Bachelorarbeit verbessern
Lektorat Bachelorarbeit
Plagiate vermeiden
Plagiatsprüfung
Formale Gestaltung
Formatierung Bachelorarbeit
Home Wissensdatenbank Wissenschaftliche Methoden Empirische Arbeit Tipps für die empirische Bachelorarbeit oder Masterarbeit

Tipps für die empirische Bachelorarbeit oder Masterarbeit

Veröffentlicht am . Zuletzt geändert am .
Empirische Bachelorarbeit und Masterarbeit


Wenn man vor seiner Abschlussarbeit steht, steht man auch vor der Frage, ob man eine rein theoretische Arbeit oder eine empirische Bachelorarbeit oder Masterarbeit verfassen möchte. Die Antwort auf diese Frage hat tatsächlich weitreichende Auswirkungen auf die Bearbeitung der eigenen Fragestellung. Deswegen geben wir im Folgenden einen kurzen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten eine empirische Bachelorarbeit oder Masterarbeit zu verfassen.

Die andere Art der Abschlussarbeit

Zwischen einer theoretischen und einer empirischen Abschlussarbeit bestehen nicht nur auf den ersten Blick große Unterschiede. Bei einer theoretischen Arbeit erforscht man das gewählte Thema ausschließlich anhand von Fachliteratur. Bei einer empirischen Arbeit dagegen wertet man systematisch empirische Daten aus. Diese Daten können von ausgefüllten Fragebögen über Messzahlen bis hin zu transkribierten Interviews nahezu alles sein. (Siehe dazu auch Einführung in die empirische Sozialforschung der Europa-Universität Viadrina)

Will man eine empirische Bachelorarbeit oder Masterarbeit schreiben, ist wie bei jeder Abschlussarbeit eine gute Planung das A und O. Arbeitet man allerdings empirisch, geht es nicht nur darum, die Literaturrecherche und Schreibarbeit einzuplanen. Sofern man nicht mit bestehenden Daten arbeitet, muss man auch die Erhebung der Daten berücksichtigen, aber in jedem Fall die computergestützte Analyse. Wirklich gut planen kann man allerdings erst, wenn man sich für eine empirische Methode entschieden hat. Denn die Art des empirischen Arbeitens unterscheidet sich je nach Methode enorm.

Das weite Feld der empirischen Methoden lässt sich grob in quantitative und in qualitative Ansätze unterteilen. Obwohl es zwischen einzelnen Vertretern beider Lager traditionell einen Methodenstreit gibt, schließen sich beide Ansätze nicht gegenseitig aus. Tatsächlich werden bei den sogenannten Mixed-Method-Ansätzen Methoden beider Lager gewinnbringend kombiniert. Aber die Unterteilung hilft erst mal einen Überblick über die enormen Möglichkeiten empirischer Forschung zu bekommen.

Quantitative Methoden

Unter den Begriff „Quantitative Sozialforschung“ fasst man alle Methoden, die mit zahlenmäßig darstellbaren Daten arbeiten. Diese Daten können Messzahlen sein, wie die Anzahl der Menschen die in einem Jahr in eine Stadt gezogen sind, oder die sich verändernde Temperatur eines Komposthaufens. Daten die erst mal nicht numerisch sind, überträgt man anschließend in Zahlen. Zum Beispiel kodiert man die Antworten bei einem Fragebogen so, dass die Antwort „Ja“ als 1 gewertet wird und die Antwort „Nein“ als 2.

Ein entscheidender Punkt bei quantitativen Verfahren ist, dass sie immer mit möglichst standardisierten Daten arbeiten. Das bedeutet zum Beispiel, dass Befragte in einem Fragebogen nur zwischen vorher festgelegten Antwortmöglichkeiten wählen können. Das ist der Grund, warum man quantitativ erhobene Daten statistisch auswerten kann. Das heißt, man kann mit ihnen rechnen. So kann man beispielsweise ganz einfach mit dem Mittelwert die durchschnittliche Temperatur von Komposthaufen berechnen. Oder man kann mit der komplexeren Korrelation berechnen, ob zwei Faktoren häufig gemeinsam auftreten. Zum Beispiel, ob nach der Einnahme von einem Medikament öfter Nebenwirkungen auftreten.

Bei quantitativen Methoden werden in der Regel große Stichproben erhoben. Das heißt, man versucht sehr viele Menschen zu befragen oder schaut sich möglichst viele Komposthaufen an. Das Ziel dabei ist, eine repräsentative Stichprobe für die Grundgesamtheit zu erreichen (Bortz, 202: 401) . Dabei ist die Grundgesamtheit beispielsweise die Menge an allen in Frage kommenden Komposthaufen oder Menschen, die man zu dem Thema befragen könnte. Da man aber eben nicht alle befragen kann, bemüht man sich eine möglichst große aber auch unter anderen Aspekten repräsentative Stichprobe zu untersuchen. Nur wenn eine Stichprobe repräsentativ ist, kann man anhand dieser Aussagen über die Grundgesamtheit treffen.

Qualitative Methoden

Bei qualitativen Methoden liegt der Fokus dagegen nicht darauf, möglichst viele Daten zu erheben. Vielmehr geht es darum, sich die einzelnen Fälle so genau wie möglich anzuschauen. Man arbeitet bewusst mit nicht standardisierten Daten. Das heißt, man gibt beispielsweise Interviewpartnern keine Antworten vor, sondern stellt ihnen offene Fragen und dokumentiert ihre Antwort. Ein weiteres Beispiel für eine qualitative Methode ist die sogenannte PESTEL-Analyse. Sie kommt im Zusammenhang mit Einflussfaktoren auf einzelne Unternehmen vor. Qualitative Methoden können und wollen damit nicht repräsentative Ergebnisse hervor bringen. Vielmehr geht es darum, Einzelfälle korrekt zu beschreiben und – wenn möglich – aus sich selbst heraus zu verstehen (Lamnek, 2005: 243). Das heißt einfach ausgedrückt: Man versucht an Inhalte möglichst unvoreingenommen heran zu gehen.

Klassische Methoden qualitativer Forschung sind das offene Interview, die Inhaltsanalyse von Texten oder auch Beobachtungsmethoden in möglichst natürlicher Umgebung. In der Regel, aber nicht immer, gehen qualitative Forscher dabei ohne vorher festgelegte Hypothese an die Erhebung der Daten. Das heißt, der qualitative Forscher versucht nicht vorher auf theoretischer Ebene formulierte Aussagen in der Praxis zu belegen oder zu widerlegen. Sondern er versucht wirklich ergebnisoffen an ein bestimmtes Forschungsfeld heran zu treten. So würde man beispielsweise mit den Entlassenen einer Firma zunächst offene Gespräche führen und diese dokumentieren. Erst im Nachhinein wertet man die Gesprächsprotokolle systematisch aus und überprüft zum Beispiel, ob bestimmte Themen oder Schlagworte immer wieder auftauchen.

Qualität versus Quantität?

Auch wenn die Entscheidung für einen methodischen Ansatz zunächst wie eine ideologische wirkt, so ist sie es nicht. Vielmehr ist die Frage, was man wie und mit welchem Erkenntnisinteresse erforschen möchte. Will man zum Beispiel den Zuzug von Studenten in eine Studentenstadt erforschen, sind die dafür notwendigen Daten die Zahlen vom Zuzug von Studenten. Somit ist der eigene Forschungsgegenstand von vornherein numerisch. Zudem ist es möglich die Grundgesamtheit – das heißt alle in eine bestimmte Stadt zuziehenden Studenten – als Ganze mit empirischen Methoden zu untersuchen. So lässt sich mit quantitativen Methoden eine sehr gute Repräsentativität der eigenen Forschung erzielen.

Will man dagegen beobachten und verstehen, wie die Menschen in einem Ort mit umfassender Arbeitslosigkeit nach der Schließung eines Werks zu recht kommen, ist es sinnvoller, sich ergebnisoffen mit diesen zu unterhalten und anschließend die Daten auszuwerten (Siehe zu qualitativen und quantitativen Methoden den Überblick der Universität Oldenburg).

Die Planung einer empirischen Bachelorarbeit oder Masterarbeit

Hat man sich mit Blick auf seinen Forschungsgegenstand und sein Erkenntnisinteresse für eine empirische Bachelorarbeit oder Masterarbeit entschieden, gilt es, eine Planung zu machen. Dabei spielen viele unterschiedliche Fragen eine Rolle: Wie viel Zeit steht einem für die Bearbeitung der Abschlussarbeit insgesamt zur Verfügung? Was genau ist das eigene Erkenntnisinteresse bei der Arbeit? Geht man mit einer ausgefeilten Theorie im Rücken an das Thema oder möchte man ergebnisoffen empirisch forschen? Kann und will man die notwendigen Daten selber erheben? Welche Methode oder Methoden sollen ganz genau zum Einsatz kommen? Wie hat man vor, die Daten auszuwerten?Wieviel Zeit bleibt für das Lektorat der Bachelorarbeit oder Masterarbeit und für das Drucken und Binden?

All diese Fragen haben sowohl inhaltlich als auch zeitlich wesentlichen Einfluss auf die Planung und Durchführung der Abschlussarbeit. Deswegen ist es sinnvoll, von Anfang an ein grobes schriftliches Konzept der Arbeit – nämlich ein Exposé schreiben und dieses immer wieder zu aktualisieren. Dieses Konzept sollte nicht nur das Forschungsvorhaben anfangs grob und später detailliert umreißen. Sondern es sollte auch einen Plan für die Bearbeitung dessen beinhalten. In diesen Plan notiert man zudem die geschätzte Bearbeitungsdauer der einzelnen Punkte und aktualisiert sie immer wieder.

Pro und Contra Empirische Bachelorarbeit oder Masterarbeit

Doch was spricht für und was gegen eine empirische Bachelorarbeit oder Masterarbeit? Es gibt wirklich gute Gründe für eine empirische Bachelorarbeit oder Masterarbeit. Dazu kommt noch, dass es man manchmal auch gar keine Wahl hat, zum Beispiel, wenn die Prüfungsordnung empirisches Arbeiten verlangt. Oder aber wenn die eigene Fragestellung oder das Thema ein empirisches Arbeiten wirklich nahelegt. Darüber hinaus ist eine empirische Abschlussarbeit aber auch eine gute Möglichkeit, praktische Erfahrung im empirischen Arbeiten zu bekommen, während man Unterstützung durch seinen Betreuer oder beispielsweise ein Kolloquium bekommt.

Unterm Strich ist eine empirische Arbeit aber immer mit mehr Arbeit und mehr Risiko verbunden als eine theoretische. Zum einen muss man zusätzlich zu der theoretischen Beschreibung des Forschungsgegenstands eine Datenerhebung durchführen oder zumindest einen Datensatz auswerten. Dabei ist eine ganze Menge Know-how gefragt. Allerdings kann man dafür eine Datenanalyse Beratung oder einen Statistik Service in Anspruch nehmen. Und zum anderen ist man in dieser Arbeit auch wesentlich abhängiger von anderen, wie beispielsweise den Versuchspersonen, als wenn man allein theoretisch im stillen Kämmerlein arbeitet.

Deswegen sollte man sich immer gut überlegen, ob einem persönlich der Mehraufwand einer empirischen Arbeit es wert ist und ob sich empirisches Arbeiten für den gewählten Forschungsgegenstand wirklich lohnt. Wenn man doch Hilfe benötigt, ist eine statistische Beratung ein guter Ansprechpartner.

Literatur

Bortz, Jürgen (2002): Statistik: Für Human- und Sozialwissenschaftler, Heidelberg.

Lamnek, Siegfried (2005): Qualitative Sozialforschung, Lehrbuch, Weinheim.

Weiterführende Literatur:

Beller, Sieghard (2004): Empirisch forschen lernen, Bern.

Bortz, Jürgen (2005): Statistik: Für Human- und Sozialwissenschaftler, Heidelberg.

Döring, Nicola/Bortz, Jürgen (2016): Forschungsmethoden und Evaluation in den Sozial- und Humanwissenschaften, 5., vollständig überarbeitete und erw. Auflage. Berlin, Heidelberg.

Kelle, Udo (2007): Die Integration qualitativer und quantitativer Methoden in der empirischen Sozialforschung, Wiesbaden.

 

Autorin: Myriel Balzer

Anderen Studenten hat auch das noch gefallen