Sonntag, 27. November 2016

Schäften der Sperrholzplatten - Oder eine Chronologie des Scheiterns ...

Seit geraumer Zeit (der geneigte Leser merkt es an fehlenden Blogeinträgen) tut sich recht wenig...

Das liegt zum einen an Renovierungsarbeiten, die am Haus vorgenommen werden mussten, zum anderen liegt es an den vor mir liegenden Aufgaben. Ich bin momentan an einem Stand, an dem ich die Sperrholzplatten auf die volle Länge verlängern muss.

Ich habe für die Beplankung je zwei Sperrholzplatten von 3m Länge (für die Seiten) und 2,5m Länge für den Boden. bekommen. Das sind schon die maximalen Längen, die ich hier am Markt bekommen konnte. Um nun ein Boot von knapp 5m Länge zu bauen, muß ich also die Platten verlängern.

Zwei Möglichkeiten schlägt Glen-L dazu vor: Beim sogenannten "Butt-Joint" werden die Platten einfach auf Stoss gelegt und mit einem dahinter liegenden Brett gleicher Stärke verklebt und verschraubt. Dass hat jedoch den Nachteil, dass das Brett an dieser Stelle doppelt so dick ist und somit die Krümmung and dieser Stelle etwas flacher ist. Außerdem bleibt der Stoß und die Schraubenköpfe, die kaschiert werden müssen.


Die Alternative ist der sogenannte "Scarf-Joint" (zu deutsch: das Schäften). Dabei werden die Platten an einem Ende abgeschrägt, so dass sie am Ende langsam von voller Plattenstärke auf 0mm Stärke dünner wird. Nun wird eine Platte gewendet und die Beiden schrägen dienen als Klebefläche, um die Platten zu verbinden. Mit diesem Verfahren bleibt die Platte überall gleich dick.

Das Schäften ist eindeutig die elegantere und schönere Lösung, aber eben auch deutlich schwieriger durchzuführen. Trotzdem wollte ich irgendwie die Schäftung haben, um möglichst nahe ans Optimum zu kommen.

So stand ich also vor dieser Aufgabe wie ein Pferd das vor dem Wassergraben scheut und habe hin und her überlegt, mich immer wieder umentschieden, um mich am Ende doch für das Schäften zu entscheiden.

Als die Entscheidung endlich gefallen war, musste ich erstmal mit meinen Platten in den Garten umziehen, da in meiner Miniwerkstatt absolut kein Platz war. Das war der Umzug zu einem frustrierenden Try and Error Handwerken, das ich mir im Nachhinein absolut hätte sparen können...

Nachdem ich mir einen über 6m Langen Arbeitstisch im Garten errichtet hatte, habe ich erstmal jede Menge YouTube Videos studiert und versucht mich schlau zu machen, wie man so etwas am geschicktesten anfängt.

Meinen ersten Versuch habe ich mit meinem neuen Lieblingwerkzeug, der Oberfräse, gestartet.
Dabei habe ich mich an diesem Video orientiert. Leider lag zwischen dem Betrachten des Videos und meinem Versuch schon wieder so viel Zeit, dass ich wahrscheinlich alles falsch gemacht habe, was man falsch machen konnte. Insbesondere habe ich die Fräse an den vorgesehenen Griffen und nicht an den Auflagestäben geführt. Das Ergebnis war eine löchrige Buckelpiste, die weit entfernt von einer schönen Schräge war.  Meine Auflagestäbe waren viel zu dünn und flexibel, so dass sich der Fräßkopf immer wieder in das Material bohrte...

  

Mein nächster Rettungsversuch bestand darin (Nachdem ich erstmal wieder für eine gewisse Zeit keine Lust mehr hatte), die Oberfräse gegen den Bandschleifer zu ersetzen. Statt dünner Rundstäbe sollte der Bandschleifer in einem stabilen Holzgestell eingeklemmt sein. Meine Theorie war, dass das steifere Holz und die größere Auflagefläche zu einem besseren Ergebnis führen würde.

Naja, besser war das Ergebnis, aber immer noch weit von dem Entfernt, was ich mir vorgestellt hatte.
Und mühsam war der ganz Akt auch. Mir war also letztendlich klar, dass ich eine bessere Alternative brauchte.

Dank Internet habe ich dann eine Tischlerei gefunden, die mit modernsten CNC Maschinen ausgestattet war. Ich habe mein Problem kurz geschildert und der Mitarbeiter der Tischlerei hatte sofort eine passende Lösung für mich parat.

Als ich mit meinen Platten dort ankam, war die Maschine schon eingerichtet und allein die Führung durch das Werk war den kleinen Obulus für die Kaffekasse wert.

Dieses Wunderwerk der Technik hat die Platten exakt zugeschnitten.


Mit Fräßkopf und ...

...schräg gestelltem Sägeblatt wurde eine saubere Schräge angebracht.

Bei den dicken Platten waren zwei Schritte notwendig

Bei einem kurzen Gang durch die Hallen konnte ich den modernen Maschinenpark bestaunen.

Tortz aller Skepsis gegen die moderne CNC Technik, schließlich will ich traditionell ein Boot bauen, gibt mir das Ergebnis nach 2 Monaten "rum-murksen" eindeutig das Gefühl am Ende das Richtige getan zu haben.

5 Kommentare:

  1. Moin, moin !!!

    Es hat mich super gefreut, als ich im Dezember gesehen habe, das wieder neue Einträge gepostet waren.
    Dein Blog ist echt eine tolle Sache.....ich stehe auch gerade vor dem Schäften meiner Sperrholzplatten....mal sehen ob`s klappt.
    Auf jedenfall WEITER SO !!! Macht immer spaß hier vorbei zu schauen!!!
    LG
    Axel

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  2. Guten Tag Stefan
    von West System gibt es eine Vorrichtung, um Sperrholzplatten schnell und einfach mit einer Kreissäge anschärfen zu können. Vielleicht ist das ja etwas für Dich. Weiterhin viel Freude beim Bauen ...

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  3. Hallo Stefan. Bin ebenfalls ein Boot am planen und frage mich, ob es die "scarf joints" überhaupt braucht – ich nehme an, du würdest es auch noch mit einer Glasfaserschicht versiegeln? Ich bin erst am Anfang und noch am Infos zusammenkratzen, darum frage ich so doof ;-). Viel Glück beim weiteren Arbeiten! Lg Andi

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  4. Hallo,

    Danke für Deinen Kommentar. Du hast natürlich recht, grundsätzlich könnte ich auch mit dem butt joint arbeiten, aber ich hoffe, mit dem scarf joint ein schöneres Ergebnis zu bekommen.
    Zum einen, weil ich möglichst wenig Schrauben in der Holzfläche möchte, zum anderen weil durch die unterschiedliche Materialdicke die Rundung des Rumpfes an dieser Stelle etwas abgeflacht wird.

    Vielleicht ist das alles übertrieben, aber jetzt bin ich so weit gekommen. Viel Erfolg noch beim Bootsbau und lass mal von Dir hören...

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    1. Ja, das macht Sinn. :-) Ich werde wahrscheinlich auch deine Variante anwenden. Bin gespannt, wie es bei dir weitergeht! War gestern den Platz ausmessen, an dem das Boot dann liegen soll. Jetzt weiss ich schon die Masse. Immerhin etwas, hehe. Lg Andi

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