Wieso schaffen manche Tonerkartuschen mehr Seiten als andere?

Wieso schaffen manche Tonerkartuschen mehr Seiten als andere?

Die alte Tonerkartusche ist leer, an GeldFuerMuell verkauft und die neue bereits im Drucker verbaut. So weit, so gut. Doch nach nur 1.000 Seiten ist plötzlich Schluss mit dem Druckvergnügen und der Ärger groß; schließlich war die originale Tonerkartusche von HP, Epson oder welcher Firma auch immer schweineteuer. Das Versprechen “ca. 2.200 Seiten Tonerreichweite” wurde bei Weitem nicht erreicht. Doch woran liegt das, ist die Angabe des Herstellers tatsächlich falsch oder einfach vollkommen unrealistisch?

{{include_include-magazin}}

Deckungsgrad entscheidet über Tonerreichweite

Egal ob man die Druckerpatronen bei Amazon oder irgendeinem anderen Onlineshop kauft, in den meisten Fällen steht in der Produktbeschreibung ein Satz wie:

Die tatsächliche Reichweite ist abhängig vom Deckungsgrad der gedruckten Seiten basierend auf ISO/IEC 19752

Diese Normung findet bei S/W-Laserdruckern (Monochrom-Laserdrucker) Anwendung. Für Farblaserdrucker gibt es eine andere Norm: die ISO/IEC 19798.

ISO/IEC 19752: Norm für die Messung der Tonerreichweite bei S/W-Laserdrucker

Die ISO/IEC 19752 wurde im Jahr 2004 eingeführt und soll höchstmögliche Transparenz beim Vergleich S/W-Druckern bzw. der dafür verwendeten Tonerkartuschen bieten. Bei der Messung kommt stets das gleiche standardisierte Dokument zum Einsatz, welches einen Deckungsgrad von 5 % aufweist. Das bedeutet: 5 % des Dokuments sind mit Farbe (in diesem Fall Schwarz) bedeckt, der Rest ist weiß. Dies entspricht in etwa einem normalen Geschäftsbrief.

ISO/IEC 19798: Norm für die Messung der Tonerreichweite bei Farblaserdruckern

Für den Reichweitetest gemäß der ISO/IEC 19798 Norm wird ein fünfseitiges Farbdokument (ISO/IEC 24712) verwendet, welches im Übrigen auch für die Reichweitenmessung von Tintenpatronen benutzt wird. Das A4-Dokument hat einen Rand von mindestens 2 Zentimetern an jeder Seite und weist einen Deckungsgrad von 4 % je Farbe auf. Das entspricht durchaus einem Farbdokument, wie man es in der Praxis drucken würde.

Wie wird der Tonerverbrauch angegeben?

Neben der Angabe der Seitenleistung steht bei einigen Produkten auch etwas vom Tonerverbrauch je 1.000 Seiten. Beispiel: 50g Tonerverbrauch je 1.000 Seiten, 15.000 Seiten Kapazität gemäß ISO/IEC 19752 (5 % Seitendeckung), Tonerfüllmenge: 850g Der Gesamtverbrauch bei 15.000 Seiten läge in diesem Beispiel bei 750 g Toner. Dass mehr Tonerpulver in der Kartusche ist als notwendig, liegt daran, dass beim Drucken aus technischen Gründen immer ein wenig überschüssiger Toner an der Fototrommel hängen bleibt. Nach dem Druckvorgang wird dieser von einem Trommelwischer abgestreift und landet im sogenannten Resttonerbehälter. Um den Verbrauch pro 1.000 Seiten zu ermitteln, wird der neue Toner samt Inhalt gewogen. Nach Durchführung des Drucktests gemäß der jeweiligen Norm, wird die Kartusche nochmals gewogen. Aus der nun gemessenen Differenz zum ursprünglichen Gewicht ergibt sich der tatsächliche Tonerverbrauch pro 1.000 Seiten.

Sind die Testkriterien für die Tonerreichweite unrealistisch?

Sie kennen das von der Messung des Spritverbrauchs beim Auto: Die Herstellerangaben entsprechen in den seltensten Fällen dem, was Sie tatsächlich pro 100 km an Benzin oder Diesel verbrauchen. Die Rahmenbedingungen bei den Verbrauchsmessungen sind schlichtweg so weit von der Realität entfernt, dass Sie annähernd gleiche Bedingungen im Alltag niemals vorfinden werden. Bei der Messung der Tonerreichweite sieht das hingegen anders aus: Die Werte entsprechen durchaus dem üblichen Druckverhalten im Privathaushalt oder dem Büro. Sogar die Raumtemperatur muss bei beiden Messungen (ISO/IEC 19752 und ISO/IEC 19798) 23.0º C (± 2º C) betragen. Das entspricht also einer Raumtemperatur, wie sie tatsächlich in den meisten Fällen vorherrscht. Zudem werden die Tests mit mindestens drei gleichen Druckern und jeweils mindestens 3 verschiedenen Tonerkartuschen jeden Typs / jeder Farbe durchgeführt, um eine Abweichung durch Produktionsmängel auszuschließen.

Warum können die tatsächlichen Seitenleistungen der Tonerkartuschen abweichen?

Stöbert man durch die Produktbewertungen von Tonerkartuschen im Internet, liest man immer mal wieder Sätze wie: “Die letzte Kartusche hat 5.000 Seiten gehalten, die aktuelle war nach 4000 Seiten leer. So eine schlechte Kartusche!” Das kann verschiedene Ursachen haben und liegt in der Regel nicht an der Qualität der Kartusche.

Problem Nr.1: zu hohe Seitendeckung

In den meisten Fällen werden die vom Hersteller angegebenen Reichweiten nicht erreicht, weil die Ausdrucke der Kunden im Durchschnitt eine viel höhere Seitendeckung aufweisen. Drucken Sie mit Ihrem Monochrom-Laserdrucker ständig die komplette Seite voll (z.B. Reden, Aufsätze, Noten, etc.), werden Sie logischerweise die angegebene Reichweite nicht schaffen, sondern die Kartusche bereits früher austauschen müssen. Bei Farbtonern gilt das Gleiche: Wenn Sie ständig Fotos oder Grafiken drucken, statt lediglich farbige Firmenlogos und das ein oder andere Diagramm, werden Sie auch in diesem Fall unter der vom Hersteller angegebenen Druckleistung liegen.

Problem Nr. 2: abweichende Norm bei der Herstellerangabe

Manche Hersteller geben in der Produktbeschreibung ihrer Tonerkartuschen die DIN Norm 10561 (ISO Norm 10561, auch “Dr.-Grauert-Brief” genannt) an. Diese entspricht hingegen lediglich einer Seitendeckung von 2,8 %. Um auf die heute gebräuchlichen 5 % Seitendeckung zu kommen, müssen die die Seitenleistung durch 1,8 dividieren, um realistische und vergleichbare Werte zu erhalten.

Tipp: Achten Sie beim nächsten Kauf genau darauf, welche Norm zur Berechnung der Seitenleistung der Hersteller angibt.

Was ist der Dr.-Grauert-Brief?

Bei der DIN Norm 10561 handelt es sich um den so genannten Dr.-Grauert-Brief, ein Dokument zur Berechnung der Reichweite von Tonern und Tintenpatronen. Entwickelt wurde der Brief bereits im Jahr 1975, weshalb er nach heutigen Maßstäben als unrealistisch für die Bewertung der Toner- und Druckerpatronen-Reichweite anzusehen ist. Der Brief besteht aus rund 1.450 Anschlägen, einer 10 CPI großen Schrift (in etwa mit der Schriftart Courier in der Größe 12 pt vergleichbar). Der Name des Dokuments leitet sich vom fiktiven Adressaten des Briefes “Herr Dr. Grauert” ab.

Problem Nr. 3: abweichende Raumtemperatur

Auch wenn die Testbedingungen der gängigen Normen ISO/IEC 19752 und ISO/IEC 19798 recht realistisch sind, kann eine zu hohe oder niedrige Raumtemperatur zu abweichenden Ergebnissen führen. Haben Sie im Winter dank voll aufgedrehter Heizung 30°C im Büro oder Ihrem Home-Office, wirkt sich das ebenso auf die tatsächliche Seitenleistung aus, wie 15°C im Sommer dank Klimaanlage.

Fazit: Normen beachten und Tonersparmodus aktivieren

Beim Kauf einer neuen Tonerkartusche für Ihren Monochrom- oder Farblaserdrucker sollten Sie exakt darauf achten, welche Normen der Hersteller zugrunde legt. Möchten Sie die angegebene Seitenleistung erreichen, sollten die Rahmenbedingungen in Ihrem Büro in etwa denen entsprechen, wie Sie beim Test für die Ermittlung der Tonerreichweite vorherrschen. Sollten Sie viele Fotos, Grafiken oder anderweitig prall gefüllte Dokumente drucken, seien Sie gnädig mit den Druckerherstellern; in solchen Fällen kann die angegebene Seitenleistung unmöglich erreicht werden.

Möchten Sie die Reichweite Ihrer Tonerkartusche erhöhen, empfehlen wir Ihnen den Tonersparmodus zu aktivieren. Sofern Sie keine Fotos, Graustufenbilder oder wichtige Vertragsdokumente drucken möchten, können Sie mit diesem Druckmodus deutlich wertvollen Toner einsparen.