Routenverlauf der Reise

Freitag, 16. Februar 2018

Geschüttelt, wir sind gerührt

Ausnahmsweise hatten wir uns für Neuseeland etwas vorbereitet, da wir uns entscheiden mussten, ob wir auf der Nord- oder auf der Südinsel anfangen wollten. Die Meinungen, welche der Inseln schöner ist, waren komplett unterschiedlich. Eindeutig war aber, dass die Natur der Südinsel etwas rauer und die Menschen rarer gesät wären, die wenigen die dort unten leben seien alle ziemlich verrückt. Auf der Nordinsel hingegen hätte man mehr Kultur, aber auch gezähmtere Naturgewalten. Aufgrund des Wetters und der Jahreszeit entschieden wir uns mit der Südinsel anzufangen. So landeten wir in Christchurch. Dort hieß es erstmal sämtliche Essensreste wie Bananen, Brötchen und Wasserflaschen in den Mülleimer zu werfen, denn in Neuseeland herrscht große Angst, dass sich irgendetwas über die Lebensmittel einzuschleicht, was der fragilen und einzigartigen Natur schaden könnte. Neuseeland war die längste Zeit abgeschieden und fern jeglichen menschlichen Einflusses.  Dies bescherte uns eine lange Schlange vor dem Zollschalter und es dauerte ewig, bis wir endlich zu unseren Rucksäcken kamen. Mit dem öffentlichen Bus fuhren wir in Richtung Innenstadt und hatten selten zuvor eine so zuvorkommende und gutgelaunte Mitte 60 jährige Busfahrerin erlebt. Das Land schien verheißungsvoll und von kauzigen Menschen war erstmal keine Spur. Unser Hotelzimmer war zweckmäßig, aber sehr zentral, wenn man in Christchurch von zentral sprechen kann.  Die Stadt wirkte auf uns ziemlich leergefegt und vom Erdbeben stark gebeutelt. Überall waren leere Flächen oder es wurde gebaut und es fanden sich in der jeder Ecke Spuren des heftigen Erdbebens von vor einigen Jahren. Das Herzstück der Stadt, die Kathedrale, lag immer noch in Trümmern und es wirkte als wäre das Erdbeben erst gestern gewesen. Das zweite,  was uns ziemlich schockierte, war die relative Kälte. Der Unterschied von 35° in Australien zu trockenen 21° in Christchurch fühlte sich an wie Herbst.
Wie auch in Australien waren die Preise gesalzen, allerdings war der Wechselkurs besser und so alles etwas günstiger. Wir hatten mal wieder Sehnsucht nach asiatischer Küche und entschieden uns für einen günstigen chinesischen Schnellimbiss zum Abendessen. Emmalie durfte zur Belohnung für die problemlose Reise im Flugzeug mal wieder in Peppa Pig's Welt eintauchen und konnte dann aber gar nicht verstehen, dass es langsam Zeit zum Schlafen wurde. Wie im Sommer zu Hause in Deutschland wurde es auch hier erst gegen 22:30 Uhr dunkel, was unsere Argumentation nochmals schwächte. Es war halt noch taghell. Wir erlebten den bisher schlimmsten Tobsuchtsanfall der jüngeren Geschichte und Emmalie weigerte sich, das Tablet aus der Hand zu geben. Sie rannte damit quer durch das zum Glück recht leere Lokal und verkroch sich unter einem Stuhl. Erst als wir die schreiende Emmalie unter dem Stuhl zurück ließen und zur Tür hinaus gingen, kam sie uns kreischend hinterher geflitzt. Die Konsequenz daraus waren ein mehrtägiges Tablet- und Eisverbot, was sie Gott sei Dank wieder auf den Boden der Tatsachen brachte. Der nächste Tag bescherte uns strahlend blauen Himmel und wir schlenderten durch die Stadt zum städtischen Museum. Hier konnte man einen ganz guten ersten Eindruck vom Land gewinnen und spätestens der Besuch im Muschelhaus bestätigte die Verschrobenheit der Kiwis. Ein älteres Ehepaar hatte es in seinen vielen Ehejahren geschafft, Tausende von Paua Muscheln zu sammeln und diese dekorativ in jedem Winkel ihres Hauses zu verlegen. Nach dem Tod des Ehepaars wurde das Haus abgebaut und in dem Museum originalgetreu wieder aufgebaut. Einen Film über die beiden lies uns in ihrer etwas seltsam wirkenden Welt eintauchen. Auch sonst war das Museum sehr kindgerecht und es gab viel zu entdecken. Anschließend streiften wir durch den benachbarten botanischen Garten der mit riesigen Bäumen aufwartet und für Emmchen einen schönen Spielplatz parat hielt. Leider hatten wir die Badesachen vergessen und der Wasserspielplatz musste ohne uns auskommen. Auf dem Rückweg zum Ausgang entdeckten wir ein Open-Air-Konzert ähnlich wie die Sommerkonzerte im Palmengarten, nur kostenlos. Halb Christchurch hatte sein Picknick Stühlchen und seine Wein Pulle dabei. Die Musik war etwas gewöhnungsbedürftig und deshalb lauschten wir nur ein paar Lieder und gingen dann wieder Richtung Unterkunft. Für Emmchen folgte jetzt der Höhepunkt, denn um die Ecke befand sich der größte Spielplatz der gesamten Südhalbkugel. Generell sind wir in Neuseeland für alle fehlenden Spielplätze Asiens mehr als entschädigt worden und man findet hier wirklich in jedem kleinsten Kaff einen  neuen und modernen Spielplatz vor. Dieser war etwas ganz Besonderes inklusive Wasserspielplatz und wir hielten uns den restlichen Nachmittag dort auf. Abends ging es trotz Scham und Schande für einen neuen Versuch wieder in den China-Imbiss ums Eck, diesmal allerdings ohne technischen Firlefanz. Am nächsten Morgen holte uns Susan von unserer Campervan Vermietung ab und brachte uns zu sich nach Hause. Dort wurden wir eingewiesen in die Türken und Finessen unseres neuen zu Hauses auf Rädern für die nächsten 17 Tage. Für einen längeren Zeitraum gab es leider keinen geeigneten fahrbaren Untersatz und wir wollten unterwegs noch mal unser Glück bei anderen Firmen versuchen. Am nahegelegen Supermarkt deckten wir uns mit allen nötigen Vorräten ein und wir machten anschließend direkt einige Meter Richtung Süden nach Oamaru. Irgendwie war es schön mal wieder ein bisschen abenteuerlicher unterwegs zu sein als mit dem SUV in Australien. Unsere Camper Karriere hatte begonnen.































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