Montag, 30. November 2015

Verloren / Der Bauer

Ich mache mir eine Zigarette an.
Ich wollte aufhören, oder es zumindest reduzieren, doch ich scheine zu scheitern. Meine Gedanken drehen sich, überall ist alles und gleichzeitig nichts. Kopf zu voll und deshalb leer.
Ich will was aufschreiben, aber weiß nicht was.
Ich versuche, einen Gedanken zu erhaschen, aber er entgleitet mir. Ich bin verwirrt und denke nach, doch merke nicht, worüber ich nachdenke. Mein Hirn kapselt es ab, lässt mich nicht daran teilhaben.
Ich fühle mich verloren, ohne auch nur zu wissen, warum.
Ich merke, dass ich stundenlang nur dasitzen und die Wand anstarren könnte, ohne dass mir langweilig werden würde, ohne dass ich's überhaupt bemerken würde.
Dabei habe ich auf die Gedanken nicht mal Zugriff.
Ich habe die Administratorrechte in meinem Kopf verloren.

Ich kann auf nichts zugreifen, nicht auf Gedanken, aber auch nicht auf Emotionen. Ich bin eine leere Hülle, die dasitzt und wartet. Wartet, bis irgendwas davon wiederkehrt, doch die Hoffnung verliert.
Es ist seit Stunden so und ich kann's mir nicht erklären.
Hilfe.

Aber Hilfe zu verlangen ist auch falsch. Was hilft einem in diesem Zustand? Ich war hier schon oft genug, um sicher sagen zu können, dass nichts hilft, absolut nichts.
Meine Verwirrtheit bleibt und es bilden sich Bilder in meinem Kopf. Ich weiß nicht warum, ich weiß nicht, was sie mir sagen sollen, aber sie sind da.

Ich sehe einen Bauern auf dem Bauernhof. Kein großer Bauernhof, eher moderat. Es befinden sich auf dem Grundstück, das mitten im Nirgendwo, umgeben von nichts Anderem als Natur, liegt, einmal das Haus, indem der Bauer wohnt und zu beiden Seiten eingezäunte Bereiche, in dem Einen stehen Kühe, im Anderen Schafe.
Die Frau des Bauers steht da, mit dem Rücken zu ihm gedreht, und der Bauer redet auf sie ein, nicht wirklich wütend, eher verzweifelt. Sie dreht sich ab und an um zu ihm, sieht ihn an, doch dann dreht sie sich wieder weg.
Sie hat die Hände vor der Brust verschränkt, so als wolle sie ihm garnicht richtig zuhören.
Er gibt sich alle Mühe, er redet, er redet ihr gut zu, er versucht, ihr aufzuzeigen, dass es nicht so sein, so bleiben, sich nicht so entwickeln muss, doch sie scheint das zu ignorieren.
Einerseits steht sie draußen, will überstürzt aufbrechen, einfach weg. Sie hat keine Koffer dabei, nur in ihrem Kleid steht sie da und will gehen.
Doch der Bauer will nicht aufgeben. Er will sie nicht gehen lassen.
Und sie scheint es irgendwo auch nicht wirklich zu wollen.
Sie ist unsicher, aber lässt nach außen nichts durchscheinen. Sie steht da und vermittelt dem Bauern nur, dass sie gehen will. Nicht mehr und nicht weniger. Doch würde sie wirklich gehen wollen, dann wäre sie bereits gegangen.
Auch das ist dem Bauern aufgefallen, weshalb er nicht aufgeben will.
Sie steht weiter da, er redet weiter verzweifelt auf sie ein. Es ist ein schöner Tag in irgendeinem Gebirge, die Berge sind wundervoll sichtbar im Hintergrund, die Tiere grasen, alles sieht malerisch wundervoll aus.
Nur dieses Paar bricht das Bild.
Nicht wirklich, da man sie nicht hört, dennoch.

Weiter sehe ich nicht.
Diese Bilder, diese Situation, wiederholen sich konstant. Ich sehe kein Ende, sondern lediglich eine Endlosschleife.
Was soll mir das sagen?
Weiß ich nicht, wie es weitergeht oder wird es tatsächlich ewig so weitergehen?
Gibt es in dieser Geschichte überhaupt die Möglichkeit auf ein Happy End?
Wenn nein: Wird es an der Bäuerin scheitern? Oder ist da mehr? Etwas Anderes?
Will ich die Antworten auf diese Fragen überhaupt wissen?
So wie ich das Ganze gerade interpretiere, voraussichtlich
Nein.

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