Kaum jemand, der, wenn er „Venedig“ hört, nicht schon bestimmte Vorstellungen im Kopf hat. Gondeln, Masken, Paläste…

Das Erstaunlichste für den, der Venedig zum ersten Mal tatsächlich besucht, ist vielleicht, dass die Stadt nicht nur so schön ist, wie vermutet, sondern sogar noch ein bisschen schöner. Denn die Erfahrung zeigt ja sonst, dass die Postkartenmotive, die das Bild eines uns noch unbekannten Traumzieles sind, Ausschnitte der Realität sind, die wir vor Ort vorfinden. Natürlich, die angekündigte Schönheit lässt sich wiederfinden – nur zu den Rändern hin schwächt sich das Bild ab, und beim Verlassen der touristischen Kernzone kann es ganz kippen. Dass es sich in Venedig nicht so verhält, ist schon das erste Wunder dieser Stadt. Sicher, auch hier gibt es Orte, die die Besucher in besonderem Maße und auch zurecht anziehen, wie den Markusplatz und die Rialtobrücke, und überhaupt ist die Stadt mit über 30 Millionen Besuchern im Jahr ständig voller Touristen – und dennoch ist diese Stadt so schön, dass die Schönheit noch für die verwinkelste Gasse, die tausendste Brücke und den entlegensten Platz, der sich im Gassengewirr überraschend auftut, auszureichen scheint.

Der Schönheit der Stadt ist es auch zu verdanken, dass sich ein Besuch zu jeder Jahreszeit lohnt: im Sommer strahlen die Fassaden und das Meer durch die Sonne vor einem blauen Himmel. Einzig die Feuchtigkeit, die die Hitze begleiten kann, und der Geruch des aufgewärmten Wassers in den Kanälen können den Besuch der Stadt etwas beschwerlicher machen. Die Vorteile dieser Zeit locken hingegen auch die meisten Touristen des Jahres. Wer die Stadt etwas mehr für sich haben möchte, wer einfach in den Markusdom hineinspazieren möchte, ohne stundenlang Schlange stehen zu müssen, wer zentraler in der Stadt wohnen möchte, als es im Sommer zur Hauptsaison die Hotelpreise erlauben, der sollte im Winter nach Venedig kommen. An manchen Tagen liegt die Stadt dann in Nebel getaucht, der Venedig in einer entrückten Schönheit erscheinen lässt. Vom Wasser her kann dann zwar eine empfindliche Kälte durch die Gassen ziehen, aber wem es unangenehm wird, der steigt einfach in das nächste Vaporetto, also in einen der Wasserbusse, die in Venedig den öffentlichen Nahverkehr bilden. Und auch wenn einige Restaurants und Geschäfte im Winter schließen, um etwa für den neuen Ansturm im Sommer zu renovieren, so findet sich immer eine Bar, in der man am Tresen schnell und günstig einen Espresso trinken kann, einen caffè, wie es auf Italienisch heißt.

Aber wann auch immer man nach Venedig kommt, es lohnt sich, immer wieder zu kommen… Auch zeitlich begrenzte Ereignisse, wie die jeweils in ungeraden Jahren stattfindende Kunstbiennale, können in die Stadt locken. Künstler verschiedener Länder stellen dann auf dem Ausstellungsgelände, aber auch an vielen Orten der Stadt, ihre Werke aus, die internationale Beachtung finden.

 

Wenn man Venedig von oben betrachtet, erinnert ihre Form ein wenig an die eines Fisches. Wie die Stadt von Wasser umgeben in der Lagune liegt, von unzähligen Kanälen durchzogen und vom Canal Grande in zwei weiten Bögen durchteilt, lässt sich schon auf der Karte ihre Einzigartigkeit erkennen.

Wer mit dem Auto oder dem Zug nach Venedig anreist, kommt quasi direkt am Kopf des Fisches an, am Piazzale Roma oder am Bahnhof Santa Lucia. Auch wer sich am Flughafen für einen Bustransfer entscheidet, beginnt hier seinen Aufenthalt in der Stadt.

Wer dann hier ein Vaporetto besteigt und sich durch den Canal Grande schippern lässt, ist schon mitten drin in der Pracht Venedigs. Paläste aus Gotik, Renaissance und Barock liegen hier aneinander. Die Venezianer nennen ihren großen Kanal daher auch „Canalezzo“ und verschmelzen so „Canal“ mit dem italienischen Wort für Palast, „Palazzo“.

 

Goethe schrieb im Jahr 1786 in seiner „Italienischen Reise“ über Venedig: „Von Venedig ist schon viel erzählt und gedruckt, daß ich mit Beschreibung nicht umständlich sein will, ich sage nur, wie es mir entgegenkommt.“.

Die Pracht Venedigs, der Kunstreichtum und die einzigartige Schönheit lässt sich vielleicht in Bildern besser ausdrücken als in Beschreibungen… Eine Möglichkeit einer gedanklichen Reise nach Venedig bietet der großformatige Wandkalender „Venedig 2018“ von Franz Asshauer.

Sehnsucht nach Italien vermitteln auch Goethes „Römische Elegien“ als stimmungsvolles Hörbuch.