Die 9 wichtigsten Innviertler Vokabeln rund um Weihnachten & Neujahr

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Zu Weihnachten kehren nicht nur Maria und Josef jedes Jahr wieder nach Nazareth heim, auch viele Exil-Innviertler begeben sich in den heimatlichen Stall um sich von der Verwandtschaft mästen ähm zählen zu lassen. Dabei passiert es immer wieder, dass dabei die Gelegenheit genutzt wird, das sich im feindlichen Ausland angelachte Nicht-Dosige Gspusi das erste Mal ins gelobte Land mitzuschleppen und die Innviertel Initiation endlich hinter sich zu bringen.

Während also d’Mam(a) und d’Oma (früher auch bekannt als s’Ahnl) untertags damit beschäftigt sind, die gesamte Verwandtschaft durchzufüttern sind der Noch-Nicht-Zuagroaste und die Noch-Nicht-Angetraute damit beschäftigt, die Sprache zu entwirren, was insbesondere bei so bsundern Ausdrick um Weihnachten schon eine Herausforderung sein kann.

Eine kleine Hilfestellung dabei…

No.1: D’Freindschaft

Falls die zukünftigen Schwiegerleit ankündigen, dass am Heiligen Abend eh nur d’Freindschaft dabei ist – OBACHT UNWISSENDER! – handelt es sich dabei mitnichten um ein paar uns nahestehende Freunde, sondern schlicht und ergreifend um die (wahrscheinlich komplette) innviertler Verwandschaft. Fleischbeschau ist also angesagt.

Das Vokabel ist übrigens auch bei Begräbnissen im Einsatz, wenn zur Zehrung aufgerufen wird und d’Freindschaft dazu eingeladen wird. Freunde nein, Verwandte ja. Aber das können auch schnell an die Hundert werden, im Innviertel.

No.2: Eiwendi sei

Lapidar übersetzt bedeutet eiwendi lediglich “innen” oder “nach innen gerichtet”. Es kann einem also durchaus eiwendi woam sein, da bin ich ganz beim Konstantin Wecker. Wenn jedoch jemand eiwendi IST, geht das über diese simple Bedeutung weit hinaus. Es ist dann eine Art von dankbarer Traurigkeit die mit leiser Hoffnung in die Zukunft blickt. Zu Weihnachten sind vor allem am 24. unterm Christbaum viele Menschen – zurecht – eiwendi. Manchen is auch woam. Das kommt dann von der Klimaerwärmung.

Die Portugiesen behaupten übrigens, dass kein Nicht-Portugiese ihren Weltschmerz namens “Saudade” begreift. Ich behaupte, dass kein Nicht-Innviertler jemals wirklich verstehen kann, was eiwendi  in Echt bedeutet. Auch nicht nach der Hochzeit. Wo ma’s eigentlich nedig het…

No.3: Des heds net braucht

Des heds net braucht bzw. Het des net sei miassn bzw. Hetat obawirkli net sei miassn (da gibt’s ein paar Varianten) heißt so viel wie “das wäre nicht notwendig gewesen” und ist die Innviertler Art sich für ein Geschenk zu bedanken, indem es unterstellt, dass der Wert oder der Aufwand des Geschenkes die eigenen kühnsten Erwartungen enorm übertrifft und man es eigentlich nicht wert ist zu erhalten. Es KANN, und das ist bei uns gfeanzten Sprachgiganten durchaus die wahrscheinlichere Version, aber auch als Showprogramm interpretiert werden und eigentlich etwas anderes bedeuten. Und zwar entweder 1) was, mehr bin ich dir nicht wert und ich hab dir sowas teures gekauft? oder aber 2) Das ist aber nicht Dein Ernst, was soll ich denn bitte damit?

Wie es also wirklich gemeint ist, bleibt somit – wie so oft bei uns im Innviertel – zwischen den Zeilen verborgen. Außer die sprechende Person ist grad eiwendi. Dann meint sie es sicher so, wie sie es sagt.

No.4: Hod leicht sei meng

Hod leicht sei meng ist eine typische, wenn nicht sogar die einzig überhaupt mögliche Antwort auf einen Dank für ein Geschenk, eine gute Tat und besonders auf die Sätze Des heds net braucht bzw. Het des net sei miassn bzw. Hetat obawirkli net sei miassn.

Und das nicht nur zu Weihnachten. Man spielt damit das eigene (natürlich fast übermenschliche) Engagement für eine Tat oder ein Geschenk extrem herunter. Betont es aber gleichzeitig damit. Wir sind halt nicht nur bescheiden, wir Innviertler, sondern auch besonders ausgefuchst. Oder wollen einfach nicht zu viel emotionales Beteiligung demonstrieren. Wer weiß das schon so genau.

No.5: D’Mettnwiascht

Welch neumodische Unart hat sich in den letzten Jahren eingeschlichen, Forellen, Fondue, von mir aus auch a Gansl wird da nach der Bescherung in den Innviertler Haushalten aufgetischt. Und somit wird neben dem eh schon enormen Zeitaufwand für Christbaum aufputzen, Geschenke einpacken und zammräumen auch noch wertvolle Familienzeit mit Kochen und nachher – umsoschlimmer – Abwaschen verschwendet. Getreu dem Spruch “Stundenlang steht ma in da Küch und dann…”

Dabei gibt es nicht umsonst die gute alte Tradition der Mettnwirscht: Große dicke soeineart Weißwürste, die in der Pfanne gebraten und mit Sauerkraut serviert werden. Geht schnell, braucht net vü Gschirr und des ko sogor da Papa. An Guadn!

No.6: D’Neijoasoblosa

D’Neijoasoblosa tauchen irgendwann zwischen Stefaaani und Neujahr auf und trinken, da sie vo da Musi sind, Schnaps und kriegen Geld von dir. Aber man muss schon auch mittrinken. In der Regel ist ihr Erscheinen zwischen 09:00 und 21:00*) zu erwarten. Je nach Uhrzeit ist der musikalische Genuss mehr oder weniger gewöhnungsbedürftig, durch den hohen Blechblasanteil einer Blasmusik hört man sie aber dankenswerterweise schon von der Ferne und kann sich geistig schon drauf einstimmen, und gegebenenfalls ja schon mal einen Schnaps vortrinken. Wias hoit spuin.

*) De Meinigen Neijoasoblosa standen allerdings mal um ½ 12 Uhr nachts vor meiner Tür – beim Nachbarn hats mit der Jausn a wengal läger gedauert – und konnten allesamt trotz ihres “leichten Damenspitzes” immer noch Humtadaaaa machen. Selbstverständlich, war ich um die Uhrzeit schon im Pyjama. Selbstverständlich haben sie einen Schnaps getrunken. “Aber nur wenn du mittrinkst” Na gut. Hicks. Sie sind dann zum nächsten Bauern weiter gezogen. Und ich ins Bett gewackelt. Humtadaaaa.

No.7: Es Megts e a Schnabsl

Der Innviertler fragt Dich nicht, ob Du einen Schnaps magst. Er geht davon aus. So stellt er anstatt zu fragen “Trinkt ihr einen Schnaps” wie selbstverständlich fest: “Goi, es megts eh a Schnabsal”.

Man kann übrigens davon ausgehen, dass die Neujahrsanblaser in der Regel nicht nein sagen werden, “aber nur wenn du einen mittrinkst”. Die Heiligen Drei Könige sollte man übrigens eher nicht fragen, sonst hat ma de schlechte Nochred weil die dann doch eher Kinder sind und das Schnabbsln im Innviertel schon auch irgendwie moralische Grenzen hat.

No.8: Deheilindreikeni

Deheilindreikeni sind immer vier (fällt das eigentlich niemandem auf?) und erscheinen irgendwann nach den Neijoasoblosan aber ausschließlich untertags.  Sie trinken in der Regel keinen Schnaps (weil sie in der Regel nämlich Kinder sind) und wollen Geld von Dir. Bis auf de Meinigen einmal. Die waren deutlich über 18. Gut, Schnaps haben auch die keinen getrunken, aber dem Bier waren sie nicht abgeneigt. Ja, das war auch recht seltsam (aber sehr lustig!)– mit den Heiligen 3 Königen in der Stum zu sitzen und ein Bier zu trinken.

Deheilindreikeni
Symbolfoto erwachsene heilige drei Könige mit Mosauerin

No.9: D’Innviertler Maschkerer

Als besondere Innviertler Eigenheit gelten die D’Innviertler Maschkerer – ein Brauch der von den Zechen betrieben wurde und somit – mit dem Rückgang der Zechen – in vielen Gegenden des Innviertels vollkommen verschwunden ist.

Mir ist lediglich aus da Schmoin bekannt, dass hier immer noch die beiden (!) Zechen die Maschkerer Tradition hochhalten und in der letzten Rauhnacht im Jänner als Rauchfangkehrer, Teufel, Kasperl, Musikanten, Jäger, alte Weiber etc. um die Häuser ziehen.

Innviertler Maschkerer Zeche Michlbach Mosauerin
Innviertler Maschkerer – Foto der Zeche Michlbach 1969

Und, welche Innviertler Ausdrücke hab ich heute vergessen? Sagt’s mir’s bestimmt, goi?

Ich wünsch Euch und Eurer gesamten Innviertler und der bemitleidenswerten Nicht-Innviertler Verwandtschaft auf jeden Fall jetzt schon mal bsundas scheene Weihnochtn, a braves Christkindl und a ruhige Zeit – und wenn Eich fad wird, es gabat bei da Mosauerin ein oder zwei andere Blogartikel de’s donn ah nu lesn kanntats wonns eich am Senkl gengan 😉

Aber keine Angst, wir lesen uns bestimmt eh nuamoi vor Weihnachten.

4 Kommentare zu „Die 9 wichtigsten Innviertler Vokabeln rund um Weihnachten & Neujahr

  1. Ich dachte immer, dass die Bayern auch so gerne Weisswürste essen … jetzt bin ich sichtlich verwirrt … 😉 … bei uns zuhause gab es übrigens Wienerwürstchen und kartoffelsalat am Heiligabend.

    Vielen Dank für den Sprachunterricht, liebe Mosauerin! Ich wünsche euch eine frohes Fest und einen guten Rutsch in das neue Jahr!

  2. D‘Mettnwiascht 🤣! Da muss ich so lachen! Mein Mann (aus Bayern) hat mir nicht geglaubt, dass wir daheim an Heiligabend gebratene Weißwürste mit Sauerkraut essen. Er bekam ein Beweisfoto als SMS und fand das recht eklig 😂.

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