Fabeltiere

TL;DR

Eins der seltenen Fabelbücher. Noch seltener sind besondere Buchausgaben aus diesen Jahren (man mag mich eines Besseren belehren). Damals erschien sowas nur als verrücktes Kunstbuch.

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QualitätGestaltungPreis/LeistungEinzigartigkeitDanke für die Unterstützung!

Eine der wenigen Illustrationen des piscis habitabilis, des gemeinen Inselfisches, findet sich kunstvoll geschnitten nur in diesem kleinen dünnen Band. Daneben bekommt man einen kryptozoologisch aufschlussreichen wenn auch knappen Artikel geboten. Letztendlich finden sich auch Literaturnachweise für das eigene Studium (Jona Grampus: “Meine Blutbäder”, in: “Erinnerungen eines Piratenkapitäns”, S. 71-74, Neuauflage, Hamburg, 1939). Der Inselfisch, dieses träge Meerestier verbringt lange Zeiten halb aus dem Wasser ragend und verhält sich dabei so ruhig, dass sich langsam menschliche Zivilisation auf ihm finden lässt. Faszinierend. Wir sammeln solche Fabelbücher. Aus bestimmten Gründen sind sie äußerst aufschlussreich. Man sollte sich vielleicht einmal fragen warum sich der Mensch bei aller schillernd diverser Natur immer noch etwas dazudenkt. Wobei die Antwort einfach ist. Der Grieche Äsop erzählte Geschichten von Tieren, die sich wie Menschen gebärden, um eigentlich vom Menschen zu erzählen. Wovon erzählen die Tiere also, die es gar nicht gibt? Nun vielleicht erzählen sie von einem Sinn in der Natur, den der Mensch nicht finden kann, weil er ihm abhanden gekommen ist. So wie wir der Natur (Gott sei Dank!) abhanden gekommen sind. Jetzt frage bitte niemand, was für Sinn ein Inselfisch hat. Da kommt man selber drauf. Man stelle sich einmal vor, dass das Land und mit ihm alles was uns lieb und teuer ist doch eigentlich ins Meer gehörte. Da ist unser Ursprung. Dann –  und nur so – taucht der Fisch wieder unter, nicht aber steigt das Meer an. Hier finden wir die neue Perspektive den neuen Sinn. Früher brach die Sintflut über uns herein und heute geht die Welt unter und dafür steht der Fisch. Meditieren wir alle darüber!

Wir sehr würde ich mir ein riesiges Bestarium aller Fabelwesen und ihrer Bedeutung wünschen. Bis dahin begnüge ich mit einem Mosaik aus solchen Funden. Zeidler hat selber nur diesen einen Band hinterlassen (immerhin zweimal aufgelegt) und einen anderen mit “Phantastischen Landschaften”, den ich mir aber nicht geleistet habe.

Ein bedauerlich schmaler Band, der aber fein gearbeitet wurde. Auf geprägten Seiten finden sich die Artikel zu den Tieren in Fraktur. Alles ist fein säuberlich gesetzt und die Illustrationen wurden auf eigenen Glanzpapier ausgeschnitten und eingeklebt. Das war damals vielleicht günstiger. Heute macht es zumindest immer einen edlen angestaubten Eindruck, der den Betrachter ganz vorsichtig umblättern lässt. Weniger vorsichtig war unser kleines Teufelskind als es das zarte Buch in seine Hände bekam. Deswegen kann man den Einband leider nur noch auf Angebotsseiten im Netz bewundern. Aber sei’s drum, denn alles vergeht, wie einem die Nachkommen lehren.

 

Bibliographische Angaben: Zeidler, Hans-Joachim: „Fabeltiere“, Haude & Spener, 1968

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