Wissenschaftliches Arbeiten lehren – wann am besten?

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Sich in solchen alten Bibliotheken zurechtzufinden, wird heute nicht mehr verlangt, aber für wissenschaftliches Arbeiten muss man unterschiedliche Bereiche zusammenbringen können. Foto: Maria Meurer
Sich in solchen alten Bibliotheken zurechtzufinden, wird heute nicht mehr verlangt, aber für wissenschaftliches Arbeiten muss man unterschiedliche Bereiche zusammenbringen können. Foto: Maria Meurer

Ist es sinnvoll, wissenschaftliches Arbeiten – besonders in Hinblick auf die Erstellung von Haus- und Seminararbeiten – bereits im ersten Semester vermitteln zu wollen? Meine Antwort: Kommt drauf an …

Wenn im Laufe des Studiums mehrere Haus- und Seminararbeiten anstehen, die Prüfung des Inhalts eines solchen Seminars möglichst auch schon als Hausarbeit gestaltet werden kann, dann bitte gerne ja.

Wenn aber die Prüfungen während des Studiums vor allem in Klausuren bestehen, Haus- oder Seminararbeiten erst zur Hälfte der sechs Semester eingeführt werden, sollte auch das Thema wissenschaftliches Arbeiten erst in zeitlicher Nähe dazu vermittelt werden.

Wie ich zu der Behauptung komme?
Wissenschaftliches Arbeiten erlernt man, ähnlich wie effizientes Recherchieren, nur durch Tun. Deshalb haben ja meine Recherche-Seminare so einen hohen Praxisanteil. Es mag für Menschen mit abgeschlossenem Hochschulstudium selbstverständlich sein, die Kriterien und Methoden präsent zu haben, die wissenschaftliches Arbeiten kennzeichnen. Aber das ist zu Beginn eines Studiums nicht zu erwarten. Auch bei mir war das im ersten Semester noch völlig unbekanntes Terrain. Kurse zum Thema gab es vor mehr als 25 Jahren an der Kölner Uni nicht (oder ich habe sie nicht wahrgenommen 😉 ). Für jede Veranstaltung, in der eine Hausarbeit gefordert war, war ich auf Angaben der Dozierenden angewiesen – es war ein Trial-and-Error-Verfahren, zeitaufwendig und im Grunde ineffizient; bis auf die Tatsache, dass mir die grundlegenden Methoden wissenschaftlichen Arbeitens mit der Zeit in Fleisch und Blut übergegangen sind.

Diesen Zeitaufwand können – oder wollen? – Studierende der Bachelor-Studiengänge nicht mehr treiben, deshalb wird wissenschaftliches Arbeiten in Kursen unterrichtet. Sehr sinnvoll – wenn es zum Studienverlauf passt. Am besten wäre es, wenn die unterschiedlichen Aspekte – Literaturrecherche, Aufbau/Gliederung, angemessene Sprache, Belege/Zitieren, Zeitmanagement – kontinuierlich gelehrt würden, idealerweise abgestimmt auf den Studienverlauf. Gibt es sicher auch – oder? Rückmeldungen nehme ich gern entgegen.

2 Antworten

  1. Dr. Andrea Klein

    Liebe Frau Baller,

    ja, das gibt es, dass das kontinuierlich gelehrt wird. Die Dualen Hochschulen und Berufsakademien sind nach meinem Kenntnisstand darin sehr gut. Ich bin selbst an der Erstellung und Umsetzung solcher Konzepte beteiligt. Schreiben Sie mich gern an, wenn Sie mehr wissen möchten.

    Ansonsten lasse ich noch den Link zu einem thematisch verwandten Artikel da, den ich vor gut zwei Jahren veröffentlicht habe. Darin geht es nicht um das „Wann“, sondern um das „Ob“:

    http://www.wissenschaftliches-arbeiten-lehren.de/unterrichten-wir-zu-viel-wissenschaftliches-arbeiten/

    Schöne Grüße
    Andrea Klein

    • Heike Baller

      Liebe Frau Klein,

      vielen Dank für Ihre Hinweise. Und für Ihr angebot, Sie direkt anzusprechen. Bisher habe ich erst einmal ein Seminar zu wissenschaftlichem Arbeiten gemacht, sonst sind ja Recherche und Literaturrecherche mein Thema.
      Das „Ob“ stelle ich selber überhaupt icht in Frage – ich halte es für wichtig, genau aus den in Ihrem Beitrag angegebenen Gründen.

      Herzliche Grüße
      Heike Baller

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