Die Sorority vom Jungfrauenthal

Gedenktafel Kloster HarvesterhudeIn Hamburg-Harvestehude hat eine Sorority, eine sog. griechische Verbindung junger Studentinnen, ihr erstes Chapter auf deutschem Boden gegründet. Die Studentinnen fallen nicht nur wegen der ungewöhnlichen Kleiderordnung auf dem Campus auf.

Ihren Sitz haben sie im Jungfrauenthal. In valle virginum – “Im Jungfrauenthal” nannten die Zisterzienserinnen ihr Kloster in Harvestehude. Auch heute noch zeugen zahlreiche Straßennamen von der Zeit, als sich das Kloster über weite Bereiche des Stadtteils erstreckte: Abteistraße, Klostergarten, Nonnenstieg, Jungfrauenthal und Frauenthal sind nur einige von ihnen.

Hier auf dem Gelände des alten Klosters, unweit der Uni und ganz nah der Alster, hat die amerikanische Sorority Gamma Xi Delta (ΓΞΔ) ihr erstes Chapter in Deutschland gegründet. Sororities sind Verbindungen von Studentinnen, die in der Regel alle im gleichen Haus wohnen, ähnlich einem Studentinnenwohnheim, aber mit größerem Anspruch an die Zusammengehörigkeit. “Griechisch” heißen die Verbindungen, weil sie in der Regel nach drei Buchstaben des griechischen Alphabets benannt werden.

Straßenschild Klostergarten Straßenschilder Abteistraße, Nonnenstieg in Hamburg Harvesterhude Straßenschild Jungfrauenthal, Hamburg Harvesterhude Straßenschild Frauenthal, Hamburg Harvesterhude

Hier ein Auszug aus dem Band “Der heiße Stuhl” über Gamma Xi Delta:

Wir alle tragen die gleiche Kleidung. Sie ist unser Erkennungsmerkmal auf dem Campus: Torn Jeans und Bodysuit. Nur Danielle, unsere Präsidentin, konnte auf diese eigenwilligen Kleidervorschriften kommen. Sie stammt aus Louisiana und war schon dort Mitglied der Verbindung Gamma Xi Delta.
BHs sind ebenfalls verboten. Für diese No-bra-Philosophie gibt es unterschiedliche Begründungen, aber es würde hier zu weit führen, sie alle aufzuzählen. Einigen wir uns darauf, dass die meisten von uns es angenehmer finden, nicht in diese unbequemen Dinger gezwängt zu werden. Wir trugen sie aus gesellschaftlichen Konventionen. Kaum einer von uns ist noch nie mit dem Spruch von seiner Mutter aufgehalten worden: „So gehst du mir aber nicht aus dem Haus!“ – „Free the Nippel“ ist die Parole hier.
Auch Schuhe und Strümpfe sind zumindest in den Räumen der Villa nicht erlaubt. Wir sollen die Füße nicht vernachlässigen, uns regelmäßig um den Nagellack kümmern und um die Hornhaut. Wer seine Füße in Strümpfen versteckt, neigt leicht zur Schlamperei in solchen Dingen. So die offizielle Begründung. Zum Glück gibt im ganzen Haus Fußbodenheizung.
Hier in Hamburg sind wir die erste Sorority. Das erste Chapter. Danielle ist sozusagen unsere Gründerin. Sie wollte ursprünglich nur ein paar Semester in der Alten Welt studieren, um ihren Horizont zu erweitern. Aber ohne ihre Schwestern und ohne eigenes Haus wurde ihr schnell langweilig. Wer das Leben in einer Sorority gewohnt ist, mag diese Art des Zusammenlebens bald nicht mehr missen, erklärte sie uns einmal.
Und so hat sie lange mit ihrem Mutterhaus und einigen Alumni telefoniert, bis sie die Erlaubnis und das Geld hatte, eine Kolonie zu gründen. Sie hat die Villa in Harvestehude gefunden, direkt an der Alster, und mit Unterstützung der Zentrale gekauft. Zur Zeit wohnen vierunddreißig Studentinnen hier, aber es gibt Platz für an die fünfzig. Keine Ahnung, wer hier früher gelebt hat, aber er hatte haufenweise Zimmer – und die entsprechenden Räume für das Dienstpersonal.

Neue Mitglieder werden nach einem zweiteiligen Auswahlprozess initiiert: Während des Rushings haben die interessierten Studentinnen die Möglichkeit, die Sorority besser kennenzulernen. Dafür gibt es spezielle Events, in denen sich die Mitglieder und die Interessierten kennenlernen können. Meist fällt in diese Phase auch ein ausführliches Interview mit den Neuen. Am Ende des Rushings erhalten diejenigen, von denen die Mitglieder das Gefühl haben, sie könnten zur Gruppe passen, eine Offerte: den Bid.

Gamma Xi Delta lässt sich für die zweite, die Pledge-Phase, Zeit. Die ausgewählten potentiellen neuen Mitglieder können für ein Semester in der Villa wohnen, stehen aber unter besonderer Beobachtung. Gruppenabende finden jeweils die mittwochs und sonntags statt. Dort wird die Ernsthaftigkeit ihres Wunsches, Mitglied zu werden, auf die Probe gestellt. In verschiedenen Übungen wird ihr Vertrauen getestet. Nicht selten werden hier auch bewusst Grenzen ausgelotet. Am Ende des Semesters steht die sog. Höllenwoche, in der den Pledges noch einmal alles abverlangt wird. Denn nur, wer hundertprozentig hinter der Sorority steht, hat eine Chance, Mitglied zu werden.

Cover: Der heiße StuhlIn meiner neuen New-Adult-Reihe Gamma Xi Delta – Die Sorority vom Jungfrauenthal” erzähle ich von allem, was in der Villa passiert. Von den Freundschaften, die dort entstehen, ebenso wie von den Querelen. Und natürlich von den Gruppenabenden und den Prüfungen, die den potentiellen neuen Mitgliedern auferlegt werden.

So geht es im ersten Band um Nina, die an einer dieser Gruppensitzungen auf dem “heißen Stuhl” landet. Wer dort sitzt, steht im Fokus der Runde. Jeder Teilnehmer gibt schriftlich ein Feedback ab. Diese Zettel werden später verlesen, ohne dass die Person auf dem Stuhl sich rechtfertigen dürfte. Für Nina kommt es aber noch schlimmer: Sie wird aufgefordert, nackt auf dem Stuhl Platz zu nehmen. Die anderen Studentinnen sollen notieren, was sie gern mit ihr anstellen würden, wenn sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Was sie da noch nicht wissen: Der Vorstand wird an diesem Abend einige der Fantasien umsetzen.

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