Loi Krathong und Yi Peng: Das weltberühmte Lichterfest in Chiang Mai

Hunderte von Laternen schweben durch den Himmel und mindestens genauso viele selbstgebaute Bötchen treiben einen Fluss entlang. Die Rede ist vom Lichterfest in Chiang Mai, das die Stadt für einige Tage zum Leuchten bringt. Ich durfte es erstmals miterleben und war – wie sollte es auch anders sein – mehr als begeistert von dem Spektakel.

Auf das Lichterfest freute ich mich ganz besonders, obwohl es bis kurz vor dem Startschuss große Fragezeichen gab, ob es überhaupt stattfinden würde. Das Land befindet sich nach dem Tod seines geliebten Königs Bhumibol schließlich nach wie vor in der für ein Jahr angesetzten Staatstrauer. Diese ist insbesondere bei öffentlichen Veranstaltungen zu spüren.

Als mit dem Einbruch der Dämmerung jedoch die ersten Touristen und Einheimischen zum Mae Ping River pilgerten, war klar, dass der Himmel und der Fluss am Abend doch noch leuchten würden. Ich schloss mich der Meute an und sah von weitem bereits die ersten, mit Kerzen und Räucherstäbchen bestückten Schiffchen, durch das Wasser treiben.

Loi Krathong und Yi Peng: Zwei Festivals an einem Tag

Chiang Mai ist einer der wenigen Orte, in denen sowohl das Yi Peng- als auch das Loi Krathong-Festival am gleichen Tag stattfinden. Daher hat die Stadt für Touristen am Tag des Vollmondes eine besonders große Anziehungskraft.

Die Festlichkeiten dienen vor allem dazu, Buddha Respekt zu zollen und ihn zu würdigen. Außerdem wird durch die Boote und die Laternen das Loslassen von Pech, Sorgen, negativen Erlebnissen, Ärger und Wut symbolisiert.

Ein paar grundlegende Unterschiede zwischen Loi Krathong und dem Yi Peng-Festival gibt es aber trotzdem.

1. Loi Krathong

Ins Deutsche übersetzt bedeutet Loi Krathong schwimmendes Floß. Dieses ist auch der Protagonist der Veranstaltung. So hat jeder Thai und Tourist die Möglichkeit ein eigenes Floß zu basteln oder eines bei einem der Stände für 20 bis 30 Baht zu kaufen und es zu Wasser zu lassen.

Die traditionellen Flöße werden entweder aus dem Strunk der Bananenstaude oder Brotteig gebaut, sodass sie zum einen umweltfreundlich sind und zum anderen den Fischen etwas Nahrung bieten. Eine günstigere Variante wird aus Styrofoam hergestellt. Diese ist alles andere als ökologisch, wird zum Glück aber nur vereinzelt angeboten.

Die Flöße beinhalten in der Regel verschiedene Gaben, wie zum Beispiel Blumen, Essen und Räucherstäbchen. Einige Organisationen, Unternehmen und Vereine machen gar einen Wettbewerb daraus, wer Jahr für Jahr das schönste und größte Krathong bastelt.

Seinen Ursprung hat das Loi Krathong übrigens im indischen Hinduismus. Der Legende nach gelangte die Tradition über Sukhothai, der früheren Hauptstadt des Königreichs, nach Thailand. Mittlerweile ist Loi Krathong ein großes Familienfest, bei dem viel gegessen und getrunken wird.

2. Yi Peng

Nachdem die ersten Boote mit Einbruch der Dunkelheit gestartet sind, beginnen ungefähr eine Stunde später die ersten Laternen durch die Luft zu fliegen. Das Yee Peng-Festival, wie es die Thais nennen, findet an insgesamt drei Tagen statt. Die meisten Laternen kannst du am ersten Tag ab 20 Uhr bestaunen.

Der Name des Festivals bedeutet übersetzt zweiter Monat. Daher findet Yi Peng stets bei Vollmond am zweiten Monat des Lanna-Kalenders statt, weshalb es sich mit Loi Krathong überschneidet.

Die Laternen sind meist aus Reispapier gemacht, die über einen Bambusrahmen gespannt werden. Im Zentrum wird schließlich die Kerze befestigt, die beim Anmachen für den nötigen Auftrieb sorgt. Die Laterne auf eigene Faust zu zünden, ist kaum möglich, da mindestens eine Person die Laterne halten muss, während eine andere die Kerze entfacht.

Die Kosten pro Laterne liegen bei ungefähr 100 Baht, auch wenn ich beim Yi Peng-Festival in Chiang Mai keinen offiziellen Verkaufsstand erspähen konnte. Es dreht sogar das Gerücht die Runde, dass die Laternen beim diesjährigen Lichterfest verboten waren. Einige Chinesen verkauften sie trotzdem heimlich, weshalb am Schluss doch noch ein ganz „normales“ Yi Peng-Festival in Chiang Mai stattfinden konnte.

Tipps für das Lichterfest in Chiang Mai

Das Lichterfest ist einfach grandios und ich habe den Anblick der schimmernden Kerzen zu Wasser und zu Luft sehr genossen. Natürlich habe ich selbst auch ein Floß losgelassen und mir dabei etwas gewünscht. Eine Laterne hatte ich nicht, allerdings flog mir zufällig eine in die Hände, die zu wenig Auftrieb hatte und die ich wenig später aus meinen Klauen befreite.

Damit Loi Krathong und das Yi Peng-Festival in Chiang Mai auch für dich eine absolute Bereicherung werden, habe ich abschließend noch ein paar Fakten und Tipps für dich:

    • Die ersten Boote des Loi Krathong werden am späten Nachmittag ins Wasser gelassen, also ab ungefähr 18 Uhr. Um 20 Uhr ist an der Mae Jo University der offizielle Startschuss für die Laternen. Dort werden die meisten Laternen gen Himmel gesendet. Das Spektakel kannst du dort jedoch nur mit angemessener Kleidung beobachten.
    • Ein sehr guter Standort ist am Mae Ping River in der Nähe der Narawat-Brücke. Von dort kannst du dein Krathong ins Wasser setzen und hast einen guten Blick auf die fliegenden Laternen.
    • Nicht nur die Flöße und die Laternen bieten einen beeindruckenden Anblick. Auch der riesige Markt, der  sich entlang des Mae Ping Rivers zieht ist absolut sehenswert. Hier gibt es neben tollem Essen auch ein paar skurrile Freizeitaktivitäten, wie zum Beispiel ein Angelspiel mit echten Fischen, Schießstände und jede Menge Kitsch.
    • Versuche nicht ständig das schönste Fotos von den aufsteigenden Laternen und den vorbei schwimmenden Bötchen zu machen, sondern lehne dich zurück und genieße das Lichterfest in vollen Zügen. Du hast schließlich viele Stunden Zeit, das perfekte Foto zu schießen.
    • Die Laternen dürfen wegen Feuergefahr nur an einigen wenigen Stellen vom Mae Ping River losgelassen werden. Gehe also dorthin, wo offene Flächen und keine Bäume in deiner näheren Umgebung sind.
    • Vermeide die öffentlichen Verkehrsmittel, um zu den Hauptplätzen des Yi Peng-Festivals zu gelangen. Dort geht es ziemlich chaotisch zu und du kommst nur schwer voran. Ganz egal, ob bei der Hin- oder Rückfahrt.

Übrigens war beim Lichterfest im November zeitgleich der „Supermoon“, also der größte Vollmond seit siebzig Jahren. Was im heimischen Deutschland für großes Aufsehen sorgte, spielte in Chiang Mai nur eine kleine Nebenrolle. Die Hauptrollen waren den vielen bunten Laternen und Flöße vorbehalten.

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