktiv Forschung betreiben und klinische oder statistische Doktorarbeiten vergeben und beaufsichtigen. Melde dich bei dem Oberarzt deines Vertrauens oder dem Fach deines Interesses und frage einfach nach, ob noch jemand gebraucht wird oder etwas ansteht. Solltest du Interesse an einer Experimentellen haben, schaue auf Seiten der Institute nach, dort sich manchmal Doktoranden-Stellen ausgeschrieben, oder du meldest Dich einfach dort und fragst nach.
Sagen wir es mal so - ich kenne keinen Studenten, der eine Doktor-Arbeit machen wollte und keine bekommen hat! :) Nur wer spezielle Vorstellungen hat, muss womöglich etwas länger suchen.

Ich hoffe, das Thema hat den ein oder anderen von Euch interessiert. Freue mich über Feedback, Anregungen und Meinungen.

Und allen, die demnächst mit der Dissertation starten, wünsche ich:
Viel Spaß beim Herum-Doktern! 


Montag, 21. Juli 2014

News: Medizin studieren mit mittelmäßigem Abi-Schnitt?

Schaut mal, was ich gerade gefunden habe.

...eine Chance für Abiturienten mit schlechtem Abi und reichen Eltern?
...Medizin an der FH?
Was haltet ihr davon?

Passend dazu: Lasst mich rein, ich kann Arzt!
Ein Erfahrungsbericht von Lea, 22, einer Abiturientin, die über verschiedene Wege versucht, einen Studienplatz für Medizin mit einem 2,4-Abi zu bekommen.
Besonders interessant finde ich die Frage:
"Können mittelmäßige Abiturienten keine guten Ärzte werden?"
...meine Meinung dazu kennt Ihr ja.
"Ich frage mich, ob sie tatsächlich nicht daran glauben, dass ein mittelmäßiger Abiturient das Studium schaffen kann, oder ob es doch günstiger und bequemer ist, ausschließlich nach der Durchschnittsnote zu gehen."
...aus meiner Erfahrung als mittelmäßiger Abiturient kann ich sagen: ganz eindeutig zweiteres!

Und hier noch ein Artikel über den TMS (Test für Medizinische Studiengänge, der "Medizinertest"), der erst abgeschafft wurde und mit dem heutzutage die Chancen auf einen Studienplatz verbessert werden können:
...meiner Meinung nach ein Schritt in die richtige Richtung, obwohl natürlich ein einzelner Test keinen repräsentativen Vorhersagewert in Bezug auf ein mehrjähriges Studium hat!
Wer mal in den Test reinschauen möchte, kann das hier:
Ihr Lieben, hat diesen Test jemand von Euch gemacht und kann darüber kurz berichten?
Was haltet Ihr davon?