Interview Janos Perei: User Acquisition – So vermeidet man Fraud effektiv von Anfang an

Janos Perei Interview - Teil 2Als einer der führenden Experten berät Janos Perei mit seinem Unternehmen mercury black Kunden zum Thema User Acquisition (UA) für mobile Games und Apps. Zuvor war er u.a. für Flaregames und Social Point für die User Acquisition verantwortlich. Den ersten Teil des Interviews leben Sie hier.

Was ist bei der Arbeit mit Werbe-Netzwerken zu beachten. Welche Fehler sollte man vermeiden?

Werbe-Netzwerke sind Medien-Broker, deren Technologie zum Ausspielen von Werbung (d.h. ihre SDKs in anderen Apps) unterschiedlich komplex und ausgefeilt ist.

Ad-Netzwerke langsamer und weniger transparent als direkte Deals

Durch ihre Rolle als Vermittler wird die Kommunikationskette bei Werbe-Netzwerken länger und langsamer als wenn man direkt mit dem Media-Owner (z.B. Facebook oder andere größere Publisher) zu tun hat. Zudem ist es weniger transparent, mit welchen Publishern die Netzwerke arbeiten, also wo die Werbung dann tatsächlich zu sehen ist. Auch behalten die Netzwerke einen Teil des Budgets für sich ein.

Versprechen und Empfehlungen der Sales-Mitarbeiter von Werbe-Netzwerken sollte man mit gesunder Vorsicht begegnen und sie keinesfalls ungeprüft übernehmen (die Mitarbeiter machen natürlich nur ihren Job und vertreten die Interessen ihres Unternehmens bestmöglich).

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Der Vorteil der Netzwerke ist, dass man viele Publisher gleichzeitig erreicht. Zudem lassen sich Kampagnen gut aussteuern – also das Budget je nach Traffic-Qualität zwischen den Publishern verlagern, so lange bis das optimale Ergebnis erzielt wird. Dazu muss man jedoch die eigenen Kampagnenziele gut genug  kennen. Außerdem sollte man die richtigen Messinstrumente zu haben, bevor man Werbung schaltet, z.B. ein gutes Tracking-System.

Welche Schutzmaßnahmen sollte man mindestens treffen, um Fraud zu vermeiden?

Zunächst: nicht aller Traffic von niedriger Qualität ist auch gleich Fraud. Zudem ist kein System 100% sicher. Als solides Grundgerüst, um sich zu schützen, empfehle ich auf der technischen Seite eine einmalige interne User ID zu vergeben, die nur vom eigenen System erstellt wird. So lässt sich im Betrugsfall beweisen, dass Fake-User generiert wurden.

Eigene Warn- und Schutz-Systeme zur Vermeidung von Betrug sind ein Muss

Rechtlich sollte man sich gegen Fraud absichern und in den Media-Verträgen (Insertion Orders, IOs)  ausdrücklich festlegen, für betrügerischen Traffic unter keinen Umständen zu bezahlen. Denn wenn ein schwerer Fall von Fraud eintritt, kann es schnell um Beträge jenseits von 10.000 Euro gehen.

Auch die Arbeit mit vorwiegend direkten Medienpartnern ist eine effektive Methode sich zu schützen, da die User direkt vom Partner stammen und nicht wie bei Netzwerken ein oder mehrere Mittelsmänner zwischengeschaltet sind.

Zu schlechte oder zu gute Zahlen können auf Fraud hinweisen

Zudem sollte man eigene präventive Warnsysteme erarbeiten, um beispielsweise  bei statistischen Ausreißern oder betrügerischen IP-Adressen schnell zu reagieren. Vorsicht ist geboten, wenn die Zahlen zu schlecht oder zu gut aussehen – zum Beispiel sollte man nicht damit rechnen, auf Anhieb gleich den  Branchen-Benchmark zu erreichen.

Und nicht zuletzt: Fraud zieht meist schwierige Gespräche mit dem betroffenen Werbe-Netzwerk nach sich. Deshalb sollte man sich um eine friedliche Lösung des Problems bemühen. Die Partner sind jedoch Teil Ihrer Distributionskette und wurden oftmals selbst Opfer von Betrug. Daher gilt es, eine gute Geschäftsbeziehung zu wahren und sich gütlich zu einigen.