Zwergenwuchs und Gigantismus

Der Trend geht zum Extrem. Teacup-Chihuahuas und Riesenbernhardiner... Immer größere, immer schwerere Show-Labbis... wo ist der schlanke, flinke, mittelgroße Labrador von früher geblieben? Der Boxer, der Dalmatiner - heute laufen einem da große, kräftige Hunde über den Weg, die ich früher als schlank und eher mittelgroß kannte. Und was ist aus dem Dackel geworden - heute sind viele Dackel so winzig und so kurzbeinig, dass sie kaum noch etwas gemeinsam haben mit dem Hund meiner Kindheit.

https://dogbehaviorscience.wordpress.com/2012/09/29/100-years-of-breed-improvement/
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Großpudel, die aus dem Maß gewachsen sind, also über den 60 cm Obergrenze (+2 cm Toleranz), sind nicht selten. Einen Großpudel um die 50 cm (bei 45 cm verläuft die Grenze zum Kleinpudel) findet man nur schwer - ebenso wie einen Kleinpudel, der über 35 cm hat.

Daher bin ich ja beim Mittelpudel gelandet. Mittelgroß: das heisst für mich 40-50 cm, kniehoch. Blacky ist natürlich prompt "zu groß" geworden - 53 cm, macht das aber durch seine schlanke Linie wieder wett. Der Hund besteht ja quasi nur aus Beinen, wirkt also nicht so groß, wie er ist.

Warum bei so vielen Rassen zum Extrem hin gezüchtet wird, verstehe ich überhaupt nicht.  Die allermeisten Leute bevorzugen ja die mittlere Größe. Aus gutem Grund.

Ein Hund, der auf den Schoß, im Bus unter den Sitz, im Auto in den Fußraum passt. Den man eine Treppe hochtragen oder alleine auf den Tierarzttisch heben kann. Der im Bett schlafen kann, ohne dass es eng wird. Wegen dem man kein neues Auto kaufen muss, wenn man neben dem Hund auch noch den Wochenendeinkauf transportieren möchte. Kleinere Hunde sind großen, schweren Vertretern in punkto Ausdauer, Hitzetoleranz und auch Langlebigkeit meistens überlegen.

Aber eben auch kein Kleinhund, der übersehen wird, mit dem man oft von anderen Hundehaltern nicht ernst genommen wird. Der einfach vom nächsten Tutnix plattgewalzt wird. Ich liebe kleine Hunde - aber ich weiß nicht, ob ich selbst entspannt genug geblieben wäre, den Kleinen nicht zum hysterischen Angstkläffer zu machen.

Der Trend zum Extrem in der Hundezucht, auch bei der Größe - ich finde es nicht nur generell bedenklich, was die Gesundheit der Hunde angeht, sondern auch einfach dumm. Warum züchten so viele wissentlich und absichtlich an den Wünschen und Bedürfnissen der zukünftigen Halter vorbei? Ohne Käufer kann auch keine Zucht fortbestehen. Egal, wie toll die Noten auf der Ausstellung sind.


2 Kommentare:

  1. Finde ich auch furchtbar. Nur ganz ehrlich, ist es nicht wie mit dem billigen Hähnchenfleisch? Das gibt es , weil die Leute es wollen. Irgendwo auf dieser Welt gibt es Menschen, denen Teacups gefallen, die auf Rennmaus-Größe geschrumpft sind.
    Ich denke, der Mensch neigt einfach gern zu Extremen. Es ist scheinbar der einzige Weg sich in einer Welt abzuheben, in der man leicht übersehen wird :( LG von Corrie und Caro

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  2. Die bullige Optik ist leider ziemlich beliebt, und wird von vielen stolzen Haltern noch durch gezieltes Überfüttern unterstützt.
    Labradorrüden sehen mittlerweile oft geradezu doggenhaft aus.
    Teilweise hängt dieser Trend vermutlich damit zusammen, dass schwere dicke Tiere so schön unbeweglich sind, dass sie ihre Halter nicht mehr überfordern..
    Auch bei anderen Tierarten ist das leider gern gesehen: Große plumpe Standardwellensittiche,anderthalb-kg Meerschweinchenbrummer...
    Die Kaninchenrasse Englische Widder sieht auf alten Fotos so aus wie die Hasen aus dem Kinderbuch "Weißt du eigentlich wie lieb ich dich hab? " und hat nun durch Zucht auf breite,schwere Form diesen Charme leider verloren.

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Danke! Ich werde den Kommentar so bald wie möglich lesen und freischalten.