Roadtrip Spanien: Salamanca, Segovia

Roadtrip Spanien Kastilien: Salamanca und Segovia

(Update 2021) Das Herz Spaniens schlägt nicht, wie viele glauben mögen, auf Teneriffa oder sogar auf Mallorca. Es sind auch nicht die Strände der Costa Brava wo die alte spanische Seele zu finden ist, glaube ich. Das Herz Spaniens schlägt in Kastilien. Hier ist das Land weit entfernt von der urbanen Moderne Madrids oder Barcelonas. Hier spielen keine großen Fußballklubs, hier gibt es keine hippen Veganrestaurants oder Kaffee Latte mit Soya. Hier stehen uralte Städte, hier ist Spanien noch so, wie ich es aus meiner Kindheit kenne. Hier riechen die Hauseingänge der Stadtvillen noch nach Zigarren und Putzmittel, hier wird die Straße feucht gewedelt, und mittags schließen alle Läden.

Von Avila kommend ist es nur ein Katzensprung in das wunderbare Salamanca. 100 Kilometer geht es über die fast schon gespenstisch leere Autobahn durch das sonnengebleichte Kastilien in die alte Stadt.

Salamanca ist so etwas wie ein historisches Gesamtkunstwerk, ein Themenpark für Geschichtsfreaks. Aber für ein Disneyland des 16 Jahrhunderts viel zu schön. Und zu echt!

Salamanca ist mit knapp 150.000 Einwohnern, Studenten nicht miteingerechnet, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und Teil der Region Kastilien-Leon. Die Altstadt ist seit 1988 Teil des UNESCO Welterbes.

Monumente über Monumente, an jeder Ecke Geschichte die einen anspringt wie ein Leopard der durch die Sahara gewandert ist.

Eine bombastisch erhaltene Altstadt, allerdings auch mit bombastischen Heerscharen von Touristen. Im Gegensatz zum – mindestens wenn nicht genauso großartigen – aber viel kleineren und weniger überlaufenen Toledo, ist Salamanca für die meisten Besucher also deutlich attraktiver.

Kastilien-Leon hat ungefähr die Dimension von 341km (Nord-Süd Ausdehnung) x 393km (West-Ost) und ist mit 94.223 km² Fläche sogar etwas größer als Portugal. Zu dieser Region gehören ebenfalls Avila, Burgos, Segovia und Valladolid.

Roadtrip Spanien Salamanca
Roadtrip Spanien: Altstadt von Salamanca mit Kirche und dem Muschelhaus.

In der Altstadt von Salamanca

Salamanca ist Heimat eine der ältesten Universitäten Europas (1218 gegründet), hier weilte Kolumbus 1490 und musste sich vor einer Versammlung von Gelehrten über seine Pläne der Fahrt nach Asien, westwärts herum, rechtfertigen.

Er rechnete die wahrscheinliche Länge der Reise der versammelten Professorenschar vor (alles falsch), die Herren lehnten ab (an sich korrekt), der Rest ist Geschichte.

Der große Navigator fuhr dennoch los, entdeckte natürlich nicht den Seeweg nach Asien sondern landete in Amerika. Was er bis zu seinem Tod auch nicht begreifen konnte oder wollte.

Aber ich schweife ab! Das war in Salamanca vor mehr als 500 Jahren. Aber schön, es sich vorzustellen.

Im Heute und Jetzt bleibt festzuhalten: Die Stadt ist angenehm, freundlich, offen, schon wenn man ankommt. Salamanca ist ordentlich antik, klassisch spanisch, und trumpft auf mit einer landestypischen Geruchsmischung, die ich liebe:

Der Duft nach Putzmittel, mit welchem der Gehweg desinfisziert wird. Und eine Ecke weiter riecht es auch nach Churros, diesem leckeren Gebäck, welches in großen Kesseln siedenden Backfetts fritiert wird. Dazwischen alte Männer, Zigarren rauchend. Ohne verhaftet zu werden.

Ach Spanien, in manchen Dingen bist du ein neues Land, in manchen, zum Glück gar nicht!

Orientierung in Salamanca ist einfach, immer den Massen von Leuten nach. Die strömen alle auf den angeblich schönsten Platz Europas, die Plaza Mayor im Herzen der Altstadt.

Kann man drüber diskutieren, aber es ist tatsächlich ein großartiger Platz, zum Flanieren, zum Sitzen und Schauen und Kaffee trinken und Nichtstun. Oder Kaltgetränke. Oder Longdrinks. Je nachdem!

Tatsächlich ist die Plaza von Salamanca nur noch mit der Plaza Mayor von Madrid zu vergleichen, im Stil sind sie sich sehr ähnlich.

Roadtrip Spanien Salamanca
Plaza Mayor Salamanca, mit zuviel Licht!

Parken kann man in Salamancas Innenstadt einem der vielen Parkhäuser und Tiefgaragen am Rande der Altstadt, und sich dann in das Gewimmel begeben. Die Tagestouristen, welche ich in Avila und Toledo vermisst habe, hier sind sie alle!

Plus die Studierenden der Uni, plus die Leute, welche in einer der zahlreichen Sprachschulen in Salamanca endlich Spanisch lernen wollen. Ein toller Ort dafür, das ist allerdings wahr! Das Angebot an Sprachschulen ist groß, und die Stadt ist von Madrid aus wirklich leicht zur erreichen. Für Studenten ist Salamanca tatsächlich eine der schönsten Optionen in ganz Europa, denke ich.

Die schönsten Roadtrips Spaniens: Lies hier die Top 5 – Mallorca, Kastilien, Katalonien und Costa Verde.

Roadtrip Spanien Salamanca
Einsame Wartende vor der Kathedrale von Salamanca

Wer hier keine passendes Souvenir findet, dem ist nicht mehr zu helfen! Das komplette Sortiment der chinesischen Souvenirproduktion ist hier zu erstehen!

Ansonsten bietet Salamanca, da es tatsächlich etwas größer als die Städtchen Toledo und Avila ist, mehr an Restaurants und Kneipen und Cafés, so dass auch Vegetarier bessere Optionen vorfinden als Pommes mit Sauce.

An Unterkünften findet man tatsächlich eine sehr gute Auswahl, nicht nur für Studenten. Auch für notorische Flashpacker wie nicht ist die Auswahl an netten Herbergen sehr gut!

 

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Es gibt eine tolle Auswahl an Hotels in Salamanca, schicke Boutiquehotels in alten Häusern, da ist auch für die Designfreunde etwas dabei. Die Entfernung von Salamanca nach Madrid beträgt 200 km, vielleicht etwas viel für einen Tagesausflug, aber kein Ding für einen Roadtrip. Bahn und Busverbindungen nach Madrid sind ebenfalls reichlich vorhanden.

  • Meine Empfehlung bzw. der Hoteltipp Salamanca: Room Mate Vega. Klasse Laden. 100m von der Plaza Mayor entfernt.
In den alten Straßen Salamancas
Altstadt von Salamanca Spanien

Roadtrip Segovia: Aquädukt, Altstadt und Alcazar

Ein idealer Roadtrip ist wie das Leben: Irgendwie und auch grundsätzlich widersprüchlich. Und es geht immer weiter, dennoch, trotdzem, oder gerade weil.

Denn: Ich finde den Roadtrip besser, je weniger ich fahren muss. Je weniger ich Pausen machen muss. Je weniger ich darüber nachdenken muss, wie es weitergeht. Hauptsache, es geht weiter. Und genauso verlief der Spanien Roadtrip. Extrem entspannt. Weil: wenig zu fahren! Immer ein Ziel im Blick. Und alles, bei der wunderbaren touristischen Infrastruktur des Landes, entspannt. Genau wie es sein soll, es aber in den wenigsten Fällen tatsächlich ist.

So gelingt dein Spanien Roadtrip wirklich

Ob ein Roadtrip entspannt wird oder zur Arbeit ausartet, liegt zu einem grossen Teil an der Planung der Route und den Teilstrecken. Die Route des planetenreiter Roadtrip Spanien war einfach zu erstellen, denn alle für mich interessanten Ziele (mittelalterliche Städte im Umkreis von Madrid, wenn möglich UNESCO Welterbe) liegen im Umkreis der spanischen Hauptstadt. Man muss sich nur entscheiden, ob man links oder rechts herum diese Kreisbahn abfährt. So ergab sich also meine Route Madrid El Escorial Toledo – Avila – Salamanca und Segovia zum Abschluss wie von ganz alleine, und mit Teilstrecken von nie mehr als 200 km.

Ein idealer Roadtrip ist wie das Leben: Irgendwie und auch grundsätzlich widersprüchlich. Und es geht immer weiter, dennoch, trotdzem, oder gerade weil.

Dass eine Region wie Kastilien La Mancha bzw. Kastilien Leon bzw. die Communidad Madrid so viele tolle Welterben auf einem so überschaubaren Areal anbieten kann, ist schlichtweg grossartig. Ich wüsste kaum eine andere Region in Europa, die ähnliches zu bieten hätte. Und das beste daran: Es sind bei weitem noch nicht alle Welterben, welche ich um Madrid herum besucht habe! Alcala de Henares und Cuenca, beides Orte in der Nähe Madrids, stehen ebenfalls auf der Liste der UNESCO.

Von Salamanca geht es also in das nur ca. 160 km entfernte Segovia über Autobahnen ohne Baustellen, Staus, LKW Kolonnen und teilweise sogar ohne andere Verkehrsteilnehmer.

Segovia, Kastilien: Altstadt, Aquädukt, Alcazar

In Segovia finden wir unser Hotel nach etwas suchen, das Navi kannte die Adresse nicht. Das war so etwas wie früher, als man ohne Navi, Handy und Notebook verreiste und nur eine maue Beschreibung im Lonely Planet hatte: „Vom Bahnhof die erste Strasse aus rechts, immer am Aquädukt entlang“

Der römische Aquädukt von Segovia

Aquädukt?

Genau. Der Aquädukt ist nämlich Segovias bekanntestes Wahrzeichen und Sehenswürdigkeit. Ein ca. 700 Meter langes Überbleibsel der Römer, welches ein Tal überspannt, an dessen Hängen nun die Häuser Segovias stehen. Laut Wikipedia war dieses Bauwerk sogar bis 1974 in Betrieb.

Wirklich toll, die alte Wasserleitung, und an ihrer höchsten Stelle beeindruckende 29 Meter hoch.

In Deutschland gibt es ein solches Monument nicht, in Spanien stehen noch zwei andere römische Aquädukte, eines in der Gegend von Merida, Extremadura, eines in Katalonien.

Der bekannteste Aquädukt in Europa ist wahrscheinlich die Pont du Gard in der Nähe von Nimes in Frankreich. Aber zurück nach Segovia.

Hier führt die römische Wasserleitung in die Altstadt Segovias, welche einerseits gänzlich anders, und andererseits gänzlich eins ist mit den Altstädten von Toledo und Avila.

Sehr gut erhalten und gepflegt, ausgeschildert und lebendig. Mittelalter, frühe Neuzeit, 19. Jahrhundert, teilweise ein toller Stilmix in den alten Gassen, wo sich auch überall moderne Geschäfte der üblichen Ketten, Optiker, Souvenirläden, Supermärkte, Cafés und Eisdielen befinden.

Das macht die Altstadt von Segovia zu einer Art Shoppingmeile in historisierendem Gewand. Die Massen an Touristen sorgen dann dafür, dass ich mir zuweilen vorkam wie in Rüdesheim in der Drosselgasse (wirklich!). Klingt jetzt schlimmer, als es war, und ich habe auch gar nichts gegen Rüdesheim!

Neben Aquädukt und Altstadt befindet sich am nordwestlichen Ende der Altstadt das dritte bekannte Wahrzeichen Segovias, der Alcazar, eine klotzige Trutzburg auf hohen Mauern aus dem 11. Jahrhundert. Altstadt und die römische Wasserleitung sind UNESCO Welterbe seit 1985.

Sehr malerisch und pittoresk auf einer Felsenspitze über dem Tal platziert, angeblich ein Vorbild für das Schloss in Disneyland. Von hier gibt es einen tollen Panoramablick zurück in Richtung Kathedrale, welcher sich für Fotografen sehr lohnt.

Die vielen Besucher in Segovia erkläre ich mir mit der Nähe zu Madrid (90 km), mir aber rätselhaft, wieso dann Avila und Toledo so viel leerer gewesen sind.

Segovia ist recht klein und überschaubar, hat nicht mehr als 51.000 Einwohner, und ist Verwaltungssitz der gleichnamigen Provinz Segovia in Kastilien-Leon. In dieser Gegend wird seit mehr als 1000 vor der Zeitenwende gesiedelt! Zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert war der Ort Hauptstadt Kastiliens, hier wurde 1474 Isabella, die gleiche welche Kolumbus nach Amerika entsandte, zur kastilischen Königin gekrönt.

Essen gehen in Segovia

In Segovia dann auch wieder der ewiggrüne Klassiker der spanischen Küche, das vegetarische Sandwich mit Thunfisch drauf. Für die Vegetarier unter uns: Thunfisch heisst auf Spanisch „bonito“, das Sandwich ist ein „sandwich vegetal“. Also vorher fragen, ob mit oder ohne Fisch. Ein echtes spanisches Sandwich ist übrigens ein „bocadillo“, und das gibt es mit Käse, und ohne Fisch. Und mit besserem Brot, ist also zumeist die bessere Option.

Es gibt eine Unmenge an Cafés, Restaurants und Bars in der Altstadt und der abzweigenden Fussgängerzone unterhalb des Aqädukts, sowie entlang des römischen Monuments. Sogar mit vegetarischen Optionen, man glaubt es kaum!

Welches Welterbe ist das Schönste in Kastilien?

Ich unterlasse jegliche Bewertung oder Vergleich der drei klassischen alten Städte Kastiliens (Toledo, Avila, Segovia) im Umland von Madrid – schaut sie euch an, sie sind alle drei mehr als bemerkenswert und definitiv eine Reise wert. Ich habe einen klaren Favoriten, aber den behalte ich für mich!

Alle drei bemerkenswerten Städtchen lassen sich sehr einfach in einem lohnenswerten Roadtrip einbinden, lediglich Salamanca ist etwas abseits gelegen. Der Roadtrip lässt sich auch in vielleicht nur vier Tagen erfahren, für eilige Menschen also passend.

Oder man erweitert die Route noch um Cuenca, oder einen Abstecher in die Extremadura. Oder macht einen Oneway Roadtrip draus, mit Abgabe des Fahrzeugs in Valencia oder Sevilla. Zudem ist natürlich die alte kastilische Stadt Valladolid nicht weit entfernt, ebenso Leon, Tordesillas  und das malerische Zamora.

Optionen für einen tollen Spanien Roadtrip gibt es also in Hülle und Fülle, und Spanien ist das Land, welches mit sagenhaften 45 UNESCO Welterbestätten und einer absolut Weltklasse Infrastruktur auch wahnsinnig viel zu bieten hat.

Reisetipps Spanien Reiseblog: Salamanca und Segovia in Kastilien-Leon

Anreise: Von Madrid mit dem Auto über gute Straßen, braucht man ca. 2-3 Stunden. Nach Madrid am besten mit dem Flieger oder dem berühmten Nachtzug ab Paris. Zugverbindungen mit der spanischen Bahn Renfe ab Madrid.

Roadtrip Optionen: Toledo und Avila sind nicht weit entfernt. Segovia im Norden von Madrid ebenfalls nicht. Salamanca liegt ca. 200km von Madrid entfernt.

Feria Salamanca: Jedes Jahr Anfang September. Da ist aber sowas von richtig Party in der alten Stadt!

dc
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